Hinter feindlichen Linien (Teil 1)

Es war 2 Uhr Nachts. Maurice und ich saßen zu dieser nachtschlafenden Zeit im NEF. Wir hatten gerade unseren letzten Patienten in der Klinik abgelieferrt, jetzt warteten wir auf etwas Zuwendung von der Leitstelle, um den Vorgang abschließen zu können. Maurice nutzte die Gelegenheit, sich ausgiebigst bei mir darüber zu beschweren, dass ich ja bei diesem Ex-Junkie gerade eben stundenlang Akupunktur betrieben hätte, ohne dass ein brauchbarer Zugang dabei herausgekommen wäre. Er beschrieb gerade in schillernsten Farben noch einmal, wie er mich mit Gewalt vom Hals des Patienten habe wegzerren müssen, nur weil ich auf der Höhe meines Egotrips wie von Sinnen auf die dort vermutete Externa eingestochen hätte. Diese blumige Darstellung schloss er mit einem Rechenexempel, das mit darlegen sollte, dass er, wenn ich nicht so stur gewesen wäre, jetzt selig wieder in seinem Bett liegen könnte, aber nein, wir saßen noch immer vor der Klinik rum und warteten darauf, dass sich die Leitstelle ENDLICH mal herabließ, mit uns zu sprechen.
“Psst!” machte ich und unterbrach sein Lamentieren barsch. Ich hörte nämlich was am Funk. Das NEF aus dem angrenzenden Gebiet wurde gerade angerufen.
“Fahrt mal in die Müllerstraße in Niederoberunterhausen, da ist eine demente Dame, die gestürzt ist. Nachforderung zur Analgesie.” plärrte es aus dem Funk.
“Das ist doch unser Wachgebiet!” rief ich verzückt und drehte mich mich mit einem triumphierenden Blick zu Maurice. “Und wer brauch da jetzt nicht hinfahren, weil noch nicht wieder bereit gemeldet? Das sind wir! Und warum sind wir noch nicht wieder bereit? Weil ich mich so hingebungsvoll um den Patienten gekümmert habe. Wer fährt jetzt zurück zur Klinik? Wir. Wer macht Turnübungen mit alten Damen? Nicht wir.” Zufrieden ließ ich mich in meinen Sitz zurück fallen. Maurice sagte gar nichts mehr. Grummelnd schrieb er die Einsatznummer auf und ließ dann den Motor an. Demonstrativ drehte ich meinen Kopf weg und schloss die Augen. Da hörte ich ein Knistern am Funk. Man rief unsere Nummer.
“Wo seid Ihr gerade?” fragte die Leitstelle. Maurice gab unsere Position durch. Eine Weile war Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann ertönte wieder die Stimme des Disponenten. “Fahrt mal in die Waldmannstr. 27. RTW hat Verstärkung angefordert. Da ist wohl ein heilloses Chaos. Verstanden habe ich es nicht so ganz. Seht es Euch mal an.”
“Waldmannstr. 27, alles klar.” sagte Maurice. Dann wendete er abrupt und schaltete das Sondersignal ein.
“Das ist aber gar nicht unser Wachgebiet…” sagte ich zögerlich.
“Nein.” erwiderte Maurice und sah mich mit einer Eiseskälte an, die mir das Blut in en Adern gefrieren ließ. “Das gehört zum Wachgebiet der Spaßtruppe, die jetzt zu der alten Dame für die Analgesie gefahren ist.”

Ich rutschte noch etwas tiefer in meinen Sitz und sah angestrengt aus dem Fenster. Das klang irgendwie nicht nach einem Einsatz, der schnell getan sein würde…
“Ich verabscheue dich.” sagte Maurice. Ich starrte weiter angestrengt aus dem Fenster.


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