Ho99o9
Support: Kate Mo$$
Strom, München, 4. Dezember 2017
Das würde man dann doch irgendwie gern mal sehen. Wie also die beiden Jungs von Ho99o9, ursprünglich New Jersey, jetzt Los Angeles, als Überraschungsgäste aus der Torte auf einer Veranstaltung ultrakonservativer Altrepublikaner auftauchen und dort, wie gerade in München, ein buntes Medley aus ihrem jüngst erschienenen Debütalbum „United States Of Ho99o9“ zum Besten geben. Spontan fällt einem für solche Inszenierungen natürlich Quentin Tarantino ein, der seinen Protagonisten, ob schwarz oder weiß, gern mal bitterböse Überzeichnungen wie die von den „durchgeknallten Crack-Niggern“ in den Mund legt, wohl wissend, daß die Provokation zieht und durch die Bank alle ordentlich verwirrt und vor den Kopf gestoßen sind. TheOGM und Eaddy wissen um ihre Wirkung, bekennenende Punks die sie sind („punk in itself isn’t a colour“), großartige Lust, über die allgegenwärtigen Rassenprobleme zu reden, haben sie dennoch nicht.
Die Tracks sprechen (oder besser: brüllen), so die Meinung der beiden, ihre eigene, unmissverständliche Sprache, da muß man nicht auch noch versuchen, das Ganze gesprächstherapeutisch aufzuarbeiten. Ohnehin stellen sie recht schnell klar: „We came to Munich to party!“ In Fachkreisen nennt man das auch gern mal einen „no-brainer“ – Volume auf Anschlag, Bier in den Becher (bzw. postwendend Richtung Saaldecke) und ab dafür. Angeblich sind die beiden ja mit Sum 41, Hanson, Papa Roach und Milli Vanilli („those motherfuckers that were lip syncing”) sozialisiert worden, später muß dann aber schon noch etwas passiert sein, denn die Mixtur, mit der sie jetzt unterwegs sind, klingt, als hätte jemand Body Count, Rage Against The Machine, Burning Spear, Living Colour und The Prodigy in ihre Einzelteile zerlegt, hernach falsch zusammengebaut und nochmal durch den Schredder geschickt: Aus der Konserve dröhnen grelle Gitarrenriffs und geloopte Geräuschfetzen, hinzu kommen kreischende Industrial-Beats und der Wumms eines zusätzlichen Livedrummers. Und natürlich die Brachial-Rap-Attacken der beiden am Mikro.
Es ist nicht ganz einfach, bei der wild tobenden Menge einen Platz im Rund zu finden, auf dem man sich nicht um seine körperliche Unversehrtheit sorgen muß – Powerpogo rules. Kurz unterbrochen wird der wilde Tanz von einem Sample, das offensichtlich nicht nur bei Superstar Kendrick Lamar großen Anklang gefunden hat – auch Ho99o9 bedienen sich für eine Atempause bei Boris Gardiners souligem Evergreen „Every Nigger Is A Star“, danach geht die Moshpit in die nächste Runde. Musik muss man das Ganze vielleicht nicht gerade nennen, Sound trifft es weitaus besser. Dennoch geben sich Ho99o9 eine kleine Spur konventioneller als ihr Support Kate Mo$$. Die können es zwar nicht mit der geballten Körperlichkeit von TheOGM und Eaddy aufnehmen, haben dafür aber eine twerkende GoGo-Tänzerin im SM-Kostüm dabei, die gegen Ende des Sets angestrengt versucht, auf die Bühne zu kotzen. Wer’s mag, ist begeistert. Zum zünftigen Abschluss dieses Jahres jedenfalls taugt der Abend allemal.
Support: Kate Mo$$
Strom, München, 4. Dezember 2017
Das würde man dann doch irgendwie gern mal sehen. Wie also die beiden Jungs von Ho99o9, ursprünglich New Jersey, jetzt Los Angeles, als Überraschungsgäste aus der Torte auf einer Veranstaltung ultrakonservativer Altrepublikaner auftauchen und dort, wie gerade in München, ein buntes Medley aus ihrem jüngst erschienenen Debütalbum „United States Of Ho99o9“ zum Besten geben. Spontan fällt einem für solche Inszenierungen natürlich Quentin Tarantino ein, der seinen Protagonisten, ob schwarz oder weiß, gern mal bitterböse Überzeichnungen wie die von den „durchgeknallten Crack-Niggern“ in den Mund legt, wohl wissend, daß die Provokation zieht und durch die Bank alle ordentlich verwirrt und vor den Kopf gestoßen sind. TheOGM und Eaddy wissen um ihre Wirkung, bekennenende Punks die sie sind („punk in itself isn’t a colour“), großartige Lust, über die allgegenwärtigen Rassenprobleme zu reden, haben sie dennoch nicht.
Die Tracks sprechen (oder besser: brüllen), so die Meinung der beiden, ihre eigene, unmissverständliche Sprache, da muß man nicht auch noch versuchen, das Ganze gesprächstherapeutisch aufzuarbeiten. Ohnehin stellen sie recht schnell klar: „We came to Munich to party!“ In Fachkreisen nennt man das auch gern mal einen „no-brainer“ – Volume auf Anschlag, Bier in den Becher (bzw. postwendend Richtung Saaldecke) und ab dafür. Angeblich sind die beiden ja mit Sum 41, Hanson, Papa Roach und Milli Vanilli („those motherfuckers that were lip syncing”) sozialisiert worden, später muß dann aber schon noch etwas passiert sein, denn die Mixtur, mit der sie jetzt unterwegs sind, klingt, als hätte jemand Body Count, Rage Against The Machine, Burning Spear, Living Colour und The Prodigy in ihre Einzelteile zerlegt, hernach falsch zusammengebaut und nochmal durch den Schredder geschickt: Aus der Konserve dröhnen grelle Gitarrenriffs und geloopte Geräuschfetzen, hinzu kommen kreischende Industrial-Beats und der Wumms eines zusätzlichen Livedrummers. Und natürlich die Brachial-Rap-Attacken der beiden am Mikro.
Es ist nicht ganz einfach, bei der wild tobenden Menge einen Platz im Rund zu finden, auf dem man sich nicht um seine körperliche Unversehrtheit sorgen muß – Powerpogo rules. Kurz unterbrochen wird der wilde Tanz von einem Sample, das offensichtlich nicht nur bei Superstar Kendrick Lamar großen Anklang gefunden hat – auch Ho99o9 bedienen sich für eine Atempause bei Boris Gardiners souligem Evergreen „Every Nigger Is A Star“, danach geht die Moshpit in die nächste Runde. Musik muss man das Ganze vielleicht nicht gerade nennen, Sound trifft es weitaus besser. Dennoch geben sich Ho99o9 eine kleine Spur konventioneller als ihr Support Kate Mo$$. Die können es zwar nicht mit der geballten Körperlichkeit von TheOGM und Eaddy aufnehmen, haben dafür aber eine twerkende GoGo-Tänzerin im SM-Kostüm dabei, die gegen Ende des Sets angestrengt versucht, auf die Bühne zu kotzen. Wer’s mag, ist begeistert. Zum zünftigen Abschluss dieses Jahres jedenfalls taugt der Abend allemal.