Bei Oma und Opa reißen die Hiobsbotschaften derzeit nicht ab. Nahezu täglich erfahren wir von den unglaublichsten Begebenheiten, die sich in unserem unmittelbaren Umfeld zutragen – nicht selten mit tödlichem Ausgang. Die letzte Nachricht allerdings hat uns richtig umgehauen, obwohl die Geschichte ein noch viel, viel schlimmeres Ende hätte nehmen können. Einer unserer guten Freunde aus alten Zeiten in Bayern also will seine Frau von der S-Bahn abholen und ist – wie so oft – zu früh dran. Statt sich auf irgendeine Bank zu setzen, nutzte er die Zeit und ging schnellen Schrittes den Bahnsteig auf und ab. Da wurde ihm plötzlich schwarz vor Augen, und an das Nächste, an das er sich erinnern kann, ist, wie er (mutmaßlich das zweite Mal) auf den Schienen im Gleisbett aufschlägt – mit dem Brustkorb. Das an sich wäre ja schon Albtraum genug gewesen. Aber zu allem Überfluss befand sich die S-Bahn, in dem ja seine Frau saß, bereits kurz vor dem Bahnhof. Und was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste und erst später im Krankenhaus erfuhr, war, dass er sich bei seinem (ersten) Aufprall einen katastrophalen Trümmerbruch der rechten Schulter zugezogen hatte. Insofern grenzt es an ein Wunder, dass er es ohne fremde Hilfe – der Bahnhof war zu diesem Zeitpunkt menschenleer – überhaupt geschafft hat, sich trotz des Schulterbruchs, einer Lungen- sowie diverser Rippenprellungen die zirka 1,50 Meter hoch auf den Bahnsteig zu ziehen – bevor, man muss es so hart formulieren, die S-Bahn ihn überrollt hätte. Vermutlich verdankt er seine Rettung dem Adrenalin, das der Körper in solch gefährlichen Situationen zur Sicherung des Überlebens in Unmengen ausschüttet. Denn erst die aussteigenden Passagiere des Zuges konnte er jetzt um Hilfe bitten, die sich dann in Form von Rettungshubschrauber, Krankenwagen und weiteren Einsatzkräften an der Unfallstelle einfand. Inzwischen geht es unserem Freund auch schon wieder ganz gut, obwohl die Schulter trotz stundenlanger Operation wohl nicht wieder so werden wird, wie sie es einmal war. Aber seinen Humor hat er zumindest nicht verloren: „Das wäre ja ’ne einmalige Überschrift geworden: Frau überrollt eigenen Mann mit S-Bahn“, witzelte er bei unserem jüngsten Telefonat schon wieder. Was soll ich sagen? Ich hab’s gegoogelt: Diese Überschrift hat es tatsächlich noch nicht gegeben …
PS: Oma und Opa sowie die restliche Familie wünschen weiter gute Besserung.