Heute soll es allerdings um ein etwas tiefgründigers Thema gehen, das Buch "Hinter dem Blau" von dem ich euch erzählen will, handelt nämlich von einem Mädchen, das seinen Vater durch dessen Selbstmord verloren hat, und als junge Frau endlich versucht damit umzugehen und leben zu lernen.
"Warum sucht die sich so ein Buch aus?", wird sich der ein oder andere von euch jetzt vielleicht denken. Weil es mich berührt und irgendwie auch persönlich angesprochen hat. Ich habe meinen Vater nicht durch so ein schreckliches Erlebnis verloren, nein. Mein Vater ist vor 6 Jahren zu einer anderen Frau gezogen und hat seine Familie und mich im Stich gelassen, etwas ganz anderes eigentlich. Aber etwas das mein Leben ziemlich aus den Fugen gerissen und mich sehr beeinflusst hat.
Ich war lange Zeit am Zweifeln ob ich das Alles überhaupt hier auf dem Blog schreiben soll, denn ich bin nicht darauf aus euch euer Mitleid oder sonst etwas Ähnliches zu entlocken. Nichtsdesto trotz ist das ein Teil meiner Geschichte und ein Teil von mir, mit dem ich genauso lernen muss zu leben wie die Schriftstellerin des Buches mit ihrer Geschichte. Und der Grund, warum ich dieses Buch gekauft habe, sollte einfach nicht unerwähnt bleiben.
Das sagt der Klappentext:
Die fröhliche Studentin Sunny schreibt ihre Abschlussarbeit zum Thema "Lebenslust und Lebensmüdigkeit-der Selbstmord als Kulturphänomen". Was niemand weiß: Sunny´s Kindheit wurde von einer Tragödie überschattet. Als sie fünf Jahre alt war, beging der manisch-depressive Vater Selbstmord. Zwanzig Jahre nach seiner Tat sichtet sie den Nachlass des Vaters und beschäftigt sich erstmals intensiv mit seiner Geschichte und den Motiven für seine Tat. Was sie dabei entdeckt, schockiert Sunny, hilft ihr aber auch, ihm zu vergeben. Energisch packt sie ihre Zukunft an.
Alle 40 Sekunden nimmt sich ein Mensch das Leben. Der Selbstmord gehört damit zu den häufigsten Todesursachen weltweit, bleibt aber eines der größten Tabus der Menschheit. In Deutschland begeben sicher immer mehr Menschen wegen Depressionen in Behandlung. Viele entscheiden sich trotzdem für den Suizid, vorallem Männer wählen diesen Weg. Familien und Freunde bleiben zurück. Alexa von Heydens einfühlsam erzähltes Memoir bietet einen berührenden Einblick ein ein Thema, über das in unserer Gesellschaft häufig geschwiegen wird, und schildert hautnah das Schicksal einer Betroffenen.
Alle 40 Sekunden entscheidet sich jemand nicht mehr leben zu wollen. Ist das nicht schrecklich? Habt ihr das gewusst? Für mich ist das irgendwie unvorstellbar. Wie kann ein Mensch, wie kann ein Vater so etwas seiner Familie antun? Was muss in so jemandem vorgehen, das er all das einfach so zurück lassen kann? Ich glaube diese Antwort hat bisher wohl noch keiner gefunden und auch Alexa konnte diese Frage nicht beantworten. Wenn man darüber nachdenkt kann man wohl nur erahnen, wie schlimm diese Krankheit sein muss.
Die ersten Seiten auf denen Alexa davon erzählt wie Sunny ihren Freund kennenlernt (wie ich gelesen habe hat sie den inzwischen sogar geheiratet), brachten mich immer wieder zum schmunzeln und zauberten mir ein kleines Lächeln auf mein Herz. Irgendwie fühlte ich mich sofort mit ihr auf einer Ebene und viele Gedanken sprachen mir total aus dem Herzen, obwohl ich bevor ich sie las, garnicht gewusst hatte, das ich so empfinde.
Um so weiter ich las um so öfter lief mir dann allerdings auch ein Schauer nach dem anderen über den Rücken und ich musste oft schwer schlucken. Alexa schreibt davon wie sie den Selbstmord ihres Vaters mit ihren wínzigen 5 Jahren erlebt hat und wie sich aus Unverständnis und Angst immer mehr die Wut in ihr breit machte. Während ihre Schwester alles laß was sie über ihren Vater in die Hände bekommen konnte, wollte Alexa/ Sunny lange nichts mehr von ihrem Vater wissen, baute eine hohe Schutzmauer um sich auf und ergriff oft lieber die Flucht als sich den Tränen und der Trauer ihrer Familie zu stellen. Erst viele Jahre später wurde ihr klar das es so nicht weiter gehen konnte. "Ich bin jetzt 25 Jahre alt und habe keinen Schimmer wer ich bin."
Es folgten lange Gespräche mit ihrer Mutter und das austauschen von alten Erinnerungen mit ihrer Schwester Caro. Alexa studierte wochenlang alte Briefe und Dokumente und fuhr schließlich sogar zu ihrem alten Wohnhaus wo alles passierte. Wozu das alles führte verrate ich euch jetzt natürlich nicht, das müsst ihr dann schon im Buch lesen.
Letzendlich kann dieses Buch natürlich nicht wieder gut machen, was Alexa, und vermutlich auch viele andere Menschen die einen geliebten Menschen durch so etwas verloren haben, durchleiden musste/n. Aber es kann helfen zu erkennen, das man nicht alleine ist mit seinen Ängsten und Sorgen, das man Schwächen und Fehler bei sich zulassen und sich ab und zu von anderen auch mal helfen lassen muss/kann. Mir hat dieses Buch insofern geholfen, das es mir wieder bewusst gemacht hat, das ich nicht die Einzige bin, die keinen Vater mehr hat, der für sie da ist, das man aber trotzallem noch das Glück & die Liebe im Leben finden kann.
Kennt jemand von euch eigentlich dieses Buch oder hat es sogar schon gelesen?
Kürzlich saß ich draußen in der Sonne und im Nachbarsgarten spielten ein paar Kinder, als ein Mädchen rief: "Papaaa..? Ich hab dich lieb!" .... Ich ich finde, wer kann, sollte das seinem Papa (und sowieso allen Menschen die man liebt) so oft es nur geht sagen. Denn es kann eine Zeit kommen, in der das nicht mehr möglich ist.
Ich hoffe wirklich sehr ich habe euch mit diesem Thema, oder allgemein mit diesem Post nicht allzusehr schockiert und ihr versteht meine Beweggründe überhaupt über so ein Buch zu schreiben. Der nächste Post wird wieder fröhlicher, versprochen.
Liebste Grüße, eure Sarah
P.S.: Sollte der ein oder andere von euch sich vielleicht wundern, warum es jetzt noch keinen Monthly Review-Post gab, hier schnell eine kleine Info: Da ich nämlich in letzter Zeit das Gefühl hatte das euch diese Posts garnicht so interessieren und ich im Juni auch nicht allzu viel bildlich festgehalten habe, möchte ich euch nächste Woche einfach mal von meinem schönsten Tag im Juni erzählen, meinem Bloggertreffen mit der lieben Toni. Ob ich diese Postreihe dann diesen Monat wieder wie normal weiterführe oder nicht muss ich noch entscheiden. Schreibt mir doch einfach mal ob euch das überhaupt noch interessiert oder doch eher langweilt. Ich würde mich sehr über eure Rückmeldung dazu freuen!