Er war ein umstrittener Mann, für seinen Alkoholkonsum bekannt, war aber in seinen besten Zeiten ein begnadeter Geschichtenerzähler. Hemingway behauptete, deutsche Soldaten getötet zu haben, erst nur einzelne, dann 26 und später stieg die Zahl auf 122 an. Fiktion oder Wahrheit?
In der Zeit ab dem 16. November 1944 berichtet Hemingway also über das Kampfgeschehen im “Wald in dem die Drachen hausen”. Es war kurz nach der Allerseelenschlacht und die Operation Queen begann mit den schweren Luftangriffen auf die Städte Düren, Jülich und vielen weiteren. Der Geländegewinn war gering und die Kämpfe so stark, dass alleine die George Company alle ihre Offiziere und 70% ihrer Mannschaften verlor. Es müssen unbeschreibliche Kämpfe gewesen sein und viele Ersatzsoldaten starben oder wurden verwundet, denn niemand hatte sie auf diese Waldkämpfe vorbereitet. Trotz starkem Widerstand der deutschen Truppen, mussten sich diese Anfang Dezember aus dem Wald zurückziehen. Da die amerikanischen Einheiten so große Verluste im Wald hinnehmen mussten, stand man jetzt an einer freien Fläche kurz vor Großhau, die Hemingway “den arschnackten Hügel” nannte. Er war frei und die Soldaten damit schutzlos dem deutschen MG-Feuer ausgesetzt, wie auf dem Präsentierteller. Den einzigen Schutz bot eine kleine Senke, die die Deutschen aber mit Granaten eindeckten. An dieser Stelle wurde jeder Meter wieder teuer erkauft. Noch heute kommen Gäste hierher, um zu sehen, wo ihre Familienangehörigen gekämpft haben, manche mit der wagen Hoffnung, noch etwas zu finden.
Hier im Hürtgenwald gab es einen Vorfall, bei dem Hemingway tatsächlich zur Waffe gegriffen haben soll, denn normalerweise durften Kriegsberichterstatter nicht bewaffnet sein. Während einer Kampfpause wurde der Gefechtsposten in der Dämmerung plötzlich von versprengten Deutschen angegriffen, die sich in einem ehemaligen Schieferbruch versteckt hatten. Während dieses Überfalls hatte man E. H. mit Waffe gesehen, was man ihm noch nicht ein mal zum Vorwurf hätte machen können, denn es hätte als Notwehr gegolten. Wenige hundert Meter weiter südlich war zu diesem Zeitpunkt ein weiterer Autor im Hürtgenwald: Der junge Jerome D. Salinger, der als Mitglied des Counter Intelligence Corps (Militärischer Abwehrdienst) dem 12. Regiment zugeteilt war.
Startpunkt: Parkplatz Glockenofen
Dieses Kampfgebiet lässt sich gut erwandern oder, noch besser, mit einem erfahrenen Guide erkunden. Hier findet man noch Erdbunker, alte Stellungen oder den Horseshoe turn, eine 180° Kurve, in der im Nov. 1944 US-Raketenwerfer standen und auf Großbau feuerten. Auch kann man den ehemaligen Regimentsgefechtsstand besuchen, in den Hemingway war oder die Weggabelung “Five Points”, von den Amerikanern nach dem berüchtigten New Yorker Viertel benannt.
Start: Parkplatz Glockenofen in Großhau
Länge: 9,5 km
Dauer: 2,5 – 3 Std.
Ab 2013 werde ich, dann als ausgebildeter Guide zum Thema “Hürtgenwald”, auch Touren anbieten, die eine geführte Mountainbiketour mit historischen Schauplätzen verbindet. Sport trifft Geschichte.