Hjorth & Rosenfeldt – Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann

Sebastian Bergman ist ein Kotzbrocken, wie er im Buche steht. Unausstehlich, aber zum Leidwesen seiner Kollegen hochintelligent und ein brillianter Kriminalpsychologe. Damit macht er sich unverzichtbar als in einem Waldstück in der Nähe des verschlafenen Örtchens Västerås, Bergmans Heimatstadt, die bestialisch zugerichtete Leiche eines Jungens gefunden wird. Ein brutaler Mord, bei dem der Täter seinem Opfer das Herz herausgeschnitten hat. Die Leiche ist schnell identifiziert, es handelt sich um Roger, einen sensiblen Jungen, der das örtliche Elitegymnasium besuchte. Die örtliche Polizei ist angesichts der Brutalität des Mordes überfordert und ruft das Team der Reichsmordkommission um Kommissar Torkel Höglund aus Stockholm zu Hilfe. Die Zusammenarbeit mit Höglunds alten Bekannten Bergman gestaltet sich schwierig und auch sein Team ist alles andere als begeistert. Aber es gestaltet sich nicht so einfach, hinter die gutbürgerliche Fassade von Västerås zu blicken…

“Der Mann, der kein Mörder war” ist ein klassischer Whodunit, das Autorenduo Hjorth & Rosenfeldt versteht es meisterhaft, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Der Krimi ist (vielleicht fast etwas zu sehr?) durchdacht und führt den Leser immer wieder auf verschlungenen Pfaden durch das verschlafene schwedische Örtchen und lässt mich – genau wie das Ermittlungsteam auch – nicht mehr zu Atem kommen bevor der Fall nicht gelöst ist. Zunächst sieht es aus, als würde es sich um einen bestialischen Ritualmord handeln, vielleicht war sogar ein Serienkiller am Werk? Doch ganz so einfach ist die Lösung wie so oft im Leben eben doch nicht und in Västerås ergibt sich noch die eine oder andere überraschende Erkenntnis, die auch das Opfer betrifft…

Bergman hat sehr oft den richtigen Riecher und schreckt auch nicht davor zurück, sich mit seinen Alleingängen unbeliebt zu machen und die Ermittlungen scheinbar zu beeinträchtigen. Ein fürchterlicher, unbelehrbarer Querkopf also? Nun, so ganz gelingt es dem Autorenduo nicht,die abschreckende Fassade des Kotzbrocken Bergman aufrecht zu erhalten, schließlich lassen sie den Leser auch ein bisschen hinter die Kulissen blicken. Bergman hat den Verlust seiner Familie beim Tsunami 2004 nie verkraftet und versucht, diese Leere mit sexuellen Eskapaden zu bekämpfen. Aber auch die anderen Charaktere sind schillernde Persönlichkeiten, da wäre beispielsweise der vollkommen überforderte Polizist Haraldson, der eine Vermisstenanzeige über seinen privaten Angelegenheiten vergisst und sich dann beim Versuch, sich als Held der Ermittlung zu profilieren von einem Fettnäpfchen ins nächste manövriert. Aber auch der sonst so perfektionistischen Kriminaltechnikerin Ursula unterlaufen einige Fehler…

Hjorth & Rosenfeldts Stärke ist eindeutig die starke Ausarbeitung der Charaktere, die allerdings auch nötig ist, schließlich streben die Autoren eine Serie um Bergman an. Diese Stärke ist aber zugleich auch eine Schwäche von “Der Mann, der kein Mörder war”. Für meinen Geschmack werden vielleicht etwas zu viele Figuren zu ausführlich eingeführt, was der Serienabsicht zwar zuträglich ist, dem Krimi als Einzelwerk aber etwas den drive nimmt. Ein bisschen weniger Personalien und dafür ein bisschen mehr Schwung hätte dem Erstlingswerk der beiden Autoren, die ihre berufliche Heimat eigentlich in der Filmproduktion haben gut getan.



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