Posted on January 5, 2014
Ich mag dieses Gefühl zu Hause angekommen zu sein. Den Schlüssel umdrehen, die Tür öffnen und zu spüren, man sei an einem Ort angekommen, an dem man sich richtig gut fühlt. Mein kleiner Ausflug nach Italien ist zu Ende. Etwas eher als geplant, denn neben Südtirol und Adria stand noch Rom auf dem Plan, aber am Montag werde ich wohl auf einer Beerdigung auftauchen müssen, die daraus resultiert.
Nach 1350 KM, 16 Stunden und 20 Zigaretten, legte ich gestern am späten Abend im heimischen Hafen an und fühlte mich gut. Also zumindest mental, denn mir taten die Knochen weh, mein Arsch war taub und ich musste leider feststellen, ich bin nicht mehr 25. Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, da legte man mit dem Auto problemlos 2000 KM zurück und als man am Ziel der Reise ankam, leerte man mit dem Kumpel noch eine Flasche Whisky bevor es ins Bett ging. Alles vorbei. Ich spiele jetzt mit dem Gedanken, weitere Strecken ausschließlich mit dem Flugzeug zu absolvieren. Was für ein Desaster. Als ich mich sammelte und das Treppenhaus betrat, sah ich den verdammten Briefkasten und kam auf dümmste Idee dieses langen Tages. Ich öffnete ihn! Als das kleine Metalltürchen etwas quietschend aufging, stellte ich mir in den Gedanken die Frage, wie lange ich wohl weg war…ein Jahr? Das Dingen war voll! Ich schloss das Türchen wieder ohne sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Mein Kopf war zu leer um zu schauen wer was von mir will. Leck mich alle…also zumindest erstmals! Oben angekommen stellte ich voller Freude fest, es sei alles in Ordnung. Die Wohnung wies keine Spuren vom Feuer aus, es wurde nicht eingebrochen und das Festnetztelefon signalisierte keine Anrufe im Abwesenheit. Perfekt. Ich schmiss mich im halbdunklen Zimmer in den Sessel, schaute durch das Fenster und blickte zurück auf paar schöne Tage, die ich erleben durfte….daraus kam das:
Hinfahrt. Brennerpass. Der Traum vom Schnee wird war. Hätte ich, Idiot, keinen dünnen Pullover an, wäre dieser Moment perfekt.
Der kurze Wintertraum. Paar Kilometer hinter dem Brennerpass regnete es wie aus dem Eimer. Scheiße!
Na soll einer die Berge verstehen. Schnee, Regen und gleich danach wieder Sonne. Hallo Italien.
In einem Kaff nahe Bolzano wollte ich eigentlich paar Bekannte treffen und vielleicht gar übernachten. Nach kurzer Überlegung…nein…was soll ich dort? Sie bauen alle Äpfel an und auf eine Exkursion durch deren Anbaugebiete mit ausführlicher Erklärung was, wann und wie wächst hatte ich plötzlich keine Lust!
Endlich ein Rastplatz, der nicht hoffnungslos überfüllt ist. Ich habe den Eindruck, Italiener verbringen gerne Stunden an den Raststätten. Egal wo man hingeht, voll! Na versucht man dort an den Kaffee zu kommen ohne zwei Tage in der Schlange zu stehen. Hier war ok.
Noch paar mal hupen und Vorfahrt nehmen, dann bin ich in Rimini. Ende der Reise. Endlich.
Alles klar. Da ist das Hotel. Wände, Dach, reicht. Und wenn ich noch Balkon über der malerischen Straße habe, dann bin ich ganz glücklich.
Nein, kein Balkon. Dafür ein Fenster mit Blick auf Straße und Gelumpe Hinterhof des Hotels. Gefällt mir.
Spartanisch eingerichtet aber sauber. Klimaanlage laut wie Autobahn…egal…ich brauche kein Luxus. Ich bin nicht hierhin gekommen um permanent im Zimmer zu sitzen.
Dafür habe ich den Weg über Alpen auf mich genommen. Endlich da…das Meer! Ich vergesse die Welt um mich herum. Alles was zählt, ist jetzt vor mir!
Ich entdecke die beste Pizzeria in Rimini. Für alle die außerhalb der Hauptsaison dort sind und sich darüber ärgern, dass der grösste Teil der Lokale zu ist…Via Dati 85…schmeckt genial, der Pizzabäcker kann die Wünsche von den Augen ablesen und spricht alle nur erdenklichen Sprachen.
Jeder Tag der so endet war kein verlorener Tag.
Mein Stammsupermarkt. Riesige Auswahl an Gewürzen, frisches, leckeres Obst und eine besondere Sorte Whisky, die ich sonst nirgendwo gesehen habe.
Ich mag diese engen Straßen wo man sich nie sicher sein kann ob der nächste Müllwagen einen nicht mit dem Spiegel erwischt.
Kurzer Ausflug in die Altstadt. Asiatische Straßenhändler, Boutiquen, gemütliche Cafes und ein Markt mit Touristenschrott. Es ist schön warm. 14 Grad…Jacke ausziehen!
Automatenlandschaft. Bin ich in Japan oder was? Eine Ecke, in der man aus den Automaten alles bekam…Essen, Trinken, Souvenirs, Klamotten…ein Wunder, das ich keinen Automaten fand, der gegen Geld lebendige Katzen ausspuckte.
1-Euro-Shop war gestern…alles wird billiger
Genug gelaufen. Pause am Hotel auf verrosteten Stühlen. Irgendwie hat das Still oder?
Und wieder am Meer. Ein weiterer Tag geht zu Ende.
Na das wird wieder ein Kampf. Hardcore-Abendessen. 15 Stücke Pizza waren zu bewältigen und das alles für 14 EUR.
Ich mag melodische Sprachen wie italienisch. Da hört sich selbst eine Morddrohung wie eine Liebeserklärung…ambulatorio medico…wie geil ist das denn? Und das war nur eine stinknormale Arztpraxis.
So Adria…war nett mit dir…Zeit Abschied zu nehmen.
Noch eine Zigarette am Hotelfenster dann geht es nach Hause.
Und langsam geht es in Richtung Grenze. Ich werde wieder kommen. Das steht definitiv fest!
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