Den Kampf um den Rennsieg tragen die Mercedes-Benz Silberpfeile vom Typ W 154 beim Großen Preis von Frankreich am 3. Juli 1938 unter sich aus. Denn die beiden Rennwagen der Auto Union vom neuen Typ D, die erstmals in diesem großen Rennen an den Start gehen, fallen bereits in der ersten Runde aus. Nun führen die Stuttgarter Werksfahrer Hermann Lang, Manfred von Brauchitsch und Rudolf Caracciola das Feld an, außerdem sind noch zwei Talbot T150C, ein Sefac und ein Bugatti T59/50B unterwegs.
Nach 64 Runden mit insgesamt 500,86 Kilometern kommt von Brauchitsch als Sieger ins Ziel – „in neuer Rekordzeit vor Caracciola und Lang“, wie der Mercedes-Benz Werksfahrer in seiner Biografie „Ohne Kampf kein Sieg“ zufrieden vermerkt. Die schnellste Runde erzielt Lang auf dem „sehr schnellen Dreieckskurs von Reims, der alten Krönungsstadt“, wie sich der ehemalige Rennmonteur später erinnert.
Aber ein Dreifachsieg beim Großen Preis von Frankreich bedeutet auch eine ganz besondere historische Kontinuität. Denn in Frankreich, wo 1894 die erste Wettfahrt für Automobile zwischen Paris und Rouen stattfindet und 1901 bei der Woche von Nizza der Markenname Mercedes geprägt wird, gewinnt die Daimler-Motoren-Gesellschaft, gefolgt von zwei Benz-Wagen, bereits 1908 in Dieppe den Grand Prix. 1914 folgt dann ein Dreifachsieg für die Mercedes-Rennwagen in Lyon – bis heute einer der bedeutendsten Siege für die Marke. 1954 erzielt sie schließlich beim Wiedereinstieg in die Formel 1 in Reims einen spektakulären Doppelsieg mit der Stromlinienausführung des Mercedes-Benz W 196 R und den Fahrern Juan Manuel Fangio und Karl Kling.
Der Dreifachsieg in Reims 1938 gehört zu den großen Erfolgen für Mercedes-Benz in einer hoch spannenden Rennsaison, die Rudolf Caracciola als Europameister beschließen wird. „Die Wägelchen sind launisch wie die Primadonnen. Sie fressen nicht jedes Öl, nicht jeden Sprit, und sie vertragen schon gar nicht jede Kerze“, so erinnert sich Alfred Neubauer an den W 154. Dieser erste Zwölfzylinderwagen von Mercedes-Benz wird für die 1938 in Kraft tretende Grand-Prix-Formel neu entwickelt. Die Konkurrenz ist stark: „Die Rennen werden immer schneller, immer schwerer, und die Zahl der Anwärter auf den Sieg mehrt sich“, schreibt Caracciola im Rückblick auf die Saison 1938.
Doch die eingespielte Mannschaft aus Rennfahrern, Mechanikern, Ingenieuren und Strategen beherrscht den Monoposto bis ins kleinste Detail. Das Ergebnis dieser Teamarbeit bringt Alfred Neubauer auf den Punkt: „Wir siegen, wo wir starten“ – auch beim Großen Preis von Frankreich.