Hippolyte Bayard (20.01.1801-14.05.1887, Frankreich) war einer der ersten Fotokünstler und der Erfinder des Direktpositiv-Verfahrens. Bei diesem Verfahren arbeitete er erstmals mit Papier, das er mit Silberchlorid überzog und anschließend dem Sonnenlicht aussetzte, wodurch es geschwärzt wurde. Nach einer weiteren Behandlung mit einer Jod-Kaliumiodid-Lösung wurde das Papier in der Kamera belichtet und Bayard erhielt ein positives Bild, das nur noch fixiert werden musste. Jedes Bild war ein absolutes Unikat, da es bei diesem Verfahren kein Negativ gab, das vervielfältigt werden konnte. Am 24. Juni 1839 veranstaltete Bayard in Paris die wahrscheinlich erste Fotoausstellung der Welt und stellte 30 seiner direktpositiven Papierbilder öffentlich aus. Kurz darauf veröffentlichte die Akademie der Wissenschaften in Paris die Patentschrift von Louis Daguerre, der zur selben Zeit mit lichtempfindlichen Metallplatten experimentiert hatte. Dieses Verfahren, die Daguerreotypie, verbreitete sich in kürzester Zeit über Frankreichs Grenzen hinaus und war überaus erfolgreich. Hippolyte Bayard gelang es deshalb nicht mehr, seine Erfindung zu vermarkten. Trotz dieses Misserfolges gilt Bayard noch heute als einer der Urväter der Fotografie. Er betätigte sich weiterhin als künstlerischer Fotograf. Bekannt sind seine Selbstportraits, besonders sein im Direktpositiv-Verfahren hergestelltes “Selbstportrait als Ertrunkener”, mit dem er sein Scheitern als Erfinder verarbeitete, und seine gekonnt angeordneten, innovativen Stillleben von Gartengeräten. Im Jahre 1977 wurden auf der Documenta in Kassel einige von Bayards künstlerischen Fotoarbeiten gezeigt.