Am Samstag treffen wir uns, um gemeinsam zum Flughafen zu fahren, ich trage das T-Shirt, aber Joshua nicht. Seine SMS war also auch ein Scherz gewesen. Ich bin anscheinend inzwischen überangepasst: In der Annahme, dass die Afrikaner gerne Personenkult machen, habe ich mir das Hemd mit dem Porträt des Chefs angezogen, während Joshua, der Afrikaner, in der Annahme, dass die Europäer solchen Personenkult ablehnen, ein ganz normales, kariertes Hemd trägt. Ich sage, “Jetzt habe ich extra die Kamera mitgenommen, damit wir ein Foto von uns beiden mit dem Hemd machen können. Und du trägst es nicht.” Wieder einmal hatte ich weder beabsichtigt, noch erwartet, was dann kam: Er lässt den Fahrer zu sich nach Hause fahren, holt dort seinen Büroschlüssel, dann fahren wir zum Krankenhaus, wo er in sein Büro geht, und mit dem besagten Hemd wieder herauskommt. Wir kommen gerade noch rechtzeitig zum Flughafen. Solange wir (außer Joshua und mir sind noch Ansgars langjährige Sekretärin und sein langjähriger Fahrer dabei, also in der Mehrheit Afrikaner) im Auto sind, kommt mir alles völlig normal vor. Aber als wir dann in der Abtei Kaffee trinken, hoffe ich inständig, dass jetzt kein Deutscher vorbeikommt und denkt, “Was ist denn das für ein Schleimer ?” Das Porträt von Br.Ansgar prangt nämlich unübersehbar auf meiner Hemdbrust. (Wenigstens die Blumen, die Br.Ansgar auf dem Foto hält, sind nicht von mir, sondern von der Sekretärin.)