Historisch inkompatibel

Momentan will einfach nichts so richtig zusammenpassen. Währenddem der Zoowärter noch mitten in der Ritterzeit steckt, tut der FeuerwehrRitterRömerPirat so, als hätte er sich nie für das Leben im finsteren Mittelalter begeistern lassen. König Artus? Wer interessiert sich schon für diesen Langweiler? Drachen und gefangene Prinzessinnen? Zum Gähnen langweilig. Turniere hoch zu Ross? Ist doch alles nur Theater. Armer Zoowärter. Sein grosser Bruder lässt kein gutes Haar an den Helden, die er so sehr bewundert. Der FeuerwehrRitterRömerPirat weigert sich standhaft, mit dem Zoowärter Burgbelagerung, Drachenkampf, Prinzessinnenbefreiung und ähnliche Kindereien zu spielen.

Als Mutter leide ich natürlich mit meinem Zweitjüngsten, aber auch für die Abkehr vom Mittelalter, die der FeuerwehrRitterRömerPirat vollzogen hat, kann ich Verständnis aufbringen. Der Junge hat nämlich das Licht der Renaissance entdeckt. Nicht mehr die Ritter in ihren schweren Rüstungen, sondern die leichtfüssigen Helden der Antike begeistern ihn in diesen Tagen. Achilles, Odysseus und die Götter des Olymp beflügeln seine Fantasie, die Lehrerin wird mit Bittbriefen eingedeckt, weil der Junge sich im Schulunterricht lieber mit Homer als mit “Zipf, Zepf und Zipfelmütz” befassen möchte.

Warum aber sehe ich unseren Dritten derzeit in der Renaissance und nicht in der Antike? Nun, neben seiner Faszination für den Trojanischen Krieg hat er ein weiteres grosses Thema für sich entdeckt: Die Reformation. “Herr Hadubrand” als Schlaflied ist passé, jetzt will er “Ein’ feste Burg ist unser Gott” hören. Martin Luther hält zeitgleich mit den Helden der Antike Einzug ins Kinderzimmer, womit unser Sohn lebt, was Wikipedia über die Zeit der Renaissance schreibt: “Im protestantischen Nordeuropa wird der Epochenbegriff der Renaissance von dem der Reformation überlagert.”

Soweit so gut. Dumm ist nur, dass Karlsson seinem jüngeren Bruder nicht nur altersmässig, sondern auch historisch einen Schritt voraus ist. Mit seiner Begeisterung für die Barockzeit reitet er auf der Welle der Gegenreformation. Sein grosses Idol, Johann Sebastian Bach, war zwar ein überzeugter Protestant, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass aus unserem Ältesten nie und nimmer ein Bilderstürmer geworden wäre, hätte er damals gelebt. Zu sehr liebt er die Pracht barocker Kirchen und Schlösser. So kommt es, dass auch Karlsson und der FeuerwehrRitterRömerPirat hin und wieder historische Differenzen austragen.

Einzig das Prinzchen hält sich aus der Debatte heraus. Seine Idole sind die Bauarbeiter, die im Schweisse ihres Angesichts bauen, was der Bauherr vorgibt. Ob das nun eine Ritterburg, ein griechisches Theater oder eine Barockkirche ist, kümmert das Prinzchen nicht. Hauptsache, er darf mitspielen und ein Bauarbeiter sein.

Historisch inkompatibel



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