Als Großeltern kann man sich beim Thema Elternabend ganz entspannt zurücklehnen. Denn diese Hölle, durch die alle Eltern hindurch müssen, haben sie längst hinter sich. Oma und Opa kommen, so habe ich ausgerechnet, auf mindestens 32 Elternabende, wobei ich davon ausgegangen bin, dass pro Jahr ein solcher Abend stattgefunden hat. Aber es waren sicher mehr. Denn irgendeine Klassenfahrt, eine Klassenraumrenovierung, ein problematischer Mitschüler oder sonst ein Problem findet sich als Anlass immer, um die Mamas und Papas einmal mehr in ein meistens total überfülltes Klassenzimmer zu bitten, in dem sich dann erwachsene Menschen auf für sie viel zu kleinen Stühlen wiederfinden – und sich dann zuweilen auch noch ziemlich kindisch benehmen. Kein Wunder also, dass sich die Unterhaltungsindustrie des Themas angenommen hat. Aktuelles Beispiel: Frau Müller muss weg! lautet der Titel eines jetzt angelaufenen Films von Sönke Wortmann. Aber auch Bücher gibt es genug. Erst letztes Jahr erschienen ist Schlachtfeld Elternabend. Und in der Tagespresse erfreut sich der Elternabend ebenfalls wachsender Beliebtheit. Zuletzt waren im Tagesspiegel fünf wahrlich amüsante Erfahrungsberichte zu lesen, die leider online nicht abrufbar sind. Was soll ich sagen? Einer der Tagesspiegel-Autoren schloss seinen Beitrag mit dem Satz: “Die Fortsetzung der Elternabende mit ähnlichen Mitteln sind übrigens die sogenannten Wohnungseigentümerversammlungen.” Wer möchte dem widersprechen.