Laufen, klettern und schlemmen am All-inclusive-Gipfel der Hohen Tauern.
Der Hohe Sonnblick ist die wahrscheinlich prominenteste Erscheinung im Raurisertal. Zu verdanken hat er das seinem markanten Gipfelaufbau und dem Observatorium, das sich direkt auf seinem höchsten Punkt befindet. Seit 1886 werden auf der weltweit einzigartigen Forschungsstation Wetterdaten aufgezeichnet. Es gibt also mehr als einen Grund, auf den Paradedreitausender der Goldberggruppe zu steigen.
Beliebt ist die Tour im Salzburger Land besonders im Winter mit Skiern. Unser Herz hat der Gipfel im Sommer erobert. Ihr Glück finden hier Trailrunner, klassische Bergsteiger und Genusswanderer, die die Strecke gerne auf mehrere Tage aufteilen und eine Übernachtung im Schutzhaus Neubau, der Rojacherhütte oder ganz oben am Zittelhaus einschieben.
3.105 Meter ragt der Sonnblick in den Himmel. Vom Talschluss in Kolm Saigurn bei Rauris musst du 1.600 Höhenmeter und acht Kilometer in eine Richtung überwinden, um ganz oben zu stehen. Eine Tour also, die nicht wegen der vertikalen, sondern der horizontalen Meter in die Beine geht.
Tipp: Am besten du verbringst gleich mehrere Tage in Kolm Saigurn, nimmst weitere schöne Gipfel wie den Hocharn und den Silberpfennig mit oder wanderst zwischen Niedersachsenhaus und Herzog-Ernst-Spitze am spektakulären Pröllweg!
Von Kolm Saigurn der Sonne entgegen
Ausgangspunkt der Tour ist der Parkplatz in Lenzanger in Kolm Saigrun. Die ersten 20 Gehminuten verlaufen über die Forststraße, bis du das Naturfreundehaus erreichst. Von hier führt dich ein mittelschwerer Steig (Weg Nr. 122) vorbei am Barbarawasserfall bis zum Schutzhaus Neubau (2.175 m).
Vorbei am Barbarafall und hinauf zum Schutzhaus Neubau.Der Weg ist wild-romantisch. Zuerst am Fuße des Barbarafalls schattig und feucht, später durchkreuzt er weitläufige Bergwiesen, deren Graskuppen in der Morgensonne golden schimmern. Noch strecken sich die Schatten der Tauerngipfel lang über die Osthänge. Das Raurisertal wacht nur langsam auf. Fast unheimlich ruhig ist es hier im Sommer.
Morgenstimmung im Raurisertal.Am Schutzhaus Neuhaus begegnen wir den ersten Wanderern. Ihre verschlafenen Gesichter zeugen von einer kurzen Hüttennacht. Dennoch zufrieden schweifen ihre Blicke dem Gipfel entgegen. Wir füllen am Brunnen ein letztes Mal unsere Wasserflaschen auf. Einiges mehr als die Hälfte des Anstiegs liegt noch vor uns.
Das Schutzhaus Neubau in der Morgensonne.Wege aus goldenen Zeiten
Über Jahrhunderte war das Raurisertal das Zentrum des Goldbergbaus in Österreich. Wahrscheinlich wurde in Rauris schon zur Kelten- und Römerzeit nach Gold gesucht. In der Blütezeit zwischen 1460 und 1560 nach Christus kamen rund 10 % der Weltproduktion an Gold aus dem Rauriser- und Gasteinertal. Zur Bblütezeit Mitte des 16. Jahrhunderts wurde in Rauris in 450 Zechen gearbeitet.
Nach dem Schutzhaus Neubau wird’s kurz flach.Auf den Spuren des Goldes wandern wir auch, wenn wir vom Schutzhaus Neubau Richtung Sonnblick aufbrechen. Ein Stück des Tauerngold-Rundwanderwegs führt uns vorbei am Radhaus, das die Bergstation eines 1.500 m langen Schrägaufzuges war, welcher bis ins Tal führte. Angetrieben wurde dieser durch ein 11 Meter hohes Wasserrad.
Im Hochgebirge angelangt.Nach einem kurzen Flachstück überqueren wir auf einer Brücke den Gletscherbach. Dann verlassen wir den Tauerngoldweg. Nun geht’s stetig bergauf. Der Ausblick ins Raurisertal; unser ständiger Begleiter.
Den Blick über das Raurisertal schweifen lassen.Der Steig windet sich jetzt durch hochalpines Gelände. Wir schleichen über vom Gletscher geschliffene Steinplatten und stapfen durch Schneefelder, die sich hier oft bis spät in den Sommer hinein halten.
Abwechslungsreich – der Aufstieg zum Hohen Sonnblick.Wenig später erreichen wir die Rojacherhütte auf 2.718 Metern Seehöhe. Die Lage der Hütte verzaubert just jeden Besucher. In der Hochgebirgslandschaft ist sie eine Oase inmitten der Fels- und Eiswüste. Wobei sich die Ausdehnung des Eises in Grenzen hält. Das Goldbergkees hat sich tief in den Kessel unterhalb der Rojacherhütte verkrochen und wartet dort auf sein langsames aber sicheres Aus.
An der Rojacherhütte. Es wird kühler.Gratwanderung auf den Hohen Sonnblick
Nach der Rojacherhütte beginnt die teilweise ausgesetzte Gratwanderung auf den Hohen Sonnblick. Entlang des blockigen, stellenweise oft luftigen Südwestgrates führt der bestens markierte Steig höher.
Über blockiges Gelände mit genialem Panorama.Drahtseile und Klammern helfen dir über die Schlüsselstellen hinweg. Nicht überall ist der Steig versichert, die Kletterstellen sind aber nie schwieriger als UIAA I. Das letzte steile Stück des Grates kann man westlich im Firn unterhalb der Felsen umgehen.
Einfache Kletterstellen. Direkt am Grat. Der Gipfel ist nahe.Wir bleiben direkt am Grat. Spähen aufgeregt die steile Nordseite des Sonnblicks hinab und genießen die Ausgesetztheit hoch über dem Raurisertal.
Fester Fels unter und das Raurisertal zu Füßen.Der Sonnblick wird uns mit jedem Schritt sympathischer. Eine All-inclusive-Tour stellen wir fest. Aussichtsreiche Steige, Schnee, Eis, ein Grat, leichte Kletterstellen, ein geniales Panorama, gutes Essen – es ist alles mit dabei.
Fast da. Im Hintergrund das Sonnblick Observatorium und das Zittelhaus.Im Zittelhaus essen wir den besten Apfelstrudel, der sich je durch unsere Speiseröhre gezwängt hat. Dann bestaunen wir draußen das Panorama der Hohen Tauern inklusive Großglockner, bevor wir auf demselben Weg zurück nach Kolm Saigurn laufen.
Tauernpanorama mit Großglockner.Wer etwas mehr Zeit und genügend Ausdauer hat, kann vom Sonnblick aus weiter auf den Hocharn gehen und kommt auch von dort zurück zum Ausgangpunkt.
Tourdaten ab Kolm Saigurn
- Anstieg: 1.600 Höhenmeter
- Abstieg: 1.600 Höhenmeter
- Länge: 16 Kilometer
- Schwierigkeit: mittel (Kletterstellen bis I, Querung von Schneefeldern)