Bartunfälle
Neben dem Barttrimmer, der im verschlafenen Zustand auf die viel zu geringe Länge eingestellt wurde, als man sich energisch durch den Bart fuhr und dem Rasiermesser, das bei der Konturpflege eigene Wege ging, gehört das Essen, das im Bart hängen blieb, zu den häufigsten Bartunfällen. Reißverschlüsse und Dosenverschlüsse, in denen sich Barthaar verfängt, wenn man nicht achtsam ist, sind zwar schmerzhaft, im Gegensatz dazu aber zu vernachlässigen. Zahlreiche Lebensmittel, die wir ambitioniert in Richtung Mund schieben schaffen es nicht ganz bis zu ihrem Bestimmungsort. Auch wenn das Barthaar an den Mundwinkeln und am Kinn hier den Löwenanteil abbekommt, wächst die Wurzel des Übels an der Oberlippe.
Moustacheangst
Beobachtet man kleine Kinder und Frauen, die von Natur aus keinen Bart haben, wenn die beherzt in ein Honigbrot beißen, dann lohnt es sich der Oberlippe besondere Beachtung zu schenken. Zuerst leicht nach oben gezogen, damit die Schneidezähne ihrem Namen alle Ehre machen können, umschließt sie anschließend den Rest der Nahrung. Hinter verschlossenen Lippen wird das Honigbrötchen schließlich komplett durchbissen und der Rest zwischen den Lippen herausgezogen. Der zwangsläufig herunterlaufende Honig, der dem Druck der Zähne ausweicht und gallertartig vom Brotrand läuft, fällt nicht weit vom Stamm. Der Super Gau passiert fast ausschließlich innerhalb des Mundes und äußerlich lässt sich der bartlose Honigbrotesser nichts anmerken. Anders ist das, wenn man Angst um seien Moustache hat.
Oben ohne
Wer zu Recht auf seine Oberlippe stolz ist, also einen ordentlichen Moustache trägt, der beißt von einem Honigbrot so ab, wie man es grundsätzlich eigentlich nicht machen sollte. Bis zur Trennung von Brotteil in der Hand und Bissen im Mund bleibt die Oberlippe hochgezogen. Den Oberlippenbart schützend beißt man als Bartträger mit gefletschten Zähnen und hochgezogener Oberlippe ins Honigbrot. Das Schicksal nimmt damit ganz unweigerlich seinen Lauf. Statt Geschmacksnerven auf der Zunge zu treffen und sich innerhalb der Mundhöhle zu verteilen, sucht der Honig den Weg des geringsten Widerstands. Hier kommt der Bart ins Spiel und meist verliert er es.
Honig im Bart
Und schon fühlt sich der Bart wie Didi Hallervorden in seiner besten Zeit. Barthaare, die sich bisher stolz nebeneinander zu einem ordentlichen Bartstyle verbunden haben, kommen sich näher und verbinden sich zu einem goldglänzenden Eiszapfen. Je nach Länge des Bartes kommt auch noch Brust und Schulter zum Handkuss und reiht sich ein, in die lange Liste der Kollateralschäden. Hat der Bart eine ordentliche Länge, dann zieht der herablaufende Honig gnadenlos seine zerstörerische Bahn und verteilt sich vertikal über mehrere Strähnen. Selbst ordentlich mit Bartöl imprägnierte Bärte haben der klebrigen Masse wenig entgegenzusetzen.
Das perfekte Timing
Ort und Zeit für das Honigbrot müssen, wenn man Bartträger ist, also wohl überlegt sein. Inmitten einer blühenden Wiese, in der Bienen und andere nektarsuchende Insekten sich herumtreiben, ist ein Honigbrot nur etwas für Insektenforscher. Wer die kleinen Tierchen näher kennenlernen möchte, der kann sich hier beherzt den Bart beizen und braucht nur ein wenig zu warten. Besser ist es, das Honigbrot daheim zu genießen. Vorzugsweise wählt man dazu einen Raum, den man nach dem Genuss unmittelbar durchkärchern kann. Vollverflieste Räume bieten sich also an. Aber nicht nur der Ort des Gemetzels kann entscheidend für den weiteren Tagesverlauf sein. Auch das Timing sollte wohlüberlegt sein.
Perfektes Frühstück
Honigbrote werden in erster Linie morgens verspeist. Das hat nicht nur unpraktische Hintergründe. In unseren Breiten ist es üblich morgens zu duschen. Die Dusche ist der perfekte after-Honigbrot Programmpunkt. Erfahrene Bartträger genießen ihr Honigbrot zumindest Oben ohne, oder bereits ganz nackt. Profis stehen dabei bereits unter der Dusche und können unmittelbar nach dem letzten Bissen mit den Aufräumarbeiten beginnen.
Alternative Trennkost
Wer trotzdem auch untertags nicht auf sein Honigbrot verzichten will, der kann sich mit ausgesprochen sparsamen Honigeinsatz einen entscheidenden Vorteil verschaffen. Homöopathische Mengen hauchdünn auf dem Brot verhindern das gefürchtete Herunterlaufen an den Seiten. Zusätzlich muss das Honigbrot möglichst exakt in der Waage gehalten werden. Ein Kontrollblick in den Spiegel und eine handliche Wasserwaage können dabei helfen. Die richtige Technik kann den Kummer ebenfalls in Grenzen halten.
Techniker am Honigbrot
Was den Look angeht kann man von Frauen und Kindern wenig lernen. Dafür können sie beim Verspeisen eines Honigbrots als Vorbild dienen. Wie eingangs erwähnt ist das zentrale Element des sauberen Honigbrotbissens der Lippenschluss. Wer das Honigbrot mit Moustache isst, der vermeidet den Kontakt zwischen Oberlippe und Hongbelag ganz unbewusst. Das ist allerdings die falsche Strategie. Lieber die Oberlippe beherzt ins Bienenfutter schlagen, als die Folgen später am Kinn zu tragen. Zur Schonung des Bartes empfiehlt sich hier der Deckel. Auch die beliebte Falttechnik, bei der das Brot kurzerhand zusammengeklappt wird, ist eine Lösung. Bei beiden Varianten muss aber darauf geachtet werden, dass die Menge an Honig nicht zu groß wird.
Sparen beim Honigbrot
Eine sparsame Verwendung des Honigs in Verbindung mit Deckel, oder Falttechnik, sowie der Lippenschlusstechnik beim Zubeißen sind also die drei Regeln, die der honigbrotessende Bartträger unbedingt beherzigen sollte. Dazu das richtige Timing und ein abwaschbares Umfeld und schon trübt nichts mehr den Genuss. Und wenn doch einmal etwas daneben geht, dann kann man wenigstens sicher sein, dass es dem Bart nicht schaden wird. Der Honig ist grundsätzlich nicht schlecht für das Barthaar. Wenn man die Wahl hat, welche haarfreundliche Substanz man sich in den Bart reibt, dann sollte man die beliebte Honigalternative Bier ins Auge fassen. Auch hier geht einmal etwas daneben und auch hier profitiert der Bart mit.