Honfleur, Trouville und Deauville – 10. Oktober 2019

Erstellt am 14. März 2020 von Stefan_73

7. Tag

Zum Geburtstagsfrühstück in unserer Ferienwohung in Honfleur gab es heute wattig-zarte Buttercroissants von der Boulangerie Pâtisserie „Maison Tetard“, die der Gault&Millau 2018 völlig zu recht empfiehlt. Auch der normannische Apfelkuchen mit einem luftigen Blätterteigboden und die hübschen kleinen Creme-Törtchen waren sehr lecker, wie wir feststellten.

Wir fuhren dann auf der Küstenstraße D513 an der Côte Fleurie, der Blumenküste, entlang. Dieser Küstenabschnitt, der bei Honfleur beginnt und sich bis zur Orne bei Cabourg erstreckt, ist der meistbesuchte der Normandie. Er hat auch einige der schönsten Strände Frankreichs mit feinem, weichen Sand zu bieten. In Cricquebœuf stoppten wir an einem hübsch dekorierten Bistrohäuschen. Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite steht die kleine romanische Kirche „St. Martin“ aus dem 13. Jahrhundert, die sich bei Windstille sehr schön im Weiher des benachbarten Herrenhauses spiegelt. In dessen Garten lag unter einem der vielen Apfelbäume ein besonders appetitlich aussehendes rot-grünes Exemplar auf der Wiese, das wir kurzerhand probierten. Der Apfel schmeckte herrlich aromatisch.

Nach weiteren 7 km hatten wir schon Trouville(-sur-Mer) erreicht. Dort erklärte man uns auf dem Parkplatz am Fischmarkt, dass die am Bezahlautomaten erforderliche Eingabe, die des eigenen Autokennzeichens ist. Wir hatten bisher gerätselt, was es damit wohl auf sich hatte und unter anderem an eine Stellplatznummer gedacht, aber immer irgendetwas eingegeben. Nachdem das erste korrekt ausgestellte Parkticket dieser Reise dann hinter der Windschutzscheibe lag, spazierten wir am protzigen Casino vorbei zum Strand, der aber eine Art Rummelplatz-Atmosphäre verströmte, die uns nicht besonders ansprach.

Deutlich besser gefiel uns die kleine Fischhalle vor dem hübschen Rathaus. Die Stände dort boten neben Austern, Hummern, Krabben, Seeigeln, Jakobsmuscheln und Garnelen auch eine breite Fisch-Auswahl an. Alles auf Wunsch gleich frisch vor Ort zubereitet und an den einfachen Tischen serviert.

Auf einer kleinen Brücke überquerten wir dann den Fluss „Touques“, der die Grenze zwischen den Zwillingsstädten Trouville und Deauville bildet, die seit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Paris-Deauville im Jahr 1863 direkt mit der Hauptstadt verbunden sind.

Das mondänere Deauville ist das berühmteste Seebad der Normandie, nicht zuletzt aufgrund des jährlichen Amerikanischen Filmfestivals. Passend dazu tragen die Geländer der langen Reihen von Badekabinen an der „Planches“, der hölzernen Strandpromenade, die Namen mehrerer Generationen berühmter Schauspieler und Regisseure aus Frankreich und Hollywood. Im Sand steckten sauber aufgereiht die bunten Sonnenschirme für die leeren Strandliegen und auch der Turm der Rettungsschwimmer war verwaist.

Ein gewisse Betriebsamkeit herrschte dagegen rund um das berühmte 5-Sterne-Hotel „Barrière Le Normandy“, dessen Gebäudeflügel einen ganzen Häuserblock einnehmen und das historische Fachwerk des Pays d’Auge imitieren. Nach einer guten Stunde hatten wir auch hier genug gesehen und fuhren vorbei an hübschen Häusern in der Bäderarchitektur der Belle Époque, der berühmten drei Jahrzehnte vor Ausbruch des ersten Weltkriegs, zurück zur Küstenstraße.

Auf dem Rückweg fanden wir hoch über Honfleur auch den Abzweig zur Kapelle „Notre-Dame-de-Grâce“. Das kleine Gotteshaus auf dem Grâce-Plateau des Mont Joli ist für die Einwohner des direkt darunter liegenden Hafenstädtchens seit Jahrhunderten ein mystischer Ort und auch eine Pilgerstätte. Die ursprüngliche Kapelle, die Robert I., auch der Großartige genannt, hatte bauen lassen, stürzte 1538 mit einem Felsabbruch in die Tiefe, nachdem sie 500 Jahre dort gestanden hatte. Die heutige Kapelle kaufte der Bürgermeister von Honfleur im Jahr 1791 und schenkte sie seiner Stadt. Von einem benachbarten Aussichtspunkt hat man einen schönen Blick auf die pittoreske Altstadt von Honfleur, die Seine-Mündung, die über 2 km lange Schrägseilbrücke „Pont de Normandie“ und das Meer.

Am Nachmittag hatten wir dann noch etwas Zeit die kleinen Gassen der Altstadt mit den hübschen Fachwerkhäusern und der Kirche Sainte-Catherine aus dem 15. Jahrhundert zu erkunden. Diese ist das letzte größere Sakralbauwerk der Normandie in Holzbauweise.

Am Abend gingen wir zum Geburtstagsessen noch ins „La Fleur de Sel“ in der rue Haute. Der Chefkoch Vincent Guyon war früher in Toprestaurants in Paris und in seinem Heimatort Honfleur im 5-Sterne-Hotel La Ferme Saint Siméon tätig. Die einzelnen Gänge des Menüs waren gut bis sehr gut (lediglich das Dessert fiel ein wenig ab), das Geschirr modern und sehr ausgefallen, das Ambiente geschmackvoll und das knappe Dutzend Tische fast voll besetzt. Gut gesättigt und zufrieden verließen wir schließlich das Lokal.

Im mondänen Seebad Deauville tragen die Geländer der langen Reihen von Badekabinen an der „Planches“ die Namen berühmter Schauspieler und Regisseure aus Frankreich und Hollywood.