Homeschooling sollte erlaubt werden

Von Florian Freiberger

Am vergangenen Sonntag habe ich die Reportage „Mathe bei Mutti“ bei der ARD im Mittagsprogramm gesehen. Es geht um das Thema Homeschooling. Drei Familien geben Einblick in ihren Alltag, dabei kommen Eltern wie Kinder gleichermaßen zu Wort.

Die Sendung können Sie sich auf youtube, falls Sie es interessiert, einmal anschauen.  

Seit diesem Tag beschäftigt mich das Thema. In der ein oder anderen Runde habe ich es seitdem einfließen lassen und die Reaktionen abgewartet.

Die Reaktionen waren fast auschschließlich die gleichen. Kinder würden für die Eigenart ihrer Eltern bestraft und an sozialen Kontakten gehindert. Erschwerend käme hinzu, dass dies vor allem von christlichen Fundamentalisten zur Indoktrinierung ihrer Kinder ausgenützt würde und wird oder aber von Alt-68ern, die ihren Kindern nichts beibrüngen. Am Ende stünden also mindergebildete Kinder, die noch nie etwas von Evolotionstheorie gehört haben, geschweige den richtig rechnen und schreiben könnten.

Zu diesen Argumenten habe ich folgendes zu sagen:

1. Soziale Kontakte finden nicht nur in der Schule statt. Hierzu gibt es auch Sportvereine, Kirchengemeinden, Nachbarn usw, usf. Es ist keine Allgemeingültigkeit, dass diese Kinder isoliert sind.

2. Christliche Fundamentalisten und Alt-68er wären durch regelmäßige, staatliche Kontrollen durchaus gezwungen den Kindern den allgemeinverbindlichen Wissenstand zu vermitteln, andererseits setzten sie sich der Gefahr aus ihre Kinder zu verlieren. Indoktrination findet darüberhinaus auch so ohne Selbstbeschulung statt.

3. Evolutionstheorie, sowie Rechnen, Lesen und Schreiben stehen auch auf den Homeschooling-Lehrplänen ansonsten dto. 2. An dem Film in der ARD finde ich ja gerade auch interessant, dass die Kinder in diesen Familien sich geradezu durch gute Bildung auszeichnen. Wie repräsentativ diese drei Familien ausgesucht wurden, weiß ich natürlich nicht.

Ohne jetzt weiter explizit auf diese Argumente einzugehen, habe ich einen völlig anderen Ausgangspunkt, den ich jetzt mal versuche zu erläutern. Ich hoffe er ist in sich auch konsistent.

Die Freiheit und damit die Selbstbestimmtheit des Einzelnen ist mir als Liberalem ein sehr hohes Gut, wofür es dann auch gute Gründe benötigt hier Einschränkungen vorzunehmen.

Ein Kind hat Rechte. Ein Kind kann aber noch nicht für sich alleine entscheiden und seine eigenen Interessen wahrnehmen, weil es die eigenen Rechte noch nicht kennt, noch nicht für wichtig empfindet usw. Bildung ist so ein Recht. Jedem Kind steht es zu, ausreichend gebildet zu werden. Zur Durchsetzung dieses Rechtes ist letztendlich der Staat zustänig und dann auch verantwortlich. Hierbei ist aus meiner Sicht allerdings ein strenges, subsidäres Verfahren zu beachten.

Es bleibt festzuhalten, dass Entscheidungen zur Wahrung eigener Interessen den Kindern abgenommen werden müssen. Die nächste Stufe sind also die Eltern, die gesetzlichen Vertreter des Kindes. Hier wird es dann schon erheblich schwerer zu begründen, dass die Interessen des Kindes nicht gewahrt werden, wenn diese sich gegen staatliche Schulen und für Homeschooling entscheiden. Die Eltern sind die Erziehungsberechtigten und wissen am Besten was gut und richtig für die eigenen Kinder ist. Sie sind grundsätzlich auch in anderen Lebensbereichen in der Lage für ihre Kinder verantwortlich zu entscheiden und sind oft auch gesetzlich dazu aufgefordert. Warum dies für die Schullaufbahn nicht gelten sollte, kann ich nicht nachvollziehen.

Verletzen Eltern in grober Weise die Rechte ihrer Kinder und kommen nicht ihren Verpflichtungen gegenüber denselben nach, so ist es immer noch in staatlicher Obliegenheit regulierend einzugreifen. So wie es auch in anderen Bereichen längst gehandhabt wird. Wann und wie eingegriffen wird, ist dann immernoch eine andere Frage.

Ich sehe also grundsätzlich keinen Grund für ein Verbot des Homeschoolings. Natürlich ist es wichtig regelmäßig den Leistungsstand der Kinder in verbindlichen Tests zu überprüfen. Ein oder zwei mal im Jahr dürfte kein Problem darstellen. Da Schulabschlüsse für die Wirtschaft enorm wichtig sind, um einen schnellen Überblick über den allgemeinen Leistungsstand zu erhalten, müssen auch Homeschooling-Kinder zwangsläufig einen staatlich festgelegtes Abschlussverfahren durchlaufen. Die Vorbereitung hierzu kann natürlich immernoch zu Hause erfolgen.

Im Übrigen handelt es sich um kein Massenphänomen. Auch in Ländern in denen Homeschooling erlaubt ist, welches erstaunlich viele westliche Länder sind, gehen die meisten Kinder auf staatliche Schulen.

Überprüfungen der Leistungsstandpunkte von Kindern können in verbindlichen, staatlichen Test überprüft werden. Sagen wir einmal oder zweimal im Jahr. Dies zu organisieren ist kein großer Aufwand und die Kontrolle ist gewährleistet.

Ich kann Eltern verstehen, die sich über Homeschooling in Zeiten wie diesen Gedanken machen.:

Die Wirtschaft hält jeden fünften Schulabgänger für nicht ausbildungsreif. Neben schlechten Kenntnissen in Deutsch und Mathematik kritisieren immer mehr Betriebe fehlende Disziplin und Belastbarkeit. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bei 15 000 Unternehmen.

Wenn man nicht will, dass sich Eltern für Homeschooling entscheiden, ist aus meiner Sicht die erfolgsversprechendste Methode ein gutes staatliches Bildungssystem mit nationalen Standards bei größtmöglicher Schulautonomie.