SOULS FOR SALE
USA 1923
Mit Eleanor Boardman, Richard Dix, Lew Cody, Mae Bush u.a.
Regie: Rupert Hughes
Dauer: 90 min
Die Traumfabrik thematisiert sich selbst. Vor dem geistigen Auge des Filmkenners ziehen wunderbare Titel vorbei, die sich alle mit dem Film und dem Filmemachen beschäftigen, Titel wie Sunset Boulevard, La nuit americaine, The Purple Rose of Cairo oder The Player, um nur einige Wenige zu nennen.
Bereits in der Stummfilmzeit reflektierte der Film sich selbst, mit Vorliebe mittels Parodien damals populärer Filmproduktionen – das bekannteste Beispiele ist wohl Buster Keatons Three Ages, eine Parodie auf D.W. Grifftihs Monumentalfilm Intolerance.
Souls for Sale, ein lange verschollenes Werk zeigt, dass es auch damals schon Filme gab, welche hinter die Kulissen des Filmgeschäfts zu leuchten versuchten. Ich schreibe „versuchten“, denn im vorliegenden Beispiel dient „Tinseltown“ lediglich als Kulisse, als exotisches Ambiente, mit dem man die Leute ins Kino zu locken hoffte. Trotz des Titels, der eine kritische Haltung impliziert, bleibt Souls for Sale ein platter Liebesfilm mit simpler Aufsteigergeschichte, der ohne künstlerische Ambitionen und ohne erkennbare handwerkliche Sorgfalt heruntergekurbelt wurde – zumindest wirkt er auf den heutigen Betrachter so.
Inszeniert wurde er von Rupert Hughes. Rupert, heute vergessen, war der Onkel von Howard Hughes; er trug die Schuld an der Filmbegeisterung seines Neffen. Hughes, der Ältere war eigentlich Schriftsteller und stiess 1919 zum Film, dank einer von Sam Goldwyn lancierten Kampagne zur Aquierierung von Autoren fürs Filmbusiness. Hughes hat eine handvoll unbedeutender Filme und eine weitere handvoll literarischer Erzeugnisse vornehmlich historischer Natur eschaffen. Von seinen Filmen dürfte Souls for Sale aufgrund seiner Thematik heute noch am meisten Interesse wecken.
Der Film galt lange als verschollen, bis eine halbwegs gut erhaltene Kopie davon in irgend einem Archiv auftauchte. Der Sender TCM möbelte ihn auf, liess ihn mit einer Musibegleitung versehen und strahlte ihn im Rahmen seiner Reihe mit wiederentdeckten Stummfilmen aus. Inzwischen ist er auf DVD greifbar.
Am meisten interessieren natürlich die angekündigten Auftritte der Stars, die sich selbst verkörpern. Erich von Stroheim etwa ist bei den Dreharbeiten von Greed zu sehen, auch Charles Chaplin erlebt man „on the job“; doch diese kurzen Sequenzen bleiben selbstzweckhaft; sie tragen nichts Wesentliches zur ohnehin dünnen Handlung bei und enthalten auch keinerlei informativen Wert. Es sind gestellte Sequenzen, in welchen sich die Stars selbst so darstellen, wie sie sich gerne sehen.
Der Rest des Film dreht sich um die ihrem verbrecherischen Ehemann entronnene junge Remember „Mem“ Steddon, die auf ihrer Fluch in die Dreharbeiten zu einem Hollywood-Schinken landet, sich in den Hauptdarsteller verliebt, für den Film entdeckt wird und für ein Eifersuchtsdrama zwischen dem Regisseur und dem Hauptdarsteller sorgt. Die Handlung ist so platt wie sie klingt, und der dramatische Höhepunkt – der Brand einer Zirkus-Kulisse – ist schlecht inszeniert und derart stümperhaft geschnitten, dass auch er nicht zu fesseln vermag.
Fazit: Hollywood wusste sich schon in der Anfangszeit des Kinos als „Traumfabrik“ zu inszenieren. In einer Zeit gedreht, in der „Tinseltown“ von wüsten Skandalen durchgeschüttelt wurde, wollte man die Wogen mit schöngefärbten Märchenbildern glätten. Das mag das damaliges Ptublikum zufriedengestellt haben, heute hat der Film seine Wirkung weitgehendst eingebüsst.
4,5/10
Souls for Sale ist bei Warner Archives Collection in den USA erschienen.