Höllisch verzwickte Komödie – “Aperitif mit dem Teufel” in München

theater…und so fort

Der gefeierte Mephisto-Darsteller Herr Schwarz wird während einer Vorstellung von „Faust“ von einem jungen Mann von der Bühne gezogen und findet sich kurz darauf in einem unordentlichen Raum mit Bier- und Umzugskisten wieder. Sein Entführer Vito und die reizende Michaela stellen sich als Engel vor. Schwarz soll die Welt retten, indem er dem Teufel wieder auf Vordermann bringt. Dieser verweigert seine Aufgabe als Gottes Gegenspieler. Zudem droht ihm Gefahr von Lilith, der aus dem Paradies verbannten ersten Frau Adams, die den Job des Höllenfürsten nur zu gerne übernehmen und dafür über Leichen gehen würde.

Die Handlung des Stücks von Marius Leutenegger hört sich erstmal recht seicht an, tatsächlich ist das Stück jedoch weitaus tiefgründiger und philosophiert über Gut und Böse, Macht und Demut, Leben und Ewigkeit.

Anfangs ist die Inszenierung von Florian Weber sehr fetzig und unterhaltsam. Etwa als der Liebesengel Vito über seine unterdrückten Aggressionen erzählt. Leider nehmen die geistigen Diskurse nach einiger Zeit den Schwung aus der Komödie. Man findet eigentlich auch kein so rechtes Ergebnis für die Diskussionen, und so stand ich am Ende ähnlich ratlos da, wie der Schauspieler Schwarz.

Die Besetzung reißt jedoch einiges wieder raus. Sebastian Sasch gibt einen herrlich verzweifelten Mephisto-Darsteller, der eigentlich gar nicht weiß was alle von ihm wollen und der sich unfreiwillig in der Schusslinie zwischen den himmlischen 483485_455912677817510_1941479620_nWesen findet. Ein Highlight ist auch Regisseur Weber als Michaela mit bayrischem Dialekt und einem Faible für den armen Herrn Schwarz. Auch Roger Kaufmann als Action-Engerl Vito und Roman Wehlisch als durchaus sympathischer Teufel machen ihre Sache sehr gut und haben den ein oder anderen Lacher auf ihrer Seite. Einzig Lena Baader als Lilith fand ich persönlich etwas zu sehr übertrieben, sie erinnerte irgendwie an eine blonde Version von Nina Hagen.

Bei der Premiere gab es in den Dialogen noch das ein oder andere Anschluss-Problem, was bei diesen Textmassen auch verständlich ist. Während anfangs noch geniale und wirklich witzige Gags inszeniert wurden, ist die Luft gegen Ende etwas raus. Wobei die angesprochenen Themen durchaus das ganze Stück über sehr interessant bleiben und zum Nachdenken anregen.

Die philosophische Komödie wird noch heute und morgen gespielt, Karten gibt es an der Abendkasse und können online reserviert werden.

http://www.undsofort.de/stueck/aperitif-mit-dem-teufel,372


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