Himmelsfern
Jennifer Benkau
Script5, 2013
978-3839001431
18,95 €
Verliebt sein ist etwas Schönes. Aber auch, wenn man nur zwei Wochen hat? Erst ist der Angebetete nie da, dann erzählt er nichts und zum Schluss wird er nur zwei Wochen Zeit haben? Da hat Noa sich ja einen komischen Kerl ausgesucht! Und was ist noch mal sein Geheimnis?
Wenn euch die Inhaltsangabe sehr flapsig vorkommt, dann ist sie so, weil ich Noa am Anfang so gesehen habe. Ein flapsiges Mädchen, dass ich ehrlich gesagt nicht mag. Scheinbar hat sie Vorurteile, ihre Freunde sind zum teil auch sehr egal und ihre Sprache bringt mich manchmal zum Grübeln. Immer wenn Jennifer Benkau scheinbar tiefsinnige und wunderschöne Sätze schreibt (kann Sie! Ich habe gelesen!), haut Noa Wörter danach dazwischen, dass es mich gruselt. Ich kann sie leider nicht mehr konkret benennen, weil ich mich so geärgert habe, aber es ein schöner Satz und folgt so etwas wie: “Krass. Cool.”
Noa und der junge Mann sollen die Hauptpersonen sein. Von Noa kann ich dieses auch behaupten. Sie hat ein interessantes Hobby, dass ich wirklich stark finde. Sie sucht sich noch, aber das sollte sie interessant machen. Auch ihr Freund Dominic war ein ganz netter. Er war für sie da, manchmal mehr und manchmal weniger, hatte aber immer seine Gründe. Dass Noa ihn manchmal mit Füßen tritt, passt zu ihrem Wesen und macht sie mir nicht sympathischer.
Und dann gehören zu einer Liebesgeschichte immer zwei. Ich vermute fast, dass die Liebesgeschichte zwischen Dominic und Noa besser gelaufen wäre, als die zwischen Marlon und Noa. Marlon ist von Anfang an eigenartig und gewaltbereit und hat für alles, was passiert eine Ausrede. Hat Noa Angst? Nein, natürlich nicht. Denn irgendwann, ganz plötzlich wird ihr klar, dass sie ihn mag – so mit Herzklopfen und so. Und ich als Leserin stehe da und denke: “What?” Scheinbar habe ich die Sprünge in der Geschichte falsch interpretiert. So viel erst mal zu den Charakteren.
Die Kulisse ist okay. Die Actionszenen, angefangen mit der ersten Szene überhaupt, sind gut beschrieben, obwohl mir erst nicht in den Kopf will, was Jennifer Benkau damit anfangen will. Ich denke die ganze Zeit, dass es um Engel geht, irgendwie und irgendwo – dann kommt alles anders und ich bin skeptisch. Und ja, ich habe wieder keine Rezensionen und Klappentexte gelesen
Es ist alles vorhanden: theoretisch Action und Spannung, Liebe und Freundschaft. Es scheint aber gar nicht so einfach zu sein, diese Dinge unter einen Hut zu bringen. Die Verbindung ist hier eine mystische Begebenheit.
Erst ist es ein Geheimnis und Noa will es natürlich wissen. Und ich auch – klar, denn sonst brauche ich das Buch nicht lesen. Leider sind die Andeutungen immer nur sehr wage und bis etwas passiert in dieser Hinsicht, vergehen 100 Seiten. Danach passiert aber auch nicht viel. Vieles wird angerissen, einiges erklärt, aber meist bleibt das Mystische einfach nur ein Geheimnis. Bis zum Ende bin ich mir nicht sicher, ob ich alles verstanden habe und es alles einen Sinn ergibt. Das ist schade, denn die Idee an sich ist gut und ich frage mich, warum so wenig mit dem Hintergrund gespielt. Anstelle davon muss ich mich mit Marlon herumschlagen, der eine Ausstrahlung wie ein Toastbrot hat.
Auch das Ende ist abrupt, denn nach 500 Seiten ist Schluss mit lustig. Ich warte auf den großen Knall oder das rührselige Ende, was mich mitnimmt und glücklich zurück lässt. Es gibt auch ein Ende, aber das ist nicht rührselig genug und die Tatsache ist: Nicht immer brauche ich ein Happy Ende. Vielleicht liegt also der Fehler bei mir.
Das Buch besitzt ein schönes Cover und die Schreibart von Jennifer Benkau trägt dazu bei, dass ich lange mit meiner Punktevergabe hadere. Denn sie kann es: Bilder erschaffen, mit Worten spielen – auch wenn es manchmal für mich daneben geht.
Etwas schlimmer finde ich hingegen die doppelten Worte und die Buchstabendreher, die ich gefunden habe. Sie waren so auffällig, das ich mich wirklich gestört gefühlt habe. Ich will nicht sagen, dass in anderen Bücher, die ich lese, keine Fehler sind, aber die fallen dann wahrscheinlich nicht so sehr auf und springen mir ins Auge.
“Himmelsfern” und ich – das war keine gute Geschichte. Erst war Noa nicht mein Fall und als dieses Problem besser wurde, war die ganze Idee mir etwas suspekt. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich an mir lag: falscher Zeitpunkt, falscher Ort. Aber irgendetwas an dieser Geschichte hat mich nicht mitgerissen, sondern hat mich eher den Kopf schütteln lassen.