Es könnte die bisher größte Schlappe für Donald Trump werden: Der Kandidat des Präsidenten für einen Sessel am höchsten Justizgremium der USA wackelt.
Brett Kavanaugh steht plötzlich im Kreuzfeuer schauriger Anschuldigungen über eine Sexattacke gegen eine junge Frau, als beide Teenager waren.
Christine Blasey Ford brach nach 35 Jahren in der Washington Post ihr Schweigen: Der damalige Schüler wäre bei einer Party in Maryland stockbesoffen gewesen, er hätte sie auf ein Bett gerissen, sich auf sie gelegt, sie ausgegriffen, versucht, ihr die Kleidung vom Körper zu reißen. Als sie um Hilfe schrie, hätte er ihr den Mund zugehalten, sagte sie. „Ich dachte, er bringt mich um", so die heutige Professorin in Kalifornien.
Kavanaugh streitet alles ab, Trump steht weiter hinter ihm. Doch die Front bröckelt: Einige Republikaner deuten an, dass die für Donnerstag geplanten Bestätigungs-Abstimmung im Senat verschoben werden sollte. Senator Jeff Flake: „Wir können nicht abstimmen, bevor wir da mehr herausfinden", sagte der Republikaner. Die Anwältin des angeblichen Opfers sagte Montagmorgen, dass Ford im Kongress aussagen würde, falls geladen.
Trump-Beraterin Kellyanne Conway stellte fest, dass Trump Fords Aussage begrüßen würde. Das Hearing könnte bereits Dienstag stattfinden.
Das Drama erinnert natürlich frappant an den Fall Anita Hill: Hill hatte 1991 den damaligen Kandidaten für den „Supreme Court", Clarence Thomas, der sexuellen Belästigung bezichtigt, als er ihr Vorgesetzter war. Thomas wurde trotz der heute historischen „Anita Hill"-Hearings, ein Meilenstein in der Frauenbewegung, als Höchstrichter dennoch bestätigt.
In der heutigen #MeToo-Ära dürfte sich im Kavanaugh-Skandal jedoch eine andere Dynamik entfalten. Frauen führen bereits die Widerstands-Bewegung gegen Trump und seine Republikaner an, der Partei droht bei dem Zwischenwahlen (6. 11.) ein Waterloo.
Trump gerät wegen des Fiaskos nun auch unter Druck bei seiner bisher treuen Anhängerschaft: Er hatte die Wahl gewonnen auch mit dem Versprechen, erzkonservative Höchstrichter durchzubringen. Jetzt ist sein „Macht-Fenster" fast vorbei: Stolpert Kavanaugh, müsste ein neuer Kandidat oder eine neue Kandidatin nach den Midterm-Wahlen bestätigt werden. Und dann könnten die Demokraten die Macht im Kongress übernommen haben.