Hochkalter: eine Gratwanderung

Von Berghasen

Frei, wild und ungezähmt. Ein Berg, nicht mit Drahtseilen gebändigt. Am Gipfelgrat des Hochkalter kann man sich noch frei bewegen.

Als ich dieses Jahr zum Klettern an der Blaueishütte war, habe ich mich in das Gelände rund um den Hochkalter verliebt. Beim Blick auf die Felstürme, die sich links und rechts um den Blaueisgletscher aufbauen, war für mich klar, dass ich auf den Hochkalter möchte. Vor allem wegen seines markanten Gipfelgrates. Ich liebe Wanderungen über solche alpinen Achterbahnen. Ein bisschen hoch, ein bisschen runter, mal klettern und immer eine neue Überraschung, wo der Weg weiterführt.

Der magere Rest des Blaueisgletsches. Blick auf die Blaueishütte

Der Hochkalter ist 2.607 Meter hoch. Die Überschreitung des Hochkaltermassivs ist eine nicht zu unterschätzende, hochalpine Tour. Sie erfordert eine gute Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Die Kletterstellen erreichen den zweiten Schwierigkeitsgrad und sind teilweise sehr ausgesetzt. Und das alles ungesichert.

Wer die Tour nicht an einem Tag machen möchte, kann am Abend zur Blaueishütte auf 1.680 Meter aufsteigen und dort übernachten. So wird man nicht nur mit einer herrlich ruhigen Nacht am Berg belohnt, sondern kann morgens auch ausgeruht Richtung Gipfel starten.

Hochkalter über den Schönen Fleck

Ich habe mich für die Route über den Normalweg und den „Schönen Fleck“ entschieden. Es gibt zwar noch eine etwas schwierigere Variante über den Ostgrat, aber die werde ich mir für einen anderen Tag aufheben.

Endlich am Grat. Hochkalter – der Weg über den Grat zieht sich.

Wir starten in der Dämmerung vom Wanderparkplatz unterhalb der Blaueishütte und folgen dem teils sehr steilen Forstweg bis zur Schärtenalm. Danach führt dieser kurz bergab, bevor es über eine Brücke weiter bergauf bis zur Materialseilbahn der Hütte geht.

Hier zweigt ein schmaler Steig ab. Dieser schlängelt sich über 200 Höhenmeter bis zur Blaueishütte. Von hier wandert man über ein schottriges Kar in Richtung „Schöner Fleck“. Dort ist die erste Kletterpassage zu überwinden. Danach geht es teils flach und teils mit kleineren Klettereien weiter. Die Schlüsselstelle ist eine zwölf Meter hohe Wand – griffig ist sie, aber ungesichert und im zweiten Schwierigkeitsgrad. Für die Mühen wird man mit einer atemberaubenden Weitsicht belohnt.

Nach dem Schönen Fleck wird’s flacher. Und schmäler. Erste Kletterpassage am Schönen Fleck. Kletterpassage am Schönen Fleck.

Watzmann, Schärtenspitze, Kammerlingerhorn und Untersberg sind meist gut zu sehen. An diesem Tag reicht der Blick sogar bis in die Hohen Tauern. Trotz der gewaltigen Fernsicht sollte man  den Weg unter seinen Füßen nicht aus den Augen lassen – ein Fehltritt könnte schlimm enden.

Wir folgen dem Grat meist auf der westlichen Seite über schroffes Gelände und machen einen kurzen Abstecher zum Kleinkalter, dem Vorgipfel  des Hochkalters. Von dort aus geht es nochmals ein paar Höhenmeter bergab,  bevor eine weiterer Anstieg uns schließlich zum Gipfel führt. Hier suchen wir uns ein schönes Plätzchen und genießen unsere Brotzeit beim Blick auf die umliegenden Gipfel. Die Weitsicht ist überwältigend. Es fällt schwer, sich von diesem Anblick loszureißen und mit dem Abstieg zu beginnen.

Blick in die Hohen Tauern. Blick auf den Watzmann Glücklich am Gipfel.

Abstieg durch das Ofental

Wir gehen über das Ofental zurück zum Ausgangspunkt. Die ersten 300 Höhenmeter sind sehr steil und manche Stellen sind kletternd zu überwinden. Teilweise gilt es große Felsstufen mit feinem Schotter zu überwinden – etwas unangenehm.  Ein unachtsamer Schritt und schon sitzt man auf dem Hintern.

Danach geht’s im Schotter-Kar etwas bequemer weiter. Hier kann man teilweise auf dem losen Untergrund runtersurfen. Am Ende des Kars wird es wieder grüner. Auch der Weg wird wieder fester und angenehmer zu gehen. Bald folgt auch Wald, der angenehmen Schatten spendet an diesem heißen Tag im August. Unten mündet der Weg dann ins Klausbachtal. Am Hintersee verweilen wir noch ein wenig, halten die Füße ins kalte Wasser und genießen den Blick auf den glitzernden See und die tiefgrünen Almwiesen.

Blick auf die Reiteralm. Zurück durch das Ofental. Abkühlung am Hintersee.

Tourdaten

  • Dauer: 9 Stunden
  • Strecke: 20 km
  • Höhenmeter: 2000 hm
  • Anmerkung: Kletterstellen in Schwierigkeitsgrad II sind zu bewältigen, teilweise ausgesetzt