Die Höhlen von Artá an der Ostküste Mallorcas sind auch ein spektakulärer Ort, um die riesigen Formationen von Stalaktiten zu bewundern, eine Bibliothek der klimatischen Vergangenheit der Erde. In diesen Höhlen, die in den letzten Millionen Jahren regelmäßig geflutet wurden, konnte das geschulte Auge eines Geologen Spuren entdecken, die die Höhe des Meeres in jeder geologischen Periode offenbaren.
Unter den Kalzitsäulenwäldern gibt es in beträchtlicher Höhe seltsame Formationen, die als “phreatische Überwucherungen von Speläothemen” (abgekürzt POS auf Englisch) bezeichnet werden und nur auf dem Meerwasser und in Kontakt mit der Höhlenluft auftreten können. Das heißt, das Vorhandensein dieser POS zeigt das Niveau an, das der Meeresspiegel zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht hat, und um herauszufinden, wann er gebildet wurde, ist es notwendig, einen sehr komplizierten Datierungsprozess durchzuführen, der auf der Anzahl der Uran-Blei-Atome basiert.
Innerhalb der Höhle, die weniger als 100 Meter von der Küste entfernt ist, entdeckten und analysierten Forscher der Universität der Balearen sechs verschiedene phreatische Überwucherungen. Diese POS befanden sich in sehr großer Höhe und lagen zwischen 22,5 und 32 Metern über dem aktuellen Meeresspiegel.
Es ist zu bedenken, dass die Höhe der Insel aufgrund der tektonischen Aktivität nicht immer die gleiche war, aber es ist den Forschern gelungen, diesen Nachteil mit Hilfe numerischer und statistischer Modelle abzuziehen, die den Untergang oder die Höhe des Landes jeweils addierten oder subtrahierten.
Einige der 70 entnommenen und datierten Proben wurden vor 4,39 bis 3,27 Millionen Jahren, d.h. während des späten Pliozäns, in einem Zeitraum gebildet, der als Mittlerer Piacencian bezeichnet wird (der sich von 3,264 bis 3,025 Millionen Jahren erstreckt), in dem die Temperaturen zwischen 2 und 3ºC höher waren als vor der industriellen Periode. Dieser Zeitraum gilt in der Regel als natürliches Analogon zu den Klimaauswirkungen für unsere unmittelbare Zukunft, da beispielsweise der CO2-Gehalt in der Atmosphäre wie bisher 400 ppm betrug.
Nun, während dieser Zeit zeigt der POS an, dass der Meeresspiegel etwa 16,2 Meter über dem aktuellen lag. Und dort haben die Höhlen dazu gedient, den Anstieg zu “prophezeien”, den wir erwarten könnten, wenn der aktuelle CO2-Spiegel stabilisiert würde. Tatsächlich könnte das Wasser diese Strecke wieder zurücklegen, obwohl dies nicht über Nacht, sondern allmählich und über Hunderte oder Tausende von Jahren geschehen wird.
Wissenschaftler analysieren aktuelle Muster und glauben, dass das Eis in Grönland und der westlichen Antarktis schmelzen müsste, damit diese Erhebung stattfinden kann. Aber es könnte noch schlimmer werden. Wenn wir es nicht schaffen, den CO2-Spiegel in der Atmosphäre zu stabilisieren oder zu senken, könnte der Meeresspiegelanstieg 23,5 Meter erreichen, was die Welt nur während des pliozänen Klima-Optimums gesehen hat, das vor 4 Millionen Jahren stattfand. Damals stieg das Klima um 4ºC über das vorindustrielle Niveau.
Allen voran verdanken wir die Arbeit einer Gruppe Forscher der Universität der Balearen von Palma de Mallorca, die Mitglieder der Forschungsgruppe Geowissenschaften sind. Darüber hinaus haben sie die Zusammenarbeit von Geologen dreier amerikanischer Universitäten, insbesondere der University of South Florida in Tampa, der University of New Mexico in Albuquerque und der Columbia University in New York , erhalten, die bis heute zu den phreatischen Überwucherungen von Speläothemen (abgekürztes POS in Englisch) beigetragen haben.
Die Arbeit des US-amerikanischen und spanischen Teams wurde gerade in Nature veröffentlicht.
