Originaltitel: Highly Illogical Behavior
Autor: John Corey Whaley
Genre: Jugendbuch ab 13 Jahren
Verlag: Hanser Verlag
Format: Hardcover, 240 Seiten
ISBN: :978-3446257054
Kauft doch wieder einmal in eurer örtlichen Buchhandlung ein!
Solomon muss nie aus dem Haus. Er hat zu essen. Er kann von seinem Fenster die Berge sehen, und seine Schulaufgaben macht er online, mit ungekämmten Haaren und im Schlafanzug. Ernsthafte Probleme hat er eigentlich nicht. Und er hat auch keine schwere Krankheit. Er ist bloß ein neurotisches Vorstadtkind, das da draußen Panikattacken erleidet. Als seine ehemalige Mitschülerin Lisa für einen Psychologie-Aufsatz ein Studienobjekt benötigt, drängelt sie sich in sein Leben. Gemeinsam mit ihrem Freund Clark werden sie zu einem eingeschworenen Trio. Solomon lernt, was Freundschaft ist, und stellt fest, die Welt ist voller guter Gründe, sich aus dem Versteck zu wagen. ©Hanser Verlag
Dieses Buch war ein wahrer Glücksfall, weil eigentlich hätte es gar nicht bei mir einziehen sollen. Auf meiner Wunschliste war es zwar vorgemerkt, doch das Cover, es hat mich ein wenig abgeschreckt, es sieht nach einem watteweichen Sommerroman aus und ja, der Mensch dafür bin ich nicht unbedingt.
Es war dann Fabian (HerrBooknerd) auf Instagram, der für mich die Verbindung herstellte, in dem er meinte, dabei handelt es sich um die Übersetzung zu „Highly Illogical Behavior„. (Okay, von den Titel hätte man es vielleicht auch selbst herausbekommen können…)
Viele Blogs, die ich lese, haben dieses Buch schon besprochen gehabt und die englische Ausgabe verspricht auch für mich eher eine ernstere Geschichte.
Doch es stimmt mal wieder: Don’t judge a book by its cover.
Das deutsche Cover hat mich also abgeschreckt, weil ich eine viel zu lockere Geschichte erwartet hatte, die das Thema Agoraphobie auf die leichte Schulter nimmt, nun, eine lockere Geschichte habe ich erhalten, aber gespickt mit so viel Ernst, dass es ein perfektes Missverhältnis ergeben hat.
Viele von uns kennen sie vielleicht, die Hobbypsychologen, die herumdoktern, ohne wirklich Ahnung zu haben – so ist Lisa. Sie möchte unbedingt Psychologie studieren, findet das menschliche Verhalten extrem spannend und für eine Unibewerbung möchte sie etwas bahnbrechendes abliefern. Vor drei Jahren hat sich an ihrer Schule ein Junge ausgezogen und in den Brunnen gesetzt. Einfach so. Er ist dann verschwunden und niemand wusste so genau, wo er ist und warum er es getan hat. Dieser Junge war Solomon und Lisa hat es sich nun auf die Fahne geschrieben, ihn zu heilen.
Soweit der Beginn, was Lisa nur ein wenig außer Acht gelassen hat, ist die menschliche Seite – sie versteht sich nämlich richtig gut mit Solomon. Bringt ihrem Freund Clark mit zu ihm nach Hause und gemeinsam werden sie ein eingeschworendes Team, doch unter der Freundschaft lodert das Geheimnis.
Lisa erzählt Solomon natürlich nicht, dass er eigentlich nur ein Aufsatzthema ist und auch Clark hat sie zur Geheimhaltung gedrängt. Je enger die Freundschaft allerdings wird, desto schwieriger wird es für die Beiden, da sie Solomon ins Herz geschlossen haben und falls er jemals die Wahrheit erfahren würde, würde es alles kaputt machen.
Lisa mochte ich nicht. Also eigentlich mochte ich sie schon, aber Solomon mochte ich noch mehr und weil sie ihn irgendwie benutzt, konnte ich sie nicht mögen.
Clark hingegen fand ich klasse, vielleicht weil er und Solomon sich so perfekt ergänzen. Die Geschichte ist durch einen sarkastischen Humor gekennzeichnet, der mir einfach wahnsinnig viel Spaß bereitet hat.
Und meine Angst, dass die psychische Erkrankung viel zu leicht und locker abgehandelt wird, hat sich Gott sei Dank nicht erfüllt. Man spürt den ernst der Lage, bekommt Symptome beschrieben und kann sich auch als Außenstehender langsam ein Bild von der Krankheit machen, die eben so viel mehr ist, als einfach nicht aus dem Haus gehen zu können.
Als Nebenstrang gibt es dann noch das Thema, das Solomon schwul ist – nicht außergewöhnliches, denkt sich der Leser, ist es auch nicht, nur eben eine Randbemerkung, wie aber alle drei damit umgehen, es zeichnet so wunderbar das Gesellschaftsbild ab. Ehrlich, es ist genial. Ich denke, dieser Teil war sogar mein Lieblingsteil.
Und manchmal bin ich wirklich sehr dankbar, dass mein SuB unendlich ist, denn dort liegt seit 2014 noch originalverpackt „Hier könnte das Ende der Welt sein“ – was nun ganz sicherlich nicht mehr lange dort liegen wird.