Eine neue Reise
Ein neuer Hilfsgütertransport
Rumänien – willkommen im Land des Todes
Das letzte Mal, als ich in Rumänien war, war ich 7 Jahre alt. Ich war dort im Urlaub mit meinen Eltern. Das Einzige, an was ich mich erinnern kann, waren Tausende von Marienkäfern, die sich an den Mauern der Strandpromenade entlang hangelten. Damals verstand ich noch nichts von Politik, aber ganz ehrlich, heute auch nicht, denn in den vergangenen 40 Jahren scheint sich in diesem Land nichts verändert zu haben – außer vielleicht, dass die Marienkäfer nicht mehr da sind.
Diese Tour von der ich heute erzähle, hat schon viel früher begonnen, als am eigentlichen Beladeort in Much - hier die kurze, stichpunktartige Version des Chaos, dass wir bereits 6 Tage vor dem Transport hatten.
1.Über Facebook habe ich von Anja & Markus Gärtner (www.einbisschenwaerme.org) erfahren, dass sie dringend Sammelgüter nach Rumänien schicken wollen – ein Teil befand sich in ihrem Lager in Bürstadt, ein Teil noch in der Schweiz bei Angela Notz.
2.In der Schweiz sitzt Angela Notz (www.facebook.com/EinBisschenWarmeSchweiz), sie kümmert sich um Spenden, die innerhalb der Schweiz zusammengetragen werden.
3.Wiederum habe ich über Facebook erfahren, dass Jana Lindemann (www.facebook.com/jana.lindemann72), die einen Gnadenhof in Keula hat, einen Zaun von Martina Karl (www.mensch-tier-spirits-helvetia.org) gespendet bekommen hat, der auch irgendwie nach Deutschland musste. Ohne Martina Karl hätten wir die Spenden für Rumänien nicht aus der Schweiz ausführen können. Da sie einen eingetragenen Verein hat (Angela Notz nicht, den der Verein ist in Deutschland angemeldet), konnte sie uns eine Spendenquittung über die gesamte Ware erstellen – diese benötigten wir, um die Einfuhrverzollung nach Deutschland machen zu können.
4.Und welch‘ ein glücklicher Umstand, dass ich gerade zu diesem Zeitpunkt eine reguläre Tour für eine Firma in die Schweiz hatte – so ließ sich das alles gut verbinden, denn es wäre ja schade gewesen, wenn die Spenden nicht hätten mit nach Rumänien genommen werden können.
Um die Tour nach Rumänien zeittechnisch nicht zu gefährden, musste ich Freitags bereits die reguläre Tour laden und dann übers Wochenende rausfahren, das hat mir zwar den Umstand gegeben, dass ich zwei Tage auf einer Raststätte verbringen musste, weil ja Samstags niemand ablädt, aber zumindest hatte es den Vorteil dass ich am Montagmorgen sehr früh in der Schweiz abladen konnte, um dann so schnell wie möglich am gleichen Tag zu Angela nach Niederwil zu fahren, um dort die eigentlichen Hilfsgüter für Rumänien aufzunehmen.
Dann bin ich nach Gersau weitergedüst um den Zaun für Jana bei Martina abzuholen – ich konnte ihn allerdings nur bis Wiesbaden mitnehmen, von dort musste sie sich einen Lieferwagen besorgen. Gott sei Dank haben uns ein paar nette Jungs vom Schweizer Tiefbau geholfen, denn der Zaun hatte es gewichtstechnisch in sich J
Am nächsten Morgen konnte ich, dank der Vororganisation meines Chefs die Einfuhrverzollung in Basel/Weil am Rhein relativ zügig abschließen.
Auf dem Autohof Bensheim haben Anja, Markus und ich die komplette Ware für Rumänien auf dem Parkplatz verteilt und geschaut, welche Spenden wichtiger-weise zuerst wieder aufgeladen werden. Wir hatten ja nur ein gewisses Kontingent an Platz, so musste alles sehr genau abgewogen werden. Der Zaun befand sich derweil im hinteren Bereich des Lkw und schlief schön vor sich hin J
Nach drei Stunden war das Meisterstück gelungen. Wir konnten bis auf wenige Teile alles im Lkw verstauen und ich konnte dann nach Wiesbaden weiterfahren.
In Wiesbaden hat Sven Kleemann den Zaun von meinem Lkw geschmissen und wir haben ca. 1 Stunde benötigt um die Erde, die zuerst am Zaun und später auf meinem Lkwboden klebte, zu entfernen. Mmmppfff – das mag ich ja besonders ;-)
So jetzt hatte ich also noch knapp drei Tage Zeit – bevor es nach Much ging - Licht in das Chaos zu bringen – so saß ich also permanent vor meinem Computer und beschäftigte alle Leute, in dem ich sie mit Emails bombardierte J
Am 4.10.2012 plötzlich ein Anruf von Frau Julia Vasbender (www.etn-ev.de) – die Zahl der Paletten hatte sich um vier reduziert. Bedeutete, es waren plötzlich wieder vier Palettenplätze (acht, wenn zwei aufeinander gestapelt werden) frei.
Geschwind die liebe Rita Michalski vom Projekt Suceava (Gründerin: Susanne Trautmann-Grübl – (www.facebook.com/groups/329944043752695/) angerufen und ihr mitgeteilt, sie kann noch mehr sammeln.
Direkt danach bei Marion Löcker von Robin Hood (www.robinhood-tierschutz.at/) und Sandra Stibi (www.stibis-hundeparadies.at/) angerufen – auch hier kann jetzt mehr Hundefutter zugeladen werden.
Und zum guten Schluss – abends um halb neun bei Anja Gärtner angerufen um sie zu fragen, ob sie noch eine Möglichkeit hat, mehr Spenden aufzutreiben. Sie war begeistert, denn just an diesem Tag hatte ein edler Spender Geld überwiesen, mit dem man jetzt noch Futter kaufen könnte – aber wie konnten wir das jetzt bewerkstelligen? Anja in Bürstadt, ich im Chaos in Wiesbaden und das Geld konnte erst am Freitagmorgen von der Bank geholt werden.
Folgendermaßen konnten wir hier die Kuh vom Eis bekommen - Anja holt am Freitag, den 05.10.2012 das Geld von der Bank und bringt es nach Wiesbaden, dann düst sie wieder ab, weil sie arbeiten muss. Ich lege meine Organisation nach hinten und gehe Hundefutter einkaufen und Globus in Wiesbaden-Nordenstadt macht das Unmögliche möglich – Herr Capoor hat sein komplettes Lager leergeräumt – man bedenke, es ist Freitag, das Wochenende steht bevor und ich kaufe sämtliches Trockenfutter auf – Herr Capoor hat mir richtig leid getan, aber es nützt ja nix, die Hundis in Rumänien haben Hunger J
Danach sind mein Arbeitskollege Michael Kaiser und ich etwa 20-mal vom Globus zu unserem Lager gefahren um das ganze Hundefutter dort hinzubringen. Dort haben wir dann gemeinsam mit Sven Kleemann Futterpaletten gebaut und diese eingeladen.
Und weil mir ja immer langweilig ist, bin ich nach dieser Aktion direkt zu Lisa zum Fressnapf in Nordenstadt gefahren und habe dort die Spenden, die uns freundlicherweise von ihr zur Verfügung gestellt worden sind, abgeholt, damit sie auch noch mit nach Rumänien dürfen.
Das war sozusagen der "kleine" Vorgeschmack der Reise, die jetzt beginnt J
Mein Weg von Wiesbaden nach Much lässt sich gut an. Kurzer Stopp auf der Raststätte Medenbach – Treffen mit Iris Simon und Norbert Lehmann, noch kurz eine Gefrierkombination und einen Kühlschrank aufgeladen und fröhlich geht es weiter. Kurze Zeit später beginnt es zu regnen, erst leicht, dann aus vollen Eimern und das sollte sich für den Rest des Nachmittags nicht mehr ändern!
Als ich den letzten Kilometer vor mir hatte, wurde es mir ein bisschen unbehaglich zumute – war ich hier noch richtig? Die Straße wurde immer enger und ich hatte den Eindruck, hier ist NUR noch ein Wohngebiet, sonst nichts.
Als ich dann allerdings 200 Meter vor dem Hof Huppenhardt DIESES Schild sehe, dass ich mit DIESEM Lkw bezwingen soll, wird mir spontan übel.
Ich bleibe erst mal stehen und rufe Frau Vasbender an. "Sie fahren richtig" lautet ihre Antwort – dieser Satz ermutigte mich TOTAL!
Mein frisch polierter Lkw muss hier durch.
Nun stehe ich also direkt vor dem Hof Huppenhardt und stelle mir die Frage, wie ich es mit meinem 40-Tonner überhaupt geschafft habe, bis hier vorzudringen. Nun habe ich allerdings ein neuerliches Problem und das sehen die 10 Tierschützer, die sich hier eingefunden haben -mit angehaltenem Atem- genauso. Dieser Waldweg geht für die nächsten 5 km genauso weiter und ich habe nur zwei Möglichkeiten den Lkw zu drehen, entweder ich fahre die komplette Strecke wieder rückwärts raus, um die gleiche Strecke dann rückwärts wieder reinzufahren oder ich versuche in der "Minieinfahrt" zu drehen. Ich entscheide mich für die zweite Variante. Als ich nach 15 Minuten auf engstem Raum gedreht und in der richtigen Position zum Beladen stehe, bin ich schon fast bedient.
Ein kurzer Blick auf meine Zugmaschine, an der sich freudig alle Laubblätter dieses Waldes versammelt hatten, gibt mir dann den Rest. Der Hof Huppenhardt liegt sehr idyllisch gelegen – ein Paradies für Tiere, aber das Wort Lkw und Idylle passt leider nicht zusammen.
Da stehen sie nun - Rita und Heiko Michalski, Iris Simon, Norbert Lehmann, Yvonne Anhalt, Torsten Blau, Thomas Mertens, Nicole Dawid und Özkan Dadagül - die lieben Tierschützer, die teilweise einen sehr langen Weg auf sich genommen haben um ihre Spenden hierher zu bringen – für einen kurzen Moment standen mir die Tränen in den Augen. Sie kannten sich alle nicht, aber trotzdem haben sie für ein gemeinsames Ziel gekämpft – für die Hundis.
Für einen Moment halte ich inne und denke an die letzten 14 Tage zurück, die alle Beteiligten einen Haufen Nerven gekostet hatten. Rita, die mich gefragt hatte, ob ich für sie Spenden mitnehmen könnte. Rita, die gute Seele die in Facebook in ihrer Gruppe einen Aufruf gestartet hatte.
Die Gruppe, völlig begeistert und im Sammelwahn. Einige von ihnen schießen in ihrem Enthusiasmus leicht übers Ziel und rufen auf dem Hof Huppenhardt an und verkünden die frohe Botschaft, direkt ihre Pakete dort hinzuschicken.
Die Mitarbeiter dort – allen voran Herr Dieter Ernst, der Präsident des ETN – sind völlig überrascht, da dort keiner etwas von der eigentlich "klein" gedachten Sammelaktion weiß. Zusätzlich verbreitet sich die Sammelaktion im Facebook wie ein Lauffeuer und plötzlich melden sich alle möglichen Leute, die sich darüber beschweren, dass sie von der Sammelaktion nichts wussten – wow, was ein Chaos, alle Beteiligten kurz vor dem Nervenzusammenbruch und ich - mittendrin!
Rita musste einzelne Leute aus der Gruppe ein bisschen in ihre Schranken weisen, aber nach ein paar aufklärenden Telefonaten ist wieder Ruhe eingekehrt.
Frau Vasbender vom ETN, die die komplette Organisation in Deutschland übernommen hatte und endlose Listen und Presseaktionen zu bewältigen hatte, Frau Dr. Carmen Arsene, ihres Zeichens größte Tierrechtlerin in Rumänien, die im Vorfeld in Rumänien alle Tierheime organisierte, damit auch alle gerecht etwas von den Spenden vom ETN und der Firma Trixie etwas abbekamen und meine Wenigkeit, die versucht zu organisieren, dass die zusätzlichen Tierschutzorganisationen wie "ein bisschen Wärme", Robin Hood und Projekt Suceava ihre Tierheime in Rumänien davon überzeugen, dass sie mit kleinen Lieferwagen nach Bukarest kommen müssen, um ihre Spenden dort abzuholen, da mein Lkw nicht alle Wege dort passieren kann.
Für diese Tierheime war es ein erheblicher Anfahrtsweg -zwischen sechs und acht Stunden- um an die Punkte zu gelangen, die wir auf der Tour als Stopps gekennzeichnet hatten. Auf das zusätzliche Chaos mit der Sonntagsgenehmigung in Österreich möchte ich nicht näher eingehen – aber unser Regierungspräsidium in Darmstadt hat ein Herz für Tiere und hat ohne Probleme zumindest eine Genehmigung bis zur österreichischen Grenze ausstellen können – danke an Herrn Nehren J
Da ich noch nie mit dem Lkw in Rumänien gewesen bin und bei Tom Tom nur 16% des Straßennetzes in Rumänien von der Regierung dort genehmigt ist, bedeutete dies zusätzliche Organisation von endlosen Ausdrucken aus Google, um mir meine Route klarer zu machen. Zusätzlich musste sich Frau Dr. Arsene um sämtliche Sicherheitsparkplätze kümmern, da die Wahrscheinlichkeit, meinen Lkw mit Loch im Tank und ohne Sprit vorzufinden, ziemlich hoch war.
Ich glaube, ich brauche auch nicht näher zu erklären, welche Anstrengung es kostet, jedes einzelne Teil, das sich auf dem Lkw befindet, in Listen mit Anzahl, Artikel, Gewicht, und Herkunft zu verewigen. Und weil wir gerade so schön dabei sind, fertigen wir die Listen auch gleich noch in englisch an, da dies so vor-geschrieben ist. Prima, wir haben ja auch sonst nix zu tun.
Wie auch immer, es ist müßig, weiter darüber nachzudenken. Ich muss meine letzten drei Gehirnzellen, die mir verblieben sind, darauf fokussieren, ob meine Berechnungen für das Verladen der Ware richtig war, denn es war klar, dass ich bei ETN 16 Paletten zu laden hatte, es war auch klar, dass in Österreich vier weitere Paletten hinzukamen und natürlich war auch klar, dass ich bereit s mit 8 Paletten beladen in Much ankomme, aber was nicht klar war – wie viel hatte die Gruppe Suceava gesammelt? Vielleicht hätte ich mir ein paar Notfalltropfen mitnehmen sollen.
Nachdem sich das erste Chaos gelegt hat, beladen wir – mit Hilfe von Birgit Rünagel und Martin Nörr -wie schon erwähnt- im Dauerregen – aber trotzdem mit viel Spaß und guter Laune den Lkw.
Nachdem wir nach unserer Beladung noch gemeinsam essen waren, lag ich später zufrieden in meinem Bett und dachte lächelnd: " So kann Tierschutz auch gehen, keine Zickereien, kein Bekämpfen, keine Profilneurosen"
Fast wie beim Fliegen – jeder fliegt sein eigenes Flugzeug, aber trotzdem haben alle Piloten eine gemeinsame Kommunikation – man stelle sich nur vor, dass die Lufthansa mit Air Berlin einen offenen Kampf im Himmel veranstalten würde, nur weil die eine Airline die Andere nicht leiden kann - manche Tierschützer sollten sich das für ihren Verein vorstellen – es würde ihnen positiv bei der Umsetzung ihrer eigentlichen Ziele helfen!
Die Route Deutschland/Österreich verläuft für Tussi Püppi und Tussi Tammy bisher sehr gut, bis auf die Tatsache, dass Frau Vasbender, Frau Dr. Arsene und ich schon etwa 500 mal telefoniert haben um die letzten Hindernisse, die immer wieder aufpoppen, zu beseitigen.
In Österreich noch schnell zu Firma Samena (www.samena.at) in Pucking gehüpft, um für Robin Hood vier Paletten Futter mitzunehmen.
Danach nix wie weiter, denn um 11:15 Uhr hatte ich mich mit Martina Pollak (www.facebook.com/martina.pollak.5) auf der Raststätte Alland verabredet, damit sie ihre Spenden für das Projekt Suceava zuladen konnte – danach noch einen Kaffee auf die Schnelle und schwupps bin ich zurück auf der Autobahn.
In Ungarn keine weiteren Verzögerungen.
Jetzt nähere ich mich der Grenze nach Rumänien und mir wird etwas flau im Magen. Ab Mako werden die Straßen ziemlich schlecht – ich dachte, das fängt erst in Rumänien an??? Egal, 50 Schlaglöcher später stehe ich an der Grenze und zack – drüber! Das war ja mehr als einfach – kurz die Vignette gekauft, mit zwei Zollbeamten geflirtet und den erstaunten Satz "Oh, eine Frau auf dem Lkw ist das nicht gefährlich?" mitgenommen. Ha, wenn die wüssten, was für eine Zicke ich sein kann J
Schon bin ich in Rumänien gelandet und bin ziemlich erstaunt, dass die Straßen hier sehr gut sind und als ich dann auch noch ein Stück Autobahn geschenkt bekomme, bin ich happy – wahrscheinlich wollten mich die Rumänen zunächst in Sicherheit wiegen, bevor sie mir die nächsten 200 Schlaglöcher aufs Auge drücken.
Während ich durch die Ortschaften fahre, fällt mir spontan das Märchen "Dornröschen" ein – von irgendeiner Dorne ist dieses Land gepickst worden und in einen hundertjährigen Schlaf gefallen und mein Navi ist gleich mit eingepennt!
Ich weiß nicht, wie viele Esels- und Pferdekarren ich seit der Grenze schon überholt habe und wie viele traurige, ausgemergelte Menschen ich vor ihren eingefallenen Häusern haben sitzen sehen.
Die Sonne schien schon fast spöttisch auf dieses Land zu schauen, so als wolle sie sagen:"Wer nicht kämpft, hat verloren". Vielleicht sollte man ein paar Ausgaben von Paulo Coelho "der Alchimist" verteilen, frei nach dem Motto:"Wenn du wirklich etwas haben möchtest, dann musst du dafür kämpfen, dann wird sich die Weltenseele für dich in Bewegung setzen und du wirst es bekommen". Aber was hilft schon philosophieren – gerade bin ich am siebten überfahrenen Hund vorbei gefahren und mehrmals musste ich vor lauter Mitleid am Straßenrand halten um ein paar Streunerhunde zu füttern.
Die Hunde sind schrecklich abgemagert und schleichen angsterfüllt und mit eingezogener Rute über die Parkplätze.
Das ist wirklich ein trauriges Elend und ich muss mir wirklich die Fragen stellen, wie erbärmlich eine Regierung sein muss, die diese Missstände billigend in Kauf nimmt. Wieder einmal ist das Wort Macht, Eitelkeit und Selbstverliebtheit im Spiel.
Als ich an meiner ersten Abladestelle in Lugoj ankomme, finde ich einen jungen Mann vor, der ausgezeichnetes Deutsch spricht – man sieht, es gibt ein paar Wenige, die versuchen, etwas aus ihrem Leben zu machen!
Und Daniel Balaj gehört dazu!
Er führt mich zu seinen Eltern, die mich mit Tränen in den Augen in die Arme nehmen, weil sie sich so sehr freuen, dass sie an einem Teil der ETN und Trixie Spenden partizipieren dürfen. Was ein Drama, da sitzen schätzungsweise 800 Hunde auf engstem Raum zusammengepfercht und der Bürgermeister findet "in seinem Dorf läuft alles prima" – ich stelle mir vor, wie er selbstgefällig vor einer fetten Schweinshaxe sitzt und sich eins in Fäustchen lacht!
Egal, ich will darüber nicht weiter nachdenken, bevor mich noch die kalte Wut packt – solche Penner hat man überall sitzen!
Während ich mir das Shelter so anschaue, stelle ich fest, wie sehr hier ein paar Handwerker vonnöten wären, um hier die dringendsten Sachen ausbessern zu lassen. Aber wovon sollen die Leute das bezahlen? Sie haben selbst fast nichts. Im Geiste gehe ich zum wiederholten Mal meinen Kontostand durch, ob ich mir vielleicht noch ein paar Kröten leisten konnte um hier ein bisschen zu unterstützen. Aber leider ist hier nicht mehr viel zu machen. Verflixt, es wird echt Zeit, dass der Lottogewinn aufs Konto fließt!
Aber alles Nachdenken und Debattieren hilft nix – jetzt wird abgeladen.
Hier ist auch der Bestimmungsort für das Hundefutter von Robin Hood – es ist für das Tierheim in Reghin bestimmt und Herr Dr. Attila Benkoe und die Jungs warten schon seit einer guten Weile – der Weg von Reghin hatte sechs Stunden gedauert.
Kurz noch einige Fragen für die rumänische Zeitung beantwortet wie z.B.:
"Wieso sind Sie nach Rumänien gekommen?" – am liebsten hätte ich dem dämlichen Kerl ins Gesicht geschrien: "Eure Hunde haben Hunger, Huuuuuuuuuuuuuuuuuuunger du Vollidiot"… aber ich habe gerade noch rechtzeitig an meinen Chef, Jens Vinson gedacht, der mir immer zu pflegen sagt: "gaaaaanz ruhig Brauner" J - da habe ich den Mund gehalten – und ich schwöre, es ist mir nicht leicht gefallen!
Mein nächster Weg führt mich nach Baile Herculane.
Eigentlich bin ich mit dem Tierschützer Mishu Stoica an einer Tankstelle verabredet, aber zufällig erblicke ich ein paar Kilometer vor der verabredeten Stelle einen Parkplatz auf dem einige Streunerhunde auf der Suche nach Futter sind. Kurz entschlossen halte ich an und teilte Mishu meinen neuen Standort mit.
Gott sei Dank habe ich von ETN ein paar extra Futterrationen mitbekommen, so konnte ich den Hunden ein kleines Festmahl bereiten. Eine der Hündinnen war schwanger, was mich mal wieder wütend macht. Wie konnte eine Regierung so ignorant am Thema "Kastrationsprogramm" vorbeisehen.
Mishu freute sich sehr, als ich ihm seine Spenden übergab.
Sehnsüchtig schaute er auf meinen Lkw wo sich das Futter für die anderen Stationen befand. Ich hatte den Eindruck, er hätte sich am liebsten auf die Futtersäcke geschmissen und gerufen:" Gib‘ sie mir, ich brauche so dringend Futter".
Er tat mir sehr leid, aber ich konnte ihm ja nicht helfen. Es gab ja noch so viele Shelter, die sehnsüchtig auf das Futter warteten. Gerne hätte ich mir sein Shelter angeschaut, aber mein Lkw war zu groß um dort hinzufahren. Und mit dem Auto war es zu weit – das lässt mein Zeitplan einfach nicht zu.
Mein nächstes Ziel ist Craiova. Ich treffe mich zur Übergabe mit Octavian Georgescu und seinen Mitarbeitern bei Baumax. Ha, Baumax gibt es hier überall, aber was soll man hier einkaufen, wenn man gar nicht willens ist, irgendetwas zu verändern, weder in seinem Leben noch in seiner Wohnung!
Die Tierschützer in Craiova hüpfen auf und ab, als sie ihre Spenden in Empfang nehmen – sie kriegen sich kaum ein vor Freude. Mann oh Mann und da soll man nicht zu heulen anfangen, wenn man sieht, wie sehr sich die Leute über Sachen freuen, über die Andere noch nicht mal nachdenken.
Während wir am Abladen waren, schlichen mehrere Streunerhunde auf dem Parkplatz herum, die hier offensichtlich beim Parkplatzwächter die Anstellung eines "Wachhundes" bekommen hatten.
Dafür musste ich sie gleich mal belohnen J
Der Tierarzt Dr. Aurelian Stefan (www.familyvet.ro/) von Craiova hatte gehört, dass ich angekommen bin und wollte mir seine kleine, aber feine Klinik zeigen.
Dort angekommen, war ich sehr überrascht über den gepflegten Eindruck, den seine Klinik machte. Die Klinik hätte ohne Weiteres genauso auch in Deutschland, Österreich oder der Schweiz stehen können. Er erklärte mir alles über seine Kastraktionsaktionen. Ich war sehr beeindruckt, denn bisher hatte ich Männer in Rumänien nur arbeiten sehen, wenn sie Tierschützer sind.
">Vielen Dank für das durchlesen sagt euch euer Michele Angelo
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