Hilflos

Gespräche mit meinen Freunden und Freundinnen stellen sich tatsächlich als sehr inspirierend und wegweisend heraus. Hier eine Anekdote aus dem Leben einer Freundin:

Als Anna (Name geändert) 20 Jahre alt war, hatte sie ein sehr aufwühlendes Erlebnis. Sie saß bei einem Freund, man trank und redete, während im Hintergrund leise Musik lief. Es war ein schöner Abend, Anna fühlte sich sehr wohl. Sie ist ein fröhlicher, lauter Mensch und so war sie auch an diesem Abend. Sie lachte, sie witzelte, sie amüsierte sich vortref-flich. Andreas (Name ebenfalls geändert) legte eine Neil Young Platte auf und Anna begann plötzlich, bitterlich zu weinen. Sie brach regelrecht zusammen und Andreas musste sie trösten. Er verstand nicht recht das Problem und Anna verstand es selbst nicht. Es war der Song helpless, der sie zum Verschütten eines Tränenmeeres bewegte. Anna ließ alles los und heulte wie ein Baby. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, was da vor sich ging. Es fiel ihr wieder ein, dass ihre Mutter früher ein großer Neil Young Fan gewesen war und dass sie im Auto immer seine Musik hörte. Dieser Song war so tief in Anna verwurzelt, obwohl sie zunächst das Gefühl gehabt hatte, dieses Lied gar nicht zu kennen. Doch da war nun dieses Lied und in Anna erwachten die Bilder ihrer Kindheit. Ihre Mutter war eine Alleinerziehende. Der Vater hatte immer besseres mit “besseren” Frauen zu tun und er ließ die kleine Familie im Stich.

Durch das kleine Lied bemerkte Anna mit einem Schlag, wie schlecht es ihrer Mutter damals ergangen seien musste. Nun, mit zwanzig, verstand sie den Text des Liedes und begriff, dass dies das Lebensgefühl ihrer Mutter gewesen seien musste.

Helpless, helpless, helpless.

Allerdings muss sie auch schon als Kind die Traurigkeit ihrer Mutter gespürt haben. Ihr Weinen war ganz unvermittelt gleich zu Beginn des Liedes ausgebrochen. Die Traurigkeit einer ganzen Kindheit schien sich darin zu offenbaren. Tiefe, tiefe Verletzungen, die die Jahre zugeschüttet hatten mit anderen Geschichten. Anna bekam Mitleid mit ihrer Mutter und mit sich selbst.

Auch ich fühlte und fühle mich so oft helpless, helpless, helpless. Seit heute frage ich mich:

Was tue ich meinem Kind an mit dieser Haltung? Wird meine Tochter auch im Alter von zwanzig Jahren zusammenbrechen und begreifen, dass ihre Kindheit nicht “vollkommen” war?

Sicher, keine Kindheit ist perfekt. Aber es erscheint mir so ungerecht, das eine Kindheit mit soviel unbewusster Traurigkeit überlagert wird.

WIR MÜSSEN DAS ÄNDERN!

Eltern müssen glücklich sein, damit ihre Kinder es auch seien können. Das höchste, was wir Menschen auf dieser Welt erwarten können, ist das Glück. Am Ende unseres Lebens ist nichts so entscheidend wie die Frage: Habe ich mein Leben genossen? Heutzutage ist diese Weisheit schon sehr unter den Teppich gekehrt. Wir konzentrieren uns auf Leistung und Erfolg. Wir wollen Geld verdienen und uns selbst übertreffen. Sooft es nur geht. Dabei verlieren wir den Genuss und die Freude ständig aus den Augen.

Ein sehr guter Leitfaden für ein Leben, sind die Dinge die andere Menschen beim Sterben bereut haben.

Die Palliativmedizinerin    Bronnie Ware hat aus ihrer Arbeit mit Sterbenden eine Top-5-Liste erstellt, mit den häufigsten Dingen, die Menschen auf dem Sterbebett bereuen.

Diese Top 5 sind:

1. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, ein Leben zu leben, bei dem ich mir treu gewesen wäre. Hätte ich  doch nur nicht das Leben geführt, das andere von mir erwartet haben.
2. Ich wünschte, ich hätte nicht so hart gearbeitet (wurde von JEDEM !! männlichen Patienten geäussert).
3. Ich wünschte, dass ich den Mut gehabt hätte meine Gefühle auszudrücken.
4. Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten.
5. Hätte ich mich selbst doch nur glücklicher sein lassen.

Daraus sollten wir dringend lernen. Dinge, die uns im Leben furchtbar wichtig erscheinen, verlieren am Ende des selbigen komplett ihren Wert  und das einzige, was dann noch zählt, ist die Frage: “Hatte ich ein glückliches Leben???”
Darum plädiere ich für mehr Lebensfreude. Helfen wir einander, Zufriedenheit zu erlangen. Vor allem unseren Kindern.
Für das Glück der Kinder sind WIR ALLE verantwortlich. Nicht nur ihre Eltern. Es geht hier um mehr als einzelne Kinderleben, es geht um die Gestaltung der Zukunft eines Landes. Und was Glück ist – echtes Glück – das begreift man erst ab einer gewissen Reife. Wir müssen unseren Kindern also etwas vermitteln, das sie gar nicht verstehen werden. Damit sie nicht im Alter von zwanzig Jahren über Erinnerungen an ihre Kindheit weinend zusammenbrechen.

Lassen wir niemanden helpless sein. HELFEN WIR !

Neil Young – Helpless

Hilflos

Ein Beitrag von Maike von Wegen / mutterseelenalleinerziehend.de

 


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