Ankunft auf dem Camp-let Werkshof
Unsere Führung beginnt 10h auf dem Werkshof von Camp-let. Wir treffen etwas früher ein, immerhin möchte man zu einem Termin mit dem Geschäftsführer nicht zu spät kommen. Ein Camp-let Mitarbeiter im schicken Blaumann mit Firmenlogo nickt uns zu und meint in Deutsch, Hans Jørn Nissen sei noch am Telefon, würde aber gleich zu uns stoßen. Das gibt uns Zeit einen Blick auf die Anlage zu werfen. Auf dem Hof stehen über 100 abholbereite Camp-let Modelle, hauptsächlich in den Varianten Classic und Premium. Aber auch ältere Anhänger wie Royal oder Savannah können wir ausmachen, auch ein eigener MAN Camp-let Truck zum Transport der Anhänger sticht ins Auge.
Auf dem Hof des Firmengeländes sticht ein Camp-let Transporttruck ins Auge
Kurz nach 10h kommt mit bestimmten aufrechten Schritt ein Mann auf uns zu und stellt sich in exzellenter deutscher Sprache als Hans Jørn Nissen vor. Wir begrüßen uns und danken für das Treffen. In knappen Worten erzählt Hans Jørn, wir sind gleich zu Beginn beim Du, einige Details zur Hintergrundgeschichte von Camp-let. Bereits sein Urgroßvater hatte an dieser Stelle einen Holzhandel, stieg dann rasch ins Möbelgeschäft auch für Camper ein. Von dort war es nicht mehr weit zu Campinganhängern. Der Großvater gründete schließlich Ende der 1960er die Firma Camp-let. Heute vertreibt diese neben Faltcaravans auch Lasten- und Pferdeanhänger.
“Bitte wundert Euch nicht, warum es hier momentan so ruhig ist. Die meisten der Camp-let Mitarbeiter sind noch im Sommerurlaub.” sagt Hans Jørn und fährt fort: “An einem normalen Tag arbeiten 20 Personen für Camp-let Faltcaravans, Hochbetrieb herrscht ab Februar für die anstehende Saison.”. Der Geschäftsführer bittet uns ihm in das einstöckige Produktionsgebäude zu folgen, gerne kommen wir dieser Aufforderung nach.
Rundgang durch die Faltcaravan-Produktion
Basis der Camp-let Faltcaravans sind Zeltanhänger der Firma Knott. Diese ergänzt das Unternehmen mit einem selbstgefertigten Glasfaser-Anhängeraufbau und einem Faltzelt von Isabella. Hinzu kommt Zubehör wie z.B. das ebenfalls in Eigenarbeit hergestellte Küchenmodul, die Kaltschaummatratzen sowie die Wasser- und Gasversorgung. Camp-let fertigt seine Faltcaravans auf einer Produktionsstraße an. Das ganze erinnert uns an eine Manufaktur. Zwar gibt es größeres Gerät wie Bohrmaschinen, Sauger oder Spritzautomaten. Aber die aus der PKW-Industrie bekannten voll- und halbautomatisierten Roboter fehlen gänzlich.
Montage der Camp-let Faltcaravans
„Wir fertigen alles hier in Gram”, meint Hans Jørn. “Klar ist Dänemark kein Niedrigpreisland, aber somit behalten wir die Kontrolle über die Qualität und unser Faltcaravan-Wissen bleibt bei uns.” begründet der Geschäftsführer. Dabei deutet er auf einen Mitarbeiter und meint, dass dieser bereits seit über 35 Jahren für Camp-let arbeite und die gesamte Firma von der Erfahrung profitieren würde. Aber auch Traditionsunternehmen wie Camp-let entwickeln sich weiter. So erklärt uns Hans Jørn, dass vor einigen Jahren ein Wandel in den Köpfen der Produktionsangestellten stattgefunden hat. “Jeder Mitarbeiter stellt sich mehrmals am Tag die Frage, ob er für das von ihm erstellte Ergebnis tatsächlich 10.000 Euro ausgeben würde. Zudem pflegen die Kollegen eine Mentalität der Verbindlichkeit. Das heisst, als Mitarbeiter bin ich Kunde von dem in der Produktion vorgelagerten Kollegen A und wiederum Dienstleister für meinen im Produktionsfolgeschritt tätigen Kollegen B.”.
Ein Camp-let Classic wartet auf seine Fertigstellung
Wir betreten eine Halle mit hohen Schränken in denen sich das Camp-let Zubehör stapelt. Wassertanks, Waschschüsseln, Lattenroste, etc. Eigentlich alles was ein Faltcaravan-Camper begehrt. Nun haben wir auch Gelegenheit, Hans Jørn Feedback zu seinem Camp-let Classic zu geben. Nach knapp 3 Monaten im Zeltanhänger haben wir einige Verbesserungsvorschläge, die uns auf der Seele brennen. Der Firmenchef hört zu, nickt und fragt nach. Keine Rechtfertigung oder Ausreden. Auf Anfrage, warum sich die Gardinen so kompliziert montieren lassen greift er spontan in eine blaue Kunststoffkiste, zieht eine kleine Tüte mit Gardinenklipps heraus und deutet auf die Anleitung aus Papier. Kurz geben wir zu verstehen, dass die Bedienungsanleitung nicht einfach zu lesen war. Hans Jørn notiert gedanklich die Bemerkung und führt uns, vorbei an geheimen Prototypen der nächsten Camp-let Generation, zum Firmenmuseum.
Im Camp-let Museum und Showroom
Nach einem kurzen Fußmarsch über den Werkshof betreten wir das kleine Camp-let Museum und erblicken nebeneinander aufgereiht die verschiedenen Camp-let Modelle der letzten fünf Dekaden. Den Anfang macht ein weiß lackierter Holzwohnanhänger, ihm folgt ein orangefarbenes Modelle der 1970er Jahre und schließlich ein Camp-let Concorde. Jeder Falter wird ergänzt durch ein Foto aus seiner Zeit auf dem der Anhänger von einer Urlaubskulisse abgebildet ist.
Der Klappwohnwagen Camp-let Safir, gesichtet im firmeneigenen Museum
Wir bleiben vor dem Camp-let Safir stehen und wenden uns fragend an den Geschäftsführer. “Der Safir ist ein schöner und praktischer Klappwohnwagen. Leider war seine Produktion zu teuer, der Verkauf schließlich unrentabel.” erklärt Hans Jørn. “In den Jahren sind die Kunden immer anspruchsvoller geworden, was Komfort und Qualität angeht. Aus einem ursprünglichen Faltcaravan-Gewicht von 175kg pro sind mittlerweile 275kg geworden. Dabei vergessen viele, das es immer noch ums Campen in der Natur geht. Das kann man nicht mit dem Lebensstandard von zu Hause vergleichen.”
Geschäftsführer in dritter Generation – Hans Jørn Nissen im Camp-let Showroom
Nach unserem Interview geht es zur letzten Station, dem Camp-let Showroom. Dieser, hauptsächlich für Händler vorgesehene Ausstellungsraum zeigt die aktuell Modellpalette, repräsentativ aufgebaut und mit reichlich Zubehör versehen. “Hier”, so Hans Jørn, “treffen wir uns regelmäßig mit Händlern und Geschäftspartnern.”. “Dabei haben wir auch Gelegenheit unsere neusten Entwicklungen vorzustellen. Beispielsweise dieses Vorzelt, welches voraussichtlich ab nächsten Jahr erhältlich sein wird.”. Daneben bleiben für Camp-let die Reise- und Campingmessen wichtig. “Auf Messen wie den Caravansalon Düsseldorf haben wir Gelegenheit unsere Händler aus Korea und Indien zu treffen.”. Mit diesen Worten, endet unsere knapp 2-stündige Privatführung bei Camp-let. Wir danken Hans Jørn für seine Zeit und den möglichen Blick hinter die Unternehmenskulissen und fahren zurück zum Campingplatz.