Hoeneß-Affäre: Ausreden-Allerlei

Von Eckhardschulze

An und für sich wirkt es schon lachhaft, wenn, beispielsweise bei Maybrit Illner, als beschönigendes Argument für den Steuerkriminellen angeführt wird, dass sich ja viele Prominente, Politiker und Wirtschaftsbosse mit Uli Hoeneß so gerne fotografieren ließen.

Solch eine idiotische Argumentation wirkt geradezu peinlich, weil wohl kaum jemand von den Foto-Interessierten damit gerechnet hatte, dass sie/er neben einem Kriminellen steht. Jedenfalls wirkt es schon beinahe peinlich wenn so getan wird, als ob die “Bayern-München-Fans” geradezu “schuldig” wären, weil sie sich mit der Gallionsfigur des bayerischen Fußballs haben ablichten lassen.

Dass Uli Hoeneß sich verschiedentlich sozial engagiert hat, ist löblich; das rechtfertigt aber keineswegs den Steuerbetrug, noch kann dieses Engagement damit aufgerechnet werden. Die Versuche, seine Beweggründe für steuerkriminelles Verhalten zu ergründen, soll einmal mehr von den Verursachern ablenken, nämlich der UNION und der FDP mit ihrem gestörten Verhältnis zur Rechtsstaatlichkeit.

Noch vor wenigen Jahren wurde die “Steuerhinterziehung” der Wohlhabenden beinahe wie ein verständliches Korrektiv, eine lässliche Sünde (Stichwort: Selbstanzeige, die zur Straflosigkeit führt) eingestuft, auch angesichts der anscheinend so hohen Steuern. Nachdem im Zuge der Euro- und Bankenkrise sichtbar wurde, dass vor allem die “Steueroasen” für die krisenhaften Verwerfungen mit verantwortlich sind, will niemand mehr bei UNION und FDP an die alten Zeiten des “Verständnisses” für die Steuerkriminellen erinnert werden.

Nur nebenbei sei angemerkt, dass die steuerliche Belastungsquote in Deutschland im Vergleich zu den europäischen Nachbarstaaten und den OECD-Ländern eher niedrig ist. Der Virus der Globalisierung führte dazu, dass sich viele Länder darum bemühten, steuerliche Subventionen anzubieten, um attraktiv für Investoren zu wirken.

Die Deppen der bundesdeutschen Politik hatten allerdings nicht gemerkt, dass die Globalisierung im Wesentlichen dazu führte, dass die FINANZAKTEURE ihr Unwesen treiben konnten, weil die Schranken für den Kapitalverkehr in der westlichen Welt “geistlos” fielen. Niemand dachte offensichtlich darüber nach, dass es auch Fehlentwicklungen geben könnte. Die zigtausend Ökonomie-Experten, die dem neoliberalen Zeitgeist ausgesetzt waren, zeigten sich blind wie die Maulwürfe für den möglichen Missbrauch.

Bemerkenswert ist, dass beispielsweise der “Lissabon-Vertrag” die Freizügigkeit des INTERNATIONALEN KAPITALVERKEHRS ohne Möglichkeit der Abänderung/Einschränkung oder Aufhebung garantiert!

Jetzt scheint sich der AUFSICHTSRAT der FC Bayern AG (Tochtergesellschaft des FC Bayern e.V.) von “Hoeneß” etwas distanzieren zu wollen, weil das Aktienrecht auch für den “Spielbetrieb” bzw. das Unternehmen angewandt werden muss.

Und ein Aufsichtsratsvorsitzender, der womöglich mit ADIDAS in der Vergangenheit “untreu” wurde, hat ein Geschmäckle, auch wenn eine mögliche Untreue bereits verjährt ist, jedenfalls ein “Folgedelikt” (mit der Folge der Aufhebung der Verjährung) noch nicht sichtbar wurde.

Überhaupt ist es merkwürdig, dass ADIDAS bzw. sein guter Freund so mal eben 20 Millionen DM bereitstellte. Zeitnah erhielt ADIDAS eine Beteiligung bzw. wurde Haus- und Hoflieferant für den Fußballverein.

Ob Uli Hoeneß, der die vollumfängliche Aufklärung über seine “Sünden” (noch) beteuert, sämtliche Kontenbewegungen seit damals verfügbar machen wird, darf bezweifelt werden. Mit dem Argument der “Verjährung” können die Bankbewegungen jedenfalls vorenthalten werden.

So dürfte dann damit der berechtigte Verdacht genährt werden, dass die 20 Millionen DM einen ganz anderen Hintergrund hatten und die schöne Geschichte von der “Zockerei” allenfalls eine Art Nebelkerze darstellt.

Sollte Uli Hoeneß nicht sämtliche Kontenbewegungen der Vergangenheit offenlegen, bleiben berechtigte Zweifel.

Unklar ist auch, ob nicht “enge Freunde” die Möglichkeiten dieses Kontos mitgenutzt hatten. Ohne die vollständige Transparenz der Vorgänge ist jedenfalls aus meiner Sicht die “Zocker-Story” wenig glaubhaft.

Aber von der Forderung der vollständigen Offenlegung der Konten in der Schweiz seit Anbeginn, war in der Öffentlichkeit, vor allem von Medien und Politikern, kaum zu hören. Auch die Politiker scheuen die Transparenz.

Und wenn Uli Hoeneß sich weigert, sämtliche Kontenbewegungen transparent zu machen, dann darf man getrost annehmen, dass eine Lügengeschichte, auch mit Hilfe der wohlgesonnenen Medien, für das VOLK präsentiert wurde.

Frau/Mann darf nur hoffen, dass die Staatsanwälte und die Steuerfahndung gründlich ermitteln und der Öffentlichkeit mitteilen, ob Uli Hoeneß sämtliche Unterlagen bereitgestellt hat,  mit oder ohne Berufung auf die Verjährung. Erst dann ist er glaubhaft oder eben unglaubhaft.