Hingehaucht und umgemodelt

Tilla, meine Süße, hat gerade in einem ganz andere Zusammenhang den umwälzenden Satz gesagt: „… man sollte sich viel mehr mit so’nem Quatsch beschäftigen“. Es ging um eine blöde Excel-Anwendung. Datei rein, Datei raus. Alles gut, wenn man es richtig macht. Da gilt wieder der alte Spruch: „kaum macht man es richtig, schon funktioniert es“. Doppelpunkt, Aussage. So haben wir es in der Schule gelernt. Hand aufs Herz, wer von uns hat Datei-Hinundher in der Schule gelernt? Und wer es in der Schule gelernt hat, wird wieder von Neuem lernen können, wenn ein neues Release, eine neue Software, ein neues Irgendwas den Computer „verseucht“. Alles ganz einfach, wenn man es richtig macht. So ist es auch in der Fotografie. Und, ich gestehe, auch ich habe eine stabile Digital-Vergangenheit. Eine Zeit, in der ich hauptsächlich (in Abschnitten sogar vollkommen) digital fotografiert habe. Na toll, jetzt habe ich auf meinem Rechner so manche Datei, die nur als Datei existiert, und „dummerweise“ finde ich einige Bilder so schön, dass ich sie auf echtes Fotopapier ziehen möchte. Baryt, vollkommen klar. Bin ich jetzt der Loser oder Wahrer des Edlen?

Irgendwie muss es einen Weg geben. Da bin ich sicher. Mir ist er aber noch nicht untergekommen. Jedenfalls eine 1:1 Umsetzung des digitalen Ergebnisses auf ein analoges Medium ist mir nicht bekannt. Ich habe es schon so oft probiert und dann doch immer etwas anderes heraus bekommen. Zurzeit bleibt eben das Eine so und das Andere anders. Jetzt wird sich so mancher Leser fragen, wie das Andere aussieht. Dann mache ich eben mal ein Beispiel. Um dieses Bild geht es jetzt … digital fotografiert und schön anzusehen … ich liebe es auf jeden Fall, genau so …

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Aber auf echtem Fotopapier wäre es natürlich die Pracht. Also ran ans Werk und einen Versuch starten. Wer mich kennt weiß genau, bei einem Beispiel bleibt es nicht. Also habe ich zunächst das digitale Bild auf eine Folie gedruckt, als Negativ im Format 13×18 cm. Das Ganze wurde dann in den Vergrößerer geschoben (wohl dem, der einen Vergrößerer im Klopperformat 13×18 hat) und nach dem normalen Lichtbrezeln sah das so aus:

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Nicht besonders befriedigend, wie ich finde. Ein Negativ aus dem Inkjet-Druck ist eben doch gröber als eine Filmemulsion. Dann wurde das Ganze noch einmal als Negativ in Fotopapiergröße gedruckt. Kontakt-Kopie war angesagt. Lichtbrezel und das Grobe war verschwunden, das Matschige aber gekommen wie man nachfolgend sieht …

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Auch nicht so toll, aber deutlich schärfer als zuvor. Irgendwie hat das ja etwas, aber mir gefällt es nicht. Egal wie scharf oder unscharf meine Bilder sind, sie knacken immer. Und genau das tut dieses hier eben nicht. Mit meinem Latein bin ich trotzdem noch nicht zu ende. Jetzt kommt der große Griff in die Trickkiste. Das Folien-Negativ im Format 13×18 cm hatte ich ja schon. Also wurde noch eines in der gleichen Größe als Positiv ausgedruckt und die beiden dann (leicht verschoben) aufeinander montiert. Genau so, wie man es für die Tontrennungen macht. Drauf auf den Vergrößerer und gib ihm Licht.

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Spannend. Es entsteht ein neues Bild. Nichts, aber auch gerade gar nichts, hat das Bild mit der ursprünglichen Digital-Version zu tun. Etwas im Bild erscheint real, anderes wieder nicht. Verdrehte Welt. Grau bleibt Grau, aber Schwarz wird Weiß und Weiß wird Schwarz. Wie gesagt, verdreht, aber es gefällt (mir). Ok, so weit zum Stand des Wassers.

Digitales kann also tatsächlich auch in die analoge Weiterverarbeitung gehen, wenn man sich vom ursprünglichen Bild trennt … trennen kann. Na toll, was ist den das jetzt für eine Aussage? Bild ist Bild und die einmal gezeigte Ausarbeitung brennt sich förmlich ins Gedächtnis ein. Klar, genau das will ein Fotograf auch. „Wollen sie einen Holzhammer oder gleich ne richtige Narkose.“ In Zeiten des kostenorientierten Gesundheitssystem eine durchaus berechtigte Frage. Aber hier geht es um Bilder und nicht um den nächsten Amputationstermin. Also wieder zurück zum Anfang. „Kaum macht man es richtig, schon funktioniert es.“ Die Art, in der man ein Bild ausarbeitet, ist die Art, in der ein Bild im Gedächtnis bleibt. Digitales kann auch analog weiterverarbeitet werden. Aber man muss entscheiden, wie es dann das Licht der Öffentlichkeit „erblickt“. Und dann ist es richtig so, wie das Bild ist. So herum oder umgemodelt, egal, wie es wird ist es passend. Man muss sich nur entscheiden. Nicht zweifeln, sondern machen.


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