Hochamt

Cold Specks „I Predict A Graceful Expulsion“ (Mute)"Born all in the dark wormy earth, cold specks of fire, evil, lights shining in the darkness“ – vermutlich wird dies der einzige Satz bleiben, den ich jemals aus dem knapp tausend Seiten umfassenden Textbrocken „Ulysses“ von James Joyce lesen und also auch fehlerfrei erinnern werde. Wirklich weiterhelfen für das Verständnis des vorliegenden Albums kann einem dieses Zitat allerdings auch nicht, es steht nur als Sinnbild dafür, an welch großem, lyrischen Rad hier gedreht wird. Beispielgebend dafür natürlich auch der beweihräucherte Ausruf der ersten Single „Holland“: „We are many, we are dust, into dust we all return“ – wer denkt da nicht sofort an Aschermittwoch, Stirnkreuz und demutsvolle Büßermienen.Was die sechsköpfige Band unter Sängerin Al Spx, geboren im kanadischen Etobicoke, einem Vorort von Toronto, jetzt wohnhaft in London, unter dem ebenfalls biblisch anmutenden Albumtitel an Songs versammelt, paßt dann auch in den unterstellten Rahmen: düster dräuende Downtempogesänge, sparsam instrumentiert und mit viel Inbrunst und Bedachtsamkeit zu gehör gebracht. Wie immer man das Ganze dann nennt, ob Gothic Gospel oder Doom Soul, ist – wenn’s gefällt – wohl unwichtig, mit dem letztgenannten Begriff ist Al Spx nach eigener Auskunft selbst nicht glücklich, auch wenn er als Ergebnis einer alkoholbefeuerten Übersprungshandlung ihrem eigenen Kopf entsprungen sein soll.Dass die Höhepunkte des Albums nicht wenig an Meisterleistungen von PJ Harvey erinnern, liegt sicher am Starproduzenten Jim Anderson (Blood Red Shoes, The Twilight Sad, 2:54), der genau hier wohl die Stärken der Newcormerin ausgemacht hat, ebenso aber auch an Drummer Rob Ellis, den Spx selbst als maßgeblichen „Guru“ hinter „I Predict...“ bezeichnet und der bekanntlich seit Jahren zum festen Bestandteil von Harveys Ensemble zählt. Diesen beiden Männern das Schicksal ihres Debüts in die Hände zu legen war ganz gewiß kein Fehler – die souligen Backroundchöre von „Elephant Head“, die warmtönende Leidenschaft von „Blank Maps“ und die wummernden Percussions im zweiten Teil von „Steady“ bleiben in guter Erinnerung und verhelfen dem Album zu geheimnisvoller Größe und Majestät. http://coldspecks.com/

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