Am nächsten Tag reißt prompt der Himmel auf. Keine Spur mehr vom Nebel in den Dolomiten und damit auch keine Zeit für Ausflüchte, denn heute wird gewandert. Was das Zeug hält. Davon hatten wir glücklicherweise ein paar Lagen mehr mitgenommen, denn so sonnig die Täler auch scheinen, bei Ankunft an der Seilbahn zum Rittner Horn bläst kalter Wind und in höheren Lagen liegt Schnee. Vereist. Statt Almabtrieb geht es jetzt stramm bergauf bis 2260 m Höhe. Der halbfahrradtrainierte Mitwanderer fühlt sich fit wie sein Turnschuh. Glücklicherweise hab ich aber inzwischen echte Wandertreter.
Wir nehmen selbstveständlich entgegengetzter Richtung die angezeichnete Himmelsroute in Angriff. Über Wälder, Barbianer Almen wie Berghütten. Durch den Dunst einer Latschenbrennerei kraxeln wir pilzesammelnd des Weges und denken manchmal ein bisschen neidisch zurück an die längst abgehängten Sonntagswanderer mit ihren lachhaften Stöckchen im Gepäck. Ab und an baldowern wir uns via kniffliger Kletterstellen, aber gerade das gefällt mir am Wandern. Man schlurft nicht einfach so vor sich hin, sondern tüftelt Schritt für Schritt voran.
Die spektakulären Almen- und Alpenpanoramen, die wir bei diesem Rundweg kreuzen, nimmt man erst richtig beim Anstieg wahr. Dann, wenn die Oberschenkel schon brennen und erste Verhandlungsversuche über Abkürzungen, Trink- und Wasserpausen ins Rollen kommen. Es hilft alles nichts. Das Rittner Horn ist kein Hörnchen, sondern Teil der Sarntaler Alpen. Da kann man sich schonmal durchbeißen. Und wird auch belohnt..
..mit vor Höhenluft sprudelndem Gipfelweizen oder der besten Buttermilch der Welt. Genauso sebstgemacht, wie der eingerührte Birnensaft. Obschon die latschenölige Küche geschlossen ist, weil wir unterwegs die Zeit mit eigenen Jausebretteln verdödelt hatten, schmeckt es in der Schutzhütte, dem Rittner Horn Haus, einfach. Aber grandios! Beschwingt geht`s über die direkte Abkürzung Schwarzseespitze zurück zur Seilbahn, runter nach Bozen. Gewachsen und glücklich.
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