Hör auf, brav zu sein und überspann den Bogen nicht!

Von Wernerbremen

Quelle: www.ettlingen.de


Meine heutigen Abendgedanken

Ihr Lieben,

in diesen Tagen hatte ich die Freude, als Lektor eine Arbeit aus dem Bereich der Erziehungswissenschaften korrigieren zu dürfen.

In dieser Arbeit ging es darum, welche zwei Ermahnungen Kinder und Jugendliche am häufigsten in ihrer Kindheit und Jugend hören.
Interessanterweise hat man durch umfangreiche und gründliche Untersuchungen herausgefunden, dass die beiden häufigsten Ermahnungen, die Kinder und Jugendliche in ihrem jungen Leben hören,
die Ermahnungen „Sei brav!“ und „Streng Dich an!sind.
Grundsätzlich sind sie sicher gut gemeint, aber wenn wir sie genau betrachten,
sind sie die größten Stolpersteine in unserem Leben!


Die Ermahnung „Brav sein“ mag zu einer bestimmten Zeit in der Kindheit angebracht sein, aber da diese Ermahnung den Kindern und Jugendlichen immer wieder gesagt wird, wird aus dem Erziehungsmittel ein Erziehungsziel.

Quelle: design-3000.de

Das so erzogene Kind verinnerlicht diese Ermahnung derartig,
dass es als Lebenshaltung brav wird
.


Wenn Du immer brav bist, wirst Du nie anecken wollen, wirst Du Dich zu oft anpassen, auch wenn es Dir nicht behagt, Du wirst versuchen, es allen recht zu machen, wirst versuchen, immer geliebt zu werden und wirst Dich dafür immer wieder oder ständig verbiegen.

Wenn Du, liebe Leserin, lieber Leser, einen solchen inneren “Antreiber” in Dir hast, verbiegst Du Dich in Deinem Leben so lange und so stark, dass Du irgendwann wirklich (zusammen)brichst:
Es ist wie bei dem Flitzebogen, den wir uns als Kinder gebastelt haben:
Irgendwann ist der Bogen überspannt …

Die Ermahnung “Streng Dich an” kommt dann noch dazu, denn wir “wissen” ja von klein auf, dass wir nichts erreichen können, wenn wir uns nicht anstrengen, wenn wir nicht fleißig sind, wenn wir uns nicht bemühen. Schon unsere Eltern und Lehrer haben uns das oft genug eingetrichtert: 

„Das Leben ist ein Kampf, es ist nicht fair und nur die Stärksten überleben.“
Aber das bedeutet, dass die Schwächeren zusammenbrechen, einen Herzinfarkt oder Ähnliches erleiden und „sterben“ (wenn nur die Stärksten überleben).


Ihr Lieben,

Ihr wisst, dass ich das Bild des Brunnen sehr liebe und dass ich selbst gerne einem Brunnen ähneln möchte. 

Ein Brunnen ist viel klüger als wir Menschen.

Ein Brunnen ist nicht brav, er spendet nur das Wasser, das er selbst bekommt.

Einen Brunnen anzuschreien, er solle mehr geben (also brav sein), ist völlig sinnlos,
er wird nur das Wasser geben, das ihm zufließt.

Ein Brunnen kann sich nicht überanstrengen, denn er tut nur das, was er will.


Ein Brunnen strengt sich auch nicht an, er ist einfach da und tut das,
was er am liebsten tut:

Lebensspendendes Wasser weitergeben an die, die es brauchen, Wasser weiterreichen, an die, die Durst haben, er erfrischt den Durstigen, er tränkt die Pflanzen und erfreut mit seinem Anblick die Vorübergehenden.

Ich würde mir sehr wünschen, wenn wir die alten Glaubensätze unserer Kindheit
„Sei brav!“ und „Streng Dich an!“ endlich über Bord werfen würden und uns darauf besinnen würden, ein Leben zu führen, das sich nicht verbiegt, das sich nicht anstrengt, sondern das seinen eigenen Weg einschlägt, die eigenen Bedürfnisse erfüllt, zur inneren Ruhe findet und den anderen Menschen zu einer Quelle der Freude und Liebe wird.


Ich wünsche Euch nun ein heiteres Wochenende und grüße Euch herzlich aus Bremen

Euer fröhlicher Werner



Quelle: Karin Heringshausen