Hoch über den Ufern der Loire

Von Erichkimmich @Erich_Kimmich

Freitag 5. Juni 2015. Von St-Haon-le-Châtel nach St-Maurice-sur-Loire.

Am Vorabend habe ich alles fürs Frühstück im Restaurant Au Natur’Elles in die Hand gedrückt bekommen: Schinken, Butter, Orangensaft, Brot. Mit der Maschine mache ich mir einen Kaffee. Neben dem „Gästebuch“ sitzend frühstücke ich in aller Ruhe. Draußen tönt Kinderlärm von der Schule gegenüber. Frühzeitig verlasse ich die Gîte communal.

  

St-Haon-le-Châtel ist mir ans Herz gewachsen. Ich kann jetzt nicht einfach davon wandern. Also gehe ich hinauf zur Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Draußen ist es schon wieder heiß. Im kühlen Inneren tasten die Sonnenstrahlen wie weiße Finger durch den Raum. Die farbigen Fenster werfen bunte Flecken auf den Steinboden.

Ich gehe an uralten Häusern vorbei, an denen Tafeln mit ausgedruckten Fotos hängen. Schulklassen im Jahr 1950, aber auch uralte Fotos, die hier reproduziert wurden. Das ganze Städtchen eine Art lebendiges Museum. Entlang der Stadtmauern führt der Weg langsam abwärts, vorbei an einem reizenden Café.

  

Der Jakobsweg verläuft nun entlang der Bergflanken, ein dauerndes Auf und Ab mit schönen Blicken in die Roanner Ebene. Hoch über dem Örtchen Renaison entdecke ich eine Hecke in Form eines riesigen Hundes. Am Ortseingang knickt der Weg ab, doch ich leiste mir einen Abstecher ins Zentrum und fülle am Bankautomat meinen Geldbeutel auf. Hin und wieder weht der Wind und ich bin nach der Hitze der vergangenen Tage sehr dankbar dafür.

  

In St-André-d’Apchon mache ich Rast in einem Gasthaus. Die Sonne hat mir schon wieder zugesetzt. Nun kommen wieder Weinberge ins Spiel, die Côtes de Roanne. Noch einmal zieht sich der Weg scheinbar sinnlos aufwärts, um dann nach einem herrlichen Ausblick auf einem langen Strässchen wieder hinab zu sinken.
In St-Alban-les-Eaux bin ich ermattet. Vor der Kirche pausiere ich in einem Wartehäuschen – schräg gegenüber zwei Gasthäuser, die reichlich überlastet sind. Zwischendurch werde ich unendlich müde. Ich mache ein kleines Nickerchen solange die schweissnassen Hemden in der Sonne trocknen.

Nach über einer Stunde erreiche ich gegen 14:30 Uhr Lentigny und steuere die erste (und vielleicht einzige) Bar an. Eine Frau sitzt in der Ecke und schält einen riesigen Berg Knoblauch. Alles duftet heftig danach. Der Koch hat die Küche geputzt mit einem duftenden Reiniger. Dieser Duft vermischt sich mit dem Knoblauch zu einer wirklich unangenehmen Mischung. Arbeiter kommen und kaufen Lose für eine Lotterie, Zigaretten oder sie trinken etwas. Schließlich mache auch ich mich wieder auf die Socken.

Auf einer Art Hochebene zieht sich die kleine Straße in die Weite. Ein Panoramabild mit der Aussicht in die hügelige Hochfläche entsteht. Typisch Jakobsweg, finde ich. Dann endlich erreiche ich St-Jean-le-Puy. Heute habe ich keine Herberge vorbestellt und bin ein wenig besorgt, ob ich irgendwo eine Unterkunft finden werde. Neben der Kirche hat das Hotel geschlossen. Also gehe ich einfach weiter.

Nun zweigt die Markierung auf den Chemin de la Bergeronnette ab und es tut sich ein grandioser Ausblick auf Saint Maurice und die Loire auf.

Am Ortsrand von Saint-Maurice-sur-Loire frage ich in einer Informationsstelle und man vermittelt mich nach einigen Versuchen in ein nettes Chambre d’hôtes direkt am Aussichtspunkt bei der Felsspitze. Nach 800 Metern habe ich Les Echauguettes erreicht. Das Zimmer ist wunderschön und bietet durch breite Scheiben einen großartigen Blick auf den Loirestausee tief unten.

  

Später am Abend gehe ich zum Essen in das kleine Restaurant vor dem Bergfried. Es hat ein wenig „alternativen Charakter“. Das Côte du Boeuf – als es endlich kommt – ist hervorragend zubereitet.
Im Zimmer fasse ich den Entschluss, hier noch einen Tag länger zu bleiben.

   

  22,6 km 2,7 km/h 8:18 552 hm 670 hm 342,2 km.

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