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In Bezug auf Zombies scheut man sich in der filmischen Neuzeit die Dinge beim Namen zu nennen. So auch mit dem vierten und laut Ankündigung finalem Teil der spanischen Horrorfilmreihe [Rec]. Der Beititel „Apocalypse“ sagt nichts über die Handlung aus, soll er laut Regisseur Jaume Balagueró auch gar nicht. Das Budget ist seit dem ersten [Rec] gleichbleibend klein, so dass man sich auch gar keine Apokalypse leisten kann, in der zum Beispiel Zombies durch die Straßen von Madrid laufen und eine einzig dystopische Endzeit-Stimmung verbreiten würden. Entschuldigung, natürlich sind es keine Zombies, selbst in der renommierten TV-Serie The Walking Dead handelt es sich immerhin um Walker, so sind es in der [Rec]-Reihe schlicht „Infizierte“.
Balagueró hat bereits die ersten beiden [Rec]-Teile inszeniert, gemeinsam mit seinem Kollegen Paco Plaza, der ganz allein Teil 3 filmen durfte. Nun ist Balagueró mit einer Einzelarbeit an der Reihe und bringt [Rec] zurück zum düsteren Horror, stellt Plazas eher komödiantisch angehauchte Episode [Rec]³ Genesis damit als eine Randhandlung ab. Für Balagueró kehrt dann auch Darstellerin Manuela Velasco als Ángela Vida zurück. Und auch wenn Kameramann Pablo Rosso wieder mit dabei ist, hat man sich der Found Footage Optik entsagt, auch wenn der Filmtitel damit insgesamt nicht mehr das aussagt, um was es ursprünglich ging: Live Aufnahmen von Infizierten, die eben Zombie-gleich auf Menschenjagd gehen.
Schon mit Teil 3 hat sich [Rec] dieser Sache entladen. Kein Fehler. Found Footage provoziert immer unnötige Ungereimtheiten. Also ist der switch zum Spielfilm durchaus willkommen. [Rec]4 setzt direkt an die Ereignisse des zweiten Teils an. Der Virus hat sich in einem Gebäudekomplex verbreitet, ein Soldat rettet die einzige Überlebende: Ángela. Kurz darauf erwacht diese mit anderen Überlebenden (u. a. von der Hochzeitsfeier des dritten Teils) auf einem Schiff, auf dem Wissenschaftler an einem Gegen-Virus arbeiten, dass natürlich außer Kontrolle gerät. Der Frachter wird zum Gefängnis als das Virus hier ausbricht. Das versprochene Heilmittel führt lediglich zur Mutation, nicht zum Rückgang der Infektion.
Der Film hält einige nette Ideen bereit, darunter Affen als Testobjekte, die sich daraufhin ebenso zu kleinen Zombie-Viechern verwandeln. Ein schönes Erinnerungsstück zurück an Peter Jacksons Braindead und seinem Rattenaffen, der ebenfalls eine Zombie-Apokalypse auslöste. Für einen Film, der als Ende der Serie angekündigt wurde, bleibt das Ende allerdings recht unzufrieden offen. Die Geschichte findet keinen zufriedenstellenden Abschluss, sondern suggeriert, dass es eigentlich noch weitergehen müsste. Ob nun Happy oder bitterböses Ende, die [Rec]-Macher hätte sich ruhig trauen können, uns eine endgültige Lösung zu präsentieren, wenn sie schon vom Finale sprechen.
Ein wenig misst man den Humor des dritten Teils. Andere Stimmen erfreuen sich an der Rückkehr zur Ernsthaftigkeit. Beides hat im [Rec]-Universum gut funktioniert. Die schönsten Filme entstanden jedoch aus der Zusammenarbeit von Balagueró und Plaza. Die Einzelarbeiten Genesis und Apocalypse machen die Serie weder besser noch schlechter, haben aber keinesfalls die atmosphärische Anspannung der ersten Teile.
[Rec]4 Apocalypse ist dennoch sehenswert für Zombie-Fans, die eher die düstere Stimmung favorisieren. Humorvolle Interpretationen gibt es inzwischen wie Sand am Meer (Dead Snow 2 anyone?), aber in nur sehr wenigen Fällen wird ein Zombie im Spielfilm noch ernst genommen (oder gelten Resident Evil oder Warm Bodies als ernste Interpretationen?).