Wenn es nicht so traurig wäre könnte man das Ganze für einen schlechten Film halten.
Die Stadt Köln hat es sich zum Ziel gesetzt, das sicherste und modernste Archiv Europas zu errichten”, teilte Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters mit. Diese Aussage klingt für den VdA (Verband deutscher Archivarinnen und Archivare) “wie Hohn und Spott angesichts der aktuellen politischen Sachlage. Große Worte – aber wo bleiben die Taten?” Mit der Materie vertraute Fachleute vermuten, dass die Verzögerung eine Folge von Sparmaßnahmen sei, dies aber nicht offen kommuniziert werden solle. Die ursprünglich für 2015 versprochene Fertigstellung des Neubaus war bereits auf 2017 verschoben worden.
Schon nach dem im Frühjahr verhängten Planungsstopp für den Nachfolgebau des Stadtarchivs, dass 2009 in den Tunnel einer in Bau befindlichen U-Bahn-Linie gestürzt war, hatten Tausende Historiker, Archivare und interessierte Bürger protestiert. Nun treibe es, so der Archivarverband, die Kölner Kommunalpolitik auf die Spitze: “Der Oberbürgermeister stoppt für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar die weiteren politischen Beratungen. Der Neubau des Stadtarchivs soll offenbar in der letzten Sitzung des Stadtrates vor der Sommerpause am 18. Juli 2013 nicht thematisiert werden.”
Die Stadt Köln trete die “überregionale Solidarität mit Füßen.” Das bezieht sich auf die spontane Hilfsbereitschaft zahlreicher anderer Archive in Deutschland, die nach dem katastrophalen Einsturz mit zwei Toten gerettete Bestände des traditionsreichsten deutschen Stadtarchivs unbürokratisch in ihren Magazinen aufgenommen hatten. Offenbar sei Oberbürgermeister Roters “aus dem Blick geraten”, dass die 13 Übergangslager (“Asylarchive”) spätestens 2016 geräumt sein müssten. Danach würden für die fachgerechte Aufbewahrung der Kölner Archivbestände bis zur Eröffnung eines Neubaus jährlich Kosten in Höhe von mindestens sechs Millionen Euro anfallen.
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Ich wette, das ist nicht das Ende dieser Geschichte.
Andrea Bentschneider