„From hell“: Ein Horror-Mystery-Film aus dem Jahr 2001, aus der Feder der Hughes Brothers, basierend auf einem Comic, basierend auf einem umstrittenen Buch. Verwirrend? Na gut, noch mal unkompliziert: „From hell“ erzählt die Mordserie von Jack the Ripper, doch geht es hier nicht um einen ungeklärten Mordfall, sondern um eine Verschwörung und Vertuschung höchstem Ausmaßes.
Dass dabei kein historischer korrekter Film zu erwarten ist, ist klar. Aber wo hat „From hell“ sich besondere Freiheiten herausgenommen?
Faktencheck „From hell“
- Frederick Abberline war zum Zeitpunkt der Rippermorde bereits 45, sein Schauspieler Johnny Depp war zum Zeitpunkt des Drehs erst 38. Seine Verkörperung wirkte zudem wesentlich jünger und attraktiver als der wahre übergewichtige Polizeiinspektor mit der beginnenden Glatze. Opiumabhängig war er nicht. Zudem starb Abberline erst 1929 im Alter von 86 Jahren an Altersschwäche.
- 1888 wäre Laudanum nicht als Gift gekennzeichnet gewesen. Der Konsum als Rausch- oder Schmerzmittel war weit verbreitet.
- Das Royal London Hospital in Whitechapel bekam erst 1990 die Bezeichnung „Royal“. Vorher hieß es schlicht The London Hospital.
- Das Absinthritual, bei dem der Absinth angezündet wird, entstand erst in den späten 1990ern in Prag. 1888 hätte man den Drink nicht angezündet.
- Sir William Gull war kein Freimaurer.
- Zu jener Zeit gab es mehr als 1.000 Frauen, die in Whitechapel ihren Lebensunterhalt auf der Straße verdienten. Es gibt keine Beweise dafür, dass die fünf „kanonischen“ Opfer des Rippers einander kannten.
- Mary Kellys Haarfarbe ist ein Mysterium. Einer ihrer Spitznamen, „Fair Ginger“ läßt zwar auf rotes Haar schließen, aber Zeitzeugen beschrieben sie sowohl als blond oder brünett.
- Mary Kelly und Inspector Abberline sind sich nie begegnet – zumindest nicht, bis er den Ort ihres Mordes betrat.
- Der Kutscher John Netley hat zwar existiert, aber dass er in irgendeiner Verbindung zu Sir William Gull stand, kann nicht nachgewiesen werden. Ebenso existierte eine Prostituierte namens Annie Crook, von der allerdings weder eine Bekanntschaft zu den Ripper-Opfern als auch zu Prinz Albert Victor überliefert ist.
- Eine Kutsche im Umfeld der Morde zu benutzen, wäre sehr auffällig gewesen (allein der Lärm der Räder auf dem Kopfsteinpflaster) und wäre sicher von Zeugen bemerkt worden.
- Nach dem Mord an Annie Chapman kommt George Lusk, Vorsitzender der Bürgerwehr von Whitechapel, mit dem „From hell“-Brief und einer halben menschlichen Niere zur Polizei. Beides wurde ihm in der Realität erst später zugestellt, da angenommen wurde, die Niere stamme von Catherine Eddowes, dem fünften Opfer.
- Das Kind aus der heimlichen Ehe von Prinz Albert Victor mit Annie Crook wäre gleich zweifach von der Thronfolge ausgeschlossen gewesen. Zum einen brauchten alle Thronfolger nach dem Royal Marriages Act von 1772 die Zustimmung des Monarchen, wollten sie heiraten. Ohne diese Zustimmung galt die Ehe als ungültig – das Kind wäre also unehelich gewesen. Und selbst wenn die Ehe genehmigt worden wäre: Nach dem Act of Settlement von 1701 verlor jeder Thronerbe seinen Anspruch auf den Thron, trat er zum katholischen Glauben über oder heiratete eine Katholikin/einen Katholiken. Einen Skandal vertuschen mag ein glaubwürdiges Motiv sein, aber eine Gefahr für den Thron wäre dieses Kind nicht.
- Prinz Albert Victor zeigte zudem zeit seines Lebens kein sonderliches Interesse an Frauen und war vermutlich homosexuell. Dass er Syphillis hatte, ist nicht belegt, es kursierten jedoch Gerüche darum. Er starb 1892, offiziell an Influenza.
- Traubenstiele wurden lediglich beim Tatort des Mordes an Elizabeth Stride entdeckt, und es gab keine wirklichen Hinweise, dass sie mit dem Mord zusammenhingen.
- Die Fundorte der fünf Ripperopfer bildeten kein Pentagram. In diesem Artikel kannst Du die Orte auf einer Karte sehen.
- Sir William Gull starb zwei Jahre nach den Rippermorden in seinem Londoner Haus am letzten von zahlreichen Schlaganfällen. 1888 erlitt er den ersten Schlaganfall, durch den er zur Zeit der Rippermorde körperlich stark beeinträchtigt war.
- Am Ende des Films bekommt Frederick einen Brief von Mary Kelly. Dass zu jener Zeit eine Whitechapel-Prostituierte lesen und schreiben konnte, ist unwahrscheinlich.
Quellen:
http://www.casebook.org/dissertations/dst-fromhellfact.html