Die ist ein See bis zum Horizont, glänzend im ersten Frühlingssonnenlicht, das deutlich für die zunehmende Erderwärmung spricht. Der Planet strahlt, das Wasser steigt, die Freiwilligen der Feuerwehren überall im Süden Sachsen-Anhalt haben richtig gut zu tun. Alles wird aufgefahren, was sonst in den prächtigen Feuerwehrgerätehäusern, die Helmut Kohl einst mit Solidaritätsmillionen hatte erbauen lassen, vergebens auf einen Einsatz wartet. Schwere Technik auf schlammigen Böden, Krisenstäbe, die den Alltag fliehen. Hätten die Panzer, sagt ein Fluttourist bewundernd, würden sie mit denen aufs Wasser schießen.
Halle ist noch trocken, doch überall am Rande lecken die Fluten an den Barrikaden. Krisenstäbe tagen in Permanenz, Hilfsdienste sind in Alarmbereitschaft. Offiziell heißt es, der Saalepegel habe die Werte der Fluten von 1994 und 2003 überschritten, zumindest steht das Wasser in den Tiefgaragen, die damals noch nicht da waren. Parkplätze sind auch rar, wo immer es zum Strand geht. Die Stadt, halbversunken wie ein Venedig für Arme, malt die "Wassermusik" ihres größten Sohnes im Landschaftsbild nach. Da muss man kommen, da muss man gucken. Wer noch nicht dienstverpflichtet ist, nutzt die Gelegenheit, dem nassen Schrecken ins Antlitz zu blicken: Völkerwanderung entlang der Saale, die sich breit macht wie der Mississippi, Flusslauf zu Fuß und alles, was Beine hat, filmt, obwohl immer wieder unbelehrbare Hochwassertouristen im Bild herumstehen.
Hochwasser nur noch im Herbst
Überschwemmungen viel jünger
Ostdeutschland trocknet aus