Jahrelang war der Garten vor unserem Haus kein Garten, sondern ein Tummelbeet für Unkraut und diverse schnell wachsende Strauchpflanzen. Links und rechts der Eingangstür wucherte alles Mögliche in die Höhe. Im Gegensatz zu den Nachbarhäusern, wo die Vorgärten gepflegt und teils sogar auch schön aussehen, wirkte unser Eingangsbereich immer irgendwie asozial. Das ist nun vorbei.
Vor einigen Wochen begannen (deutsche) Arbeiter die beiden Beete mit Mauern zu umsäumen, das Unkraut und die Sträucher wurden entfernt und die Hoffnung auf einen einigermaßen ordentlichen „Vorgarten“ bekam neue Nahrung. Nun, viel mehr ist nicht geschehen. Bis zum Freitag vergangener Woche schien es das gewesen zu sein. Doch gstern, zum Sonnabend dann, schon in aller Frühe, war Krach von unten zu hören. Und siehe da, eine internationale Feierahmdbrigade macht sich an der Hausmauer zu schaffen.
Der Hauswart hatte einmal erzählt, man müsse zunächst noch die Wand, die „unterirdisch“ direkt an das künftige Beet anschließt, ordentlich isolieren und dann neu verputzen. Möglichst vor dem ersten Frost. Nun, der erste Bodenfrost ist angesagt und deshalb hat die Hausverwaltung wohl jene internationale Feierahmdbrigade bestellt. Ihrer sind es vier, die sich am Wochenende lautstark der Hauswand widmen. Der mit der Picaldi-Sportjacke scheint hier der Chef zu sein. Er steht die ganze Zeit herum und versucht immer wieder, den Arbeitern etwas zu sagen. Es klingt polnisch, was er da so erzählt. Der Zweite, der die meiste Zeit auf dem Beifahrersitz des kleinen Transporters sitzt, fragt auf russisch immer wieder nach, was der Pole wohl sagen will. Immer wieder greift er zum Handy und spricht in Russeutsch, nein brüllt in Russeutsch hinein. Antworten scheint er nicht zu bekommen, denn er legt immer wieder mit Wut im Gesicht auf. Zwischendruch inspiziert er immer öfter Teile der bereits verputzte Hauswand. Dann geht er zurück und setzt sich ins Auto. Ist wohl hier der Polier, bzw. Chef Nummer zwei. Ein Dritter ist von unserem Balkon aus nicht zusehen, weil er die gesamte Zeit auf dem Fahrersitz des Transporters sitzt. Nur ein Arm und sein rechtes Bein tauchen ab und an ins Bild. Scheint wohl der Fahrer zu sein.
Und dann, ja dann gibt es noch einen Vierten. Dieser arbeitet tatsächlich. Er hat das Werkzeug dabei, holt Zement und Wasser, mischt den Mörtel (oder den Putz), er verputzt die Wand, er streicht sie glatt, er hat zu tun. Schweigend. Hat wohl nix zu sagen hier. Er sagt auch nichts auf die Fragen und Anweisungen der beiden Chefs. Als ob er sie nicht verstehen würde. Oder wolle. Immer wieder nickt er mal oder schüttelt den Kopf. Dem Teint nach zu urteilen könnte der Arbeiter aus dem Südeuropäischen stammen. Dann kann er wohl weder den Russen noch den Polen verstehen. Ist ja aber auch egal. Hauptsache die Wand wird fertig, vor dem Frost.
Und bei der nächsten Mieterhöhung werde ich den Vermieter wohl mal fragen müssen, ob der höhere Mietzins vielleicht daran liegt, dass eine ganze internationale Feierabend-Brigade nötig war, um die Hauswand zu verputzen. Das wäre doch mal ein nachvollziehbarer Grund für eine Mieterhöhung.