Hollywood-ABC: V wie Video Village

Erstellt am 20. Oktober 2010 von Kinesias
Als Digital Video Assist Operator ist man dafür zuständig, dass der Regisseur immer und überall einen Monitor vor sich stehen hat, in dem er das Kamerabild betrachten kann.
Also wird ein kleines Dorf aufgebaut, in dem sich die wichtigen Leute über Bild und Performance unterhalten können.
Die Sitzordnung ist streng festgelegt: In erster Reihe sitzt mittig der Regisseur, daneben der Script Supervisor und der Director of Photography. In zweiter Reihe der Drehbuchautor, der Ausführende Produzent und der Hauptdarsteller, sollte er gerade nicht vor der Kamera sein. In Dritter Reihe weitere Schauspieler, Produzenten und die Personal Assistants.
Hä? Personal Assistants? Ja, Hauptdarsteller, Produzent und Regisseur erhalten (zusätzlich zum eigenen Fahrer) Assistenten, die sich um alle persönlichen und geschäftlichen Belange kümmern. Das kann bei einem Schauspieler "Assistant to" schon auch mal bedeutet, den Zahnarzttermin (oder Botox-Termin) auszuschnapsen, oder mit dem Chihuahua Gassi zu gehen. Bei Regisseuren und Produzenten hingegen ist so ein Job wirklich ein interessantes Betätigungsfeld, vor allem für Filmstudenten.
Zurück zur Sitzordnung: Sollte der Regisseur bereits ein gewisses Standing haben, erhält er seinen eigenen Monitor und darf einige Meter weiter weg - mit Sicherheitsabstand - vom Produzenten sitzen, damit er ihn nicht ständig im Nacken hat. Wortwörtlich gesprochen. Das nennt sich dann „Director‘s Village“.
Ebenso wird ein eigener Monitor für die „Puder-Gang“ aufgebaut (Haare & Make-Up), damit die Jungs und Mädels überprüfen können, ob die Schmalzlocke des Hauptdarstellers noch richtig sitzt.
Übrigens: Die bedruckten Rückenlehnen an den Klappstühlen werden über Nacht in einen Tresor gesperrt. Die Dinger werden nämlich regelmäßig geklaut... Am letzten Drehtag werden die Labels an die Hauptakteure als Souvenir verschenkt.
Das Dümmste, was man an Filmsets machen kann: sich in den Regiestuhl setzen. Das gilt als Majestätsbeleidigung und ist ein unumstrittener Kündigungsgrund. Richtig so.
Morgen geht es weiter mit „W wie Würmer“.http://www.matthias-lang.st