Homöopathie für zahnende Kinder

Von Heikedahl @HeikeDahl

Die ersten Zähne brechen im 6. bis 8. Lebensmonat durch. Bei vielen Kindern geht das reibungslos. Der Zahndurchbruch erfordert jedoch Energie, da die damit einhergende Schwellung der Mundschleimhaut berührungsempfindlich und schmerzhaft sein kann. Durchwachte Nächte bringen Eltern oft an ihre Grenzen. Homöopathisch gibt es einige Möglichkeiten das Kind zu unterstützen und die Eltern zu entlasten.

Die Babys zeigen auf einmal Schreianfälle, fassen sich in den Mund und sabbern vermehrt. Manchmal ändert sich auch die Verdauung. Einige Kinder reagieren zusätzlich mit Infekten, wieder andere mit Fieber.

Die Eltern sind vor allem beim ersten Kind verunsichert. Wenn dieser Zustand nur einige Tage anhielte, wäre es vielleicht ganz gut zu verkraften. Doch es gibt Eltern die warten wochenlang auf einen Zahn, bis dieser dann ganz zögerlich sein erstes Spitzchen zeigt. Es gibt Eltern, die sich über einen Zeitraum von 1-2 Jahren, bis zur Vollständigkeit des Milchgebisses, (mit ca. 2 Jahren) die Nächte um die Ohren schlagen und nicht viel ausrichten können, wenn ihr Kind weint. In dieser Zeit wird die Frustrationstoleranz von Eltern und Kind erheblich geprüft, so manche Partnerschaftskrise ausgelöst.

Jedes Kind muss die Hürde der Zahnung meistern und hat dabei Anspruch auf Verständnis, Geduld und darauf, dass die Eltern es auch ertragen können. Zahnung selbst ist keine Krankheit, sondern ein weiterer Prozess der Ablösung und der Ich-Werdung. Weg von der Einheit mit der stillenden Mutter, hin zu selbstständiger Nahrungsaufnahme.

Die Eltern können ihr Kind mit Hausmitteln (Veilchenwurzel, Beißringe, Massage), Tees (Baldrian, Melisse, Fenchel) oder Rescue Tropfen unterstützen und ihre eigene Ungeduld etwas zügeln. Gesellen sich jedoch körperliche Ereignisse wie Fieber und Krankheit hinzu, die über die normalen Zahnungsbeschwerden hinaus gehen, kann die Homöopathie zum Einsatz kommen.

Bei der Zahnung schieben sich die Zähne in den Kiefer. Im gesamte Bereich, Mund, Rachen, Nase und Speicheldrüse wird der Lymphfluss gestaut. Die Nase schwillt zu, die Speicheldrüse bildet vermehrt Speichel und die Ohren werden schlechter belüftet. Mittelohrentzündungen können vermehrt auftreten. Bei jedem Kind sind die Symptome individuell ausgeprägt, daher kann eine dazu passende homöopathische Arznei schnell Linderung verschaffen. Zahnung in Kombination mit klinischen Ereignissen und Symptomen, kann bei der Wahl des Homöopathikums sehr hilfreich sein.

So kann man Kindern, die während der Zahnung unter Durchfall leiden: Calcium carbonicum, Chamomilla, Dulcamara, Ferrum met., Rheum, Silicea geben. Kinder, die viel reizbarer als sonst sind: Chamomilla, Rheum, Belladonna, Cina, Cuprum, Nux vomica.

Kinder, deren Ohren sich während der Zahnung entzünden: Calcium carbonicum, Calcium phosphoricum, Chamomilla, Sulfur, Pulsatilla

Kinder, die während der Zahnung unter Schlaflosigkeit leiden: Belladonna, Borax, Chamomilla, Coffea, Cypripedium pubenscens, Jalapa, Lycopodium, Passiflora, Syphilinum, Sulfur

Kinder, deren Zähne sehr langsam heraus kommen: Calcium carbonicum, Calcium phosphoricum, Silicea, Tuberkulinum, Fluoricum acidum, Calcium fluoratum, die Magnesiumsalze und andere. 

Kinder, die mehrmals am Tag das T-Shirt durchspeicheln: Silicea, Helleborus, Mercurius sol., Natrium muriaticum und andere

 Einige Arzneibeschreibungen:

Calcium carbonicum

Die Kinder sind eher dicklich und Verlangsamt in der Entwicklung. Vor allem bei unzureichendem Knochenwachstum sowie schlaffer Muskulatur. Reichliche, vor allem saure Schweiße besonders zu Beginn des Schlafes. Husten und Durchfälle während der Zahnung.

Calcium phosphoricum

Die Kinder zahnen langsam und magern dabei eher ab. Können den Kopf nicht hochhalten, wegen der schwachen Nackenmuskulatur. Es gibt ein starkes Verlangen nach ständigem Gestillt werden.Auch hier gibt es Durchfall und Husten während der Zahnung.

Chamomilla

Das Hauptmittel für extrem schreiende Kinder. Sobald der Schmerz nachlässt (zB. nach Kühlakkus oder Schmerzäpfchen) hören sie auf zu schreien. Herumtragen hilft meist etwas. Eine Wange kann gerötet sein. Wenn das Kind die ganze Zeit schreit ist jedoch das Gesicht insgesamt rot und schweißig. Chamomilla-Kinder ertragen nichts und reagieren sehr aufgebracht. Es kann grünen, stinkenden Durchfall geben. 

Kreosotum:

Leidende Kinder, bei sehr schmerzhafter Zahnung. Das Kind muss liebkost und getröstet werden, va. Nachts. Die Zähne kommen schon mit Mineralisationsstörungen aus dem Kiefer. Dazu kann es zu stinkendem Durchfall und Erbrechen kommen.

Aconit:

Das Kind ist erregt und weint, manchmal mit panischen Gesichtsausdruck. Oft hohes Fieber mit trockner Haut. Die Kinder können Durchfälle aber auch Verstopfung haben.

Coffea:

Das Kind kann zwar nicht schlafen, leidet aber nicht. Eine bemerkenswerte Wachheit und Übererregung des Gehirns ist auffällig.

Belladonna:

Das Kind fährt auf, wenn es gerade einschläft. Rucken und Zuckungen in einzelnen Teilen. Bei Fieber rotes Gesicht, trockne Hitze, erweiterte Pupillen.

Zincum:

Das Kind wirft sich im Schlaf im Bett umher, schreit auf, schläft wieder ein. Die Füße zappeln ständig.

Podophyllum:

Die Kinder pressen die Kiefer heftig aufeinander. Durchfälle sind übelriechend und reichlich. 

Sulfur:

Das Baby deckt sich immer wieder ab, hat heiße Hände und Füße. Außerdem hat es meist gut durchblutete Lippen und strubbelige Haare.

Die homöopathischen Nosoden kommen bei allen Spätentwicklern und Zahnungsstörungen in Frage, vor allem Tuberkulinum. Wenn die Tage glücklich und die Nächte ein Horror sind, denkt man an Syphilinum. Wenn das Kind nur in Knie-Ellebogen-Position schlafen kann, an Medorrhoinum. Die Behandlung mit Nosoden gehört zu den chronischen Behandlungen und sollte vor allem auch wegen des möglichen Verständnis zum Fallverlauf nur von ausgebildeten Homöopathen verordnet werden.

Einnahme:

Drei Globuli des gewählten Mittels in der Potenz C30 in einem Glas Wasser auflösen. Daraus einige Schlucke geben (evtl. den Nuckel oder Finger ablecken lassen) über höchstens 3 Tage (bzw. Nächte) Bessert sich der Zustand, werden die Einnahmen schon vorher reduziert oder abgesetzt. Gibt es nach 3 Tagen keine Besserung sollte ein Therapeut um Rat gefragt werden.

©Heike Dahl