Mit technischen Mitteln ausgerüstet ermitteln Geisterjäger in der britischen Ödnis übernatürliche Vorgänge
Wie beständig und traditionsbewusst ein Genre funktioniert, zeigt jeder neue Found Footage Film. Ohne jegliche Innovationen sind es die immer gleichen verwackelten Kamerabilder, ein mysteriöses Böses, das hier und da immer mal wieder eigentlich fest stehendes Mobiliar verrückt. Und welche menschliche Seele, die auch nur ansatzweise noch bei Sinnen ist, würde inmitten einer finsteren, dunklen, unheimlichen Nacht, in eine verlassene Kirche gehen, von der vermutet wird, dass in ihr gar göttliche Dinge vor sich gehen. Das meint zumindest der dort ansässige Geistliche, der damit ebenso naiv über die Situation urteilt, wie es die von ihm engagierten Geisterjäger tun. Solche Found Footage Filme funktionieren nur in einer fiktiven Welt, in der die Protagonisten selbst noch nie einen Horrorfilm gesehen haben. Höchst unwahrscheinlich für Figuren, die mit Referenzen um sich werfen. Was nun also ein Schrecken für die unwissenden Menschen ist, die in The Borderlands durch die englische Provinz irren, bleibt für den Zuschauer ein vorhersehbares Standardwerk.
Dabei muss natürlich, auch das ist ein Gesetz des Genres, beständig kontrolliert werden, in welchen Situationen Kameras wie funktionieren und warum die ganze Welt so im Bild eingefangen werden kann, dass es eine Dokumentation ergibt, die oftmals zu Beginn des Films von einer ermittelnden Instanz gefunden wird. Und immer wieder kommt die Frage auf, weshalb man nicht einfach auch mal eine Kamera zu Boden fallen lassen kann, wenn man sich doch gerade im Angesicht des Bösen befindet. In The Borderlands sagt es ein Techniker schon fast selbst: „Ich wurde zum Stativ degradiert.“ Das dürfte dann auch ungefähr soviel Charakter haben, wie die Figuren des Films.
In den Katakomben treiben sich die Männer selbst in die Enge
Nun möchte man dem Film von Spielfilm-Regiedebütant Elliot Goldner nicht vorwerfen, ebenso zu funktionieren, wie all die anderen mäßig vor sich hin dümpelnden Found Footage Variationen des ursprünglichen Übels The Blair Witch Project. Doch muss man auch erkennen, dass es besser wäre, Dinge anders zu machen, Wendungen und Twists einzubauen, die zumindest der Handlung ein wenig Varianz gewähren würden. Doch hier irren, wie immer, die Protagonisten durch dauerüberwachte Räumlichkeiten, die Stillleben der Kamerabilder werden bis zur Anspannung gezeigt, bis ein Geräusch oder eine Bewegung den Horror entfacht.
„Ich rechne damit, verrücktes und seltsames Zeug zu sehen“ heißt es in irgendwann zu Beginn des Films. Zu sehen bekommt man jedoch recht wenig. Hier bot zumindest Renny Harlins Devil’s Pass einmal eine etwas andere Auflösung und wurde allein dadurch schon interessanter als der Einheitsbrei. Hier jedoch gibt es allenfalls Dinge zu hören: Babygeschrei und ein undefinierbares Brummen, später irren alle durch die Katakomben der Kirche, in filmisch unfreundlicher Dunkelheit. Das heißt nicht, dass man Herrn Goldner gänzlich abschreiben sollte, denn es gibt auch lichte Momente – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein brennendes, quiekendes Schaf ist in dieser ländlichen Gegend genau dieses verrückte und seltsame Zeug, von dem gesprochen wird, von dem man aber viel zu wenig zu sehen bekommt.
The Borderlands von Regisseur Elliot Goldner ist seit dem 15. April 2014 als DVD, Blu-ray und Video-on-Demand erhältlich.