Um jegliches Augenrollen meiner lieben Leser im Vorhinein zu vereiteln, gleich heraus mit der Sprache:
Hier findet Ihr mein uraltes Rezept vom Holunder-Zitronenmelisse-Sirup, und ja, es gibt davon wahrscheinlich 30 Millionen allein im deutsch-sprachigen Segment des World Wide Web.
Ich hätte es ja schon vor Jahren schreiben können, aber eben weil jeder schon eines zu haben scheint (Glaub ich aber nicht!), habe ich davon Abstand genommen.
Als ich heute so meinen Holler mit der Zitronenmelisse und ein paar Lavendelblüten ansetzte, juckte es mich und ich musste einfach diese schlichte, zarte Schönheit der Holunderblüten fotografieren. Es duftete so nach Sommer, so nach wirklichem Sommer und Herumstreifen in der Natur, dass ich wohl unbewusst versuchte und hoffte, diesen feinen Duft, dieses Sommergefühl in meine Kamera und damit für immer einfangen zu können ...
Und weil ja Fotos ein wichtiger Teil dieses Blogs sind und es vielleicht sogar noch ein paar Leser geben wird, die so ein Rezept tatsächlich noch nicht haben, stelle ich jetzt meine einfach zu machende Version (ohne Kochen!) online.
Wer schon hat, der muss ja nicht weiterlesen!
Ziemlich spät (definitiv für das Klima in Wien!) war ich schon dran, ich hatte wochenlang gebummelt, abwartend, dass ja dem Tag der Ernte einige Sonnentage ohne Regen vorausgehen würden.
Nachdem Mitteleuropa aber die letzten drei Wochen mit Regen, Sturm und ungewissem Wetter bedient war, ging mein Plan an keinem Wochenende auf.
Einmal war es zu kalt, dann zu nass, dann wieder war ich, bei schönstem Wetter natürlich, in der Arbeit.
Nun war es höchste Zeit. Jetzt oder nie. Eric war gebrieft, dass wir heute ins Grüne fahren würden. Hollerblüten-Ernte ist eine ernstzunehmende Angelegenheit.
Wir fuhren nach Stammersdorf bei Wien (Für alle Nicht-Wiener: Guter Wein= Gute Heurigen-Lokale= Alles ein bisschen wie früher!) und pirschten uns inmitten von Weinbergen, vielen, vielen Kirschbäumen und den alten, ehrwürdigen Nussbäumen, die ich seit meiner Kindheit kenne, todesmutig durch hohe Brennessel- Stauden watend, an die letzten verbleibenden Hollerblüten an.
Ich stemmte die Zweige nach unten, Eric schnippte mit der Schere die Blüten ab. Unser kleines süsses Helferlein Zoé interessierte sich vor allem für die Kirschbäume (Alle, ausser einer, ohne Leiter nicht erreichbar, aber bummvoll mit Kirschen, die wahrscheinlich niemand jemals abernten wird- seufz ...)
Die Holler-Ausbeute war mager, aber immerhin besser als erwartet. Man muss, wenn man spät dran ist, in höher gelegene Gegenden fahren, wo alles später blüht.
Ich entschloss mich, meinen Holunder-Zitronenmelisse-Sirup zu verbessern, wir mir meine Klassenkameradin, die mir noch in der Schulzeit dieses Rezept gegeben hatte, bei unserem 20-jährigen (!) Matura-Treffen letzte Woche geraten hat ...
Und da in meinem kleinem Kräutergärten (vulgo Balkonien) auch noch eine wunderschöne Lavendelstaude steht, konnte ich nicht umhin, ein paar Blüten davon beizufügen.
Zutaten:
Für ca. 6 Liter Sirup
ACHTUNG: Man braucht dafür unbedingt einen kleinen Trichter zum Einfüllen und natürlich leere, saubere Flaschen.
Zubereitung:
Braune Hollerblüten abzupfen, kleine Insekten entfernen.
Kaltes Wasser mit Holunder-Blüten, Zitronenmelisse (zerzupft) und eventuell Lavendelblüten in eine Schüssel geben, mit einem Teller beschweren (die Blüten sollten nach Möglichkeit unter Wasser sein, sonst werden sie braun!).
Über Nacht stehen lassen.
Dann die Zitronensäure hinzufügen, 12 Stunden stehen lassen und sorgfältig abseihen (siehe TIPPS).
Mit dem Zucker vermischen (Rühren, rühren, rühren!).
Ich verwende seit einiger Zeit einen Stabmixer dafür, so löst sich der Zucker schneller auf.
In saubere Flaschen abfüllen.
Der Sirup ist mindestens ein Jahr lang haltbar.
(Letztes Jahr bin ich nicht dazugekommen,den Hollersirup zu machen; wir haben noch Restbestände von 2014 verwendet, war total in Ordnung.)
- Man kann auch Minzblätter und (köstlich!) die mit einem Sparschäler abgeschälte Schale von zwei Bio-Zitronen verwenden.
- Feinkristallzucker, aber keinen Staub(Puder)-Zucker verwenden.
- Zum Abseihen ist meistens für's Erste ein Sieb in Ordnung. Wer es aber perfekt machen will, der macht es so wie unsere Grossmütter: Man nimmt ein altes, ausgemustertes Leintuch und schneidet ein Stück davon ab. Dann legt man es in das Sieb. So kann man alle, auch die kleinsten Flankerln bestens abseihen.
- Ein Stabmixer beschleunigt das Auflösen des Zucker wesentlich. Da meiner letzte Woche kaputt (Es zahlt sich aus, einen guten zu kaufen!) gegangen ist, werde ich mir mit meiner Handmixer behelfen.