In Madagaskar werden bis heute viele traditionelle religiöse und kulturelle Aktivitäten gelebt und zelebriert. Dazu gehört auch das traditionelle madagassische Straßentheater Hira Gasy.
Hira Gasy ist eine Art Sprech- und Musiktheater, das von Folklore-Gruppen (Mpihira Gasy) im Freien aufgeführt wird. Der Hira Gasy nimmt aktuelle politische und gesellschaftliche Themen auf und hat meist eine religiöse oder moralische Botschaft. Bis heute hat dieses Schauspiel einen regelrechten Volksbildungsauftrag in Madagaskar.
Hira Gasy Gruppen werden oft zur Begleitung von religiösen Festen eingeladen, so auch zur traditionellen madagassischen Totenumbettung Famadihana. An Wochenenden können die unterhaltsamen und vielseitigen Vorführungen des Erzähltheaters mit musikalischer Untermalung in vielen Orten der Insel – vor allem im Hochland – verfolgt werden.
Bei öffentlichen Aufführungen treten oft zwei Gruppen gegeneinander an. Sie improvisieren dann über ein im Vorfeld festgelegtes Thema. Liebe, Politik, Moral und Philosophie sind gängige Inhalte.
Zu einer Hira Gasy-Gruppe gehören Schauspieler, Tänzer und Musiker. Die Aufführungen sind nach einer ganz bestimmten Struktur aufgebaut und dauern oft mehrere Stunden. Dabei kommen verschiedene Elemente vor: Reden (Kabary), kurze Gedichte (Hain-teny), lyrische Vorträge (Tolonkano) und die typischen madagassischen Sprichwörter (Ohabolana) werden abwechselnd in ein Stück zwischen den musikalischen Elementen eingebaut.
Bereits das Anlegen der Kostüme gehört zum Hira Gasy-Stück. Eine Rede ist der offizielle Start und erläutert den Fortgang der Geschichte. Sie wird meist vom Anführer der Gruppe oder dem ältesten Mitglied vorgetragen. Es folgt der Hauptteil mit einem Gesang der Frauen, begleitet von tänzerischen Handbewegungen und mehreren Stellungswechseln. Im Anschluss werden Tanzeinlagen gezeigt, die teils wild und abgehackt wirken und akrobatische Elemente haben. Zum Ende der Vorstellung kommen Gesänge, in denen neue Themen angeschnitten werden.
Die Zuschauer werden in den Hira Gasy mit einbezogen. Sie feuern die Truppen mit Zwischenrufen an. Während besonders gelungener Passagen werfen die Zuschauer auch gerne Geldstücke auf die Bühne.
Eine Hira-Gasy-Theatergruppe besteht aus mindesten dreißig Mitgliedern, die sehr eng miteinander verbunden sind. Oft sind ganze Familien Teil einer Gruppe, auch ein Koch und ein traditioneller Heiler gehören fast immer dazu. Die Gruppen werden übrigens oft von Frauen geleitet.
Der Hira Gasy hat seine Ursprünge teils in Südostasien und Ozeanien. Einige Elemente erinnern daher an südostasiatische Tänze oder asiatische Kampfkunst.
Für Reisende ist die Teilnahme an einer Hira Gasy-Veranstaltung ein eindrückliches Erlebnis der madagassischen Kultur. Auch wenn die Inhalte wohl nicht verstanden werden ist es eine Möglichkeit, die Stimmung des Landes wahrzunehmen und Teil dieser einmaligen Tradition zu sein. PRIORI kann Ihnen weitere Informationen zu Hira Gasy geben und den Besuch einer Vorstellung organisieren.
Dieser Beitrag wurde am 13. April 2015 von PRIORI_JaraBerlin in Kultur und Sprache veröffentlicht. Schlagworte: Aufführung, Gedichte, Hira Gasy, Kultur, Madagaskar, Musik, Musiktheater, Sprache, Sprechtheater, Straßentheater, Theater, Tradition.