Höchste Eisenbahn für das bedingungslose Grundeinkommen!

Von Demo4punkt0 @demo4punkt0

von Frank Freimuth

Vordenker des Grundeinkommens: Götz Werner

Als ich vor fünfzehn Jahren den Unternehmer Götz Werner kennenlernte, war ich sofort fasziniert. Als erfolgreicher Unternehmer dachte er weit über den Tag hinaus, vertrat ebenso streitbar wie aufrecht unkonventionelle Ideen und setzt diese in die Tat um. Und dass es ihm darum ging, sein Unternehmen human zu gestalten, passte sehr gut zu meiner Theorie einer zukünftigen „Human Economy".

Besonders gerne denke ich an eine Veranstaltung, die ich mit ihm im „Lichtturm Dinnebier", einem der schönsten Orte des Bergischen Landes, durchgeführt habe. Götz Werner hatte mir vorher in einer seiner DM-Filialen in Solingen gezeigt, wie er seine Ideen praktisch umsetzt und im persönlichen Gespräch viele Tipps gegeben, die mir auch in unternehmerischer Hinsicht geholfen haben. Dazu gehört auch die Erfahrung, dass man sich auch speziell dann kräftig durchbeißen muss, wenn es einmal nicht ganz so rund läuft.

Zur Abendveranstaltung im „Lichtturm Dinnebier" gekommen waren die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Meinungsführer des Bergischen Landes, die Götz Werner in ihrer ganzen Bandbreite mit frischen, unkonventionellen Ideen ansprach. Speziell legte er auch sein Konzept für ein bedingungsloses Grundeinkommen dar. Das begeisterte viele. Auch mich. Allerdings vor allem als faszinierender Theorieansatz. So sehr ich Götz Werners Engagement für die humane Gestaltung von Unternehmen schätzte und viele andere seiner Vorstellungen teilte. Das galt damals nicht für die Einführung des „bedingungslose Grundeinkommens". Damals schien mir das weder zwingend erforderlich noch realisierbar. In dieser Einschätzung war ich als Abgeordneter der SPD u.a. mit der späteren Arbeitsministerin Andrea Nahles einig, die - ganz nebenbei bemerkt - im Gegensatz zum häufig von ihr in den Medien gezeichneten Bild die wohltuende Fähigkeit besitzt, dass man mit ihr nicht immer der gleichen Auffassung sein muss, um sich gut mit ihr zu verstehen.

Digitalisierung: Revolution auf dem Arbeitsmarkt

Heute hat sich meine Auffassung zur Einführung des bedingungslosen Grundeinkommen fundamental geändert. Warum? Weil sich die Realität grundlegend geändert hat. Dabei denke ich speziell an den Megatrend Digitalisierung, seine gesellschaftlichen Folgen und speziell an unseren Arbeitsmarkt. Seine Dynamik war vor wenigen Jahren überhaupt noch vorhersehbar. Heute bestreitet allerdings niemand mehr ernsthaft die weitreichenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung. Einer Studie der Universität Oxford zufolge sind in bei uns in Deutschland fast 60 Prozent der Bevölkerung durch technologisch bedingte Arbeitslosigkeit bedroht. Viele Berufe werden zukünftig durch Maschinen oder künstliche Intelligenz ersetzt. Und wer immer noch daran glaubt, davon seien nur gering Qualifizierte betroffen seien, ist vollkommen schief gewickelt. Das gilt genauso für Berufe wie Maschineneinrichter, Einkäufer in Unternehmen, Mitarbeiter von Banken, Steuerberater und andere hochqualifizierte Jobs. Von den tiefgreifenden greifenden Änderungen der weiterhin bestehenden Arbeitsplätze noch gar nicht zu reden.

Kurzum: Wir befinden uns mitten in einer digitalen Revolution auf dem Arbeitsmarkt. Immer mehr Unternehmer und Manager haben die tiefgreifenden Auswirkungen der Digitalisierung verstanden und nutzen ihre Chancen. Und auch die Gewerkschaften haben den „digitalen Schuss" gehört, wie z.B. das Projekt Arbeit 2020 der IG Metall NRW zeigt. Hier werden z.B. Konzepte entwickelt, die eine gemeinsame Sichtweise und gemeinsame Verantwortung von Management und Mitarbeitern bei der Einführung neuer Technologien ermöglichen.

Mutige Lösungen für die gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung

Allein weite Teile der Politik verhalten sich noch wie das Kaninchen vor der Schlange, wenn man nach mutigen Konzepten für die Gestaltung der Folgen der Digitalisierung sucht. Manchmal mutet es schon fast wie Wirklichkeitsverlust an und dabei müsste das Aufkommen rechtspopulistischer Kräfte doch ein deutlicher Warnschuss für die etablierte Politik sein. Saft- und kraftloses Herumdoktern führt nicht weiter. Es müssen vernünftige, über den Tag hinausgreifende politische Lösungen für das Zeitalter der Digitalisierung her, die mit der richtigen Wahrnehmung der geänderten Wirklichkeit beginnen. Sonst geht der Vertrauensverlust weiter und ein böses Erwachen ist vorprogrammiert. Es ist Zeit, dem Vertrauensverlust in die Gestaltungskraft der Politik entgegenzuwirken. Und dafür sind jetzt mutige politische Lösungen, wie sie Götz Werner schon vor langem vorgedacht hat, zwingend nötig.

Höchste Eisenbahn für das bedingungslose Grundeinkommen!

Das gilt besonders, weil die digitale Revolution eine Menge sozialen Sprengstoffs birgt. Die soziale Frage stellt sich im digitalen Zeitalter neu. Viele fühlen sich bereits heute von der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung abgekoppelt und die gesellschaftlichen Fliehkräfte nehmen weiter zu. Wie leicht kann da der Grundkonsens unserer Demokratie in Gefahr geraten?

Im Kern geht es also um viel mehr als um eine arbeitsmarktpolitische Frage. Es geht um die Frage, wie im Zeitalter der Globalisierung der Grundkonsens unserer Gesellschaft aufrechterhalten werden kann. Und darauf ist das bedingungslose Grundeinkommen die passende Antwort. Es ist der Kitt, der unsere Gesellschaft im Zeitalter der Digitalisierung zusammenhalten kann. Mit anderen Worten: Es ist höchste Eisenbahn für die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens.