The Hairy Mushrooms
aus Belgien eröffnen das Festival. In der Besetzung 2 mal Gitarre, Bass und Schlagzeug bieten die vier jungen Herrn einen soliden Mix aus eigenen Titeln und aus Songs, die aus anderen Federn stammen (z. B. Kinks: «You Really Got Me» oder Jimi Hendrix: «Foxy Lady».
Musikalisch sehe ich die Band eher im Bereich Rock als im Blues. Eigens für diesen Abend haben sie sich ACDC’s «She’s Got The Jack» drauf geschafft, um „auch mal einen Bluestitel zu präsentieren“ (eigene Aussage des Sängers).
Die Titel sind alle sauber gespielt, aber sie reißen mich und einen Großteil des restlichen Publikums nicht gerade vom Hocker. Sicher gibt es für die „Haarigen Pilze“ noch genug Platz nach oben und Spielpraxis tut bekanntlich allen Bands gut.
Black Top
Anders wird dies allerdings gleich nach der kurzen Umbaupause, als sich «Black Top» aus den Niederlanden auf der Bühne eingefunden haben.
Hier geht es Schlag auf Schlag, ein Titel geht quasi in den anderen über. Wer hier reinen Blues erwartet, ist fehl geleitet.
«Black Top» liegen stilistisch eher bei ACDC oder bei ZZ Top, wenn man es denn unbedingt vergleichen will. Sie fahren ihren eigenen Sound, der einem Powertrio alle Ehre macht.
Klasse gespielter Bluesrock. Den Gesang teilen sich Gitarrist Mick Hup und Bassist Anne-Maarten van Heuvelen. Und das machen Beide hervorragend. Am Schlagzeug sitzt Theo Thumper.
Dieses Trio funktioniert wie eine gut geölte Maschine. Tolle Gitarrenriffs und Bassläufe, mit Feeling gespielt und angetrieben von einer präzisen ,„in-takten“ menschlichen Drummachine. Zwei Alben haben sie auf dem Markt. Die heute Abend gespielten Titel stammen meistens aus der 2011 erschienenen CD «Sour Milk».
Sicher nichts für Bluespuristen, sondern eher etwas für Freunde der etwas härteren Gangart.
Wie bei den meisten im Publikum macht dieser Auftritt auch bei mir Laune und zwar einfach gute. Professionell gespielte, handgemachte Musik, die aber immer noch Ecken und Kanten und die nötige dreckige Erdung hat. Für mich die Neuentdeckung des Abends.
Eddie Martin
Zum guten Schluss tritt Eddie Martin mit seinen beiden Musikern Danny Cox (Drums) und John- Paul Gard KeyB- Organ auf die Bühne.
Wer jetzt nach einem Bassisten sucht, sucht vergebens. Den gibt es schlicht nicht. Die Tieftonarbeit erledigt Mr. Gard mit den Basspedalen und seinem linken Fuß.
Eddie Martin erweist sich einerseits als hervorragender Gitarrist, weiß aber durchaus auch als Sänger und Mundharmonikaspieler zu punkten.
Harp- und Gitarrenspiel gleichzeitig werden möglich, da er mit Gaffa- Tape das Mikrofon für die Harp, die berühmte „Fahrradlampe“, einfach an den Mundharmonikahalter geklebt hat.
Eddie Martin hat ein neues Album produziert, das er mit einer siebenköpfigen Band eingespielt hat. Ein kompletter Bläsersatz verstärkt dort das Soundbild der Titel, die heute nur in der Trioversion gespielt werden. Als Gastmusiker konnte man für die CD Pee Wee Ellis gewinnen.
«Looking Forward Looking Back» heißt Eddie’s neuer Silberling und soll erst im Mai herauskommen. Nichtdestotrotz hat einige Exemplare im heutigen Verkauf.
Eddie Martin ist ein sehr versierter Gitarrist, das zeigt er sowohl im Standard als auch im Slidespiel. Bestens Zuhause in den Gefilden Boogie, Chicago Blues, aber auch British Blues.
John- Paul Gard ist ein hervorragender Orgelspieler und Danny Cox wirkt spielerisch weitaus ausgereifter, als das seine gerade mal 25 Jahre vermuten lassen.
Dies ist eine Darbietung ganz nach meinem Herzen, hier finden zitatmäßige Verneigungen vor den ganz Großen des Blues statt, Elmore James, John Lee Hooker oder Muddy Waters, um nur einige zu nennen.
Zwei Tage später habe ich mir diese drei Musiker bei einem weiteren Konzert und geänderter Setlist im «Spirit of 66» in Verviers nochmals angesehen. Und wurde nochmals mit einem grandiosen Konzert belohnt.
Von nun werde ich ein Auge auf die Tourplanungen von Mr. Martin & Co haben, der versichert hat, später im Jahr die britische Insel nochmals zu verlassen wieder für einige Gigs aufs europäische Festland zu kommen.
Und genau dies sollte man unbedingt nicht verpassen!
Abschließend lässt sich sagen, das «Hookrock Indoor Festival» war wieder einmal eine gelungene Sache und hat mir einen Abend beschert, von dem ich noch lange zehren werde.