Hilfestellung

Von Elwiraszyca @Das_denke_ich

In meinem letzten Polenurlaub habe ich mal wieder was erlebt. Nein, das ist noch nicht die Besonderheit. Meine Urlaube verbringe ich mehr oder weniger langweilig. Aber vielleicht muss ich dafür ein bisschen mehr ausholen, um auf das eigentliche Thema zu kommen. Die halten sich alle da für toll. Habe ich schon von meiner Tante erzählt, die einen beheizten Klodeckel hat? Die können alle was reißen. Es wird angegeben bis einem die Ohren bluten, kurz bevor sie sich nach innen ziehen. Was mir allerdings immer mehr auffällt, sind die Omas am Straßenrand, die Obst oder Blümchen verkaufen. Das ist keine Beschäftigungsmaßnahme und die machen das nicht nur zum Spaß. Nein, es ist dringend notwendig. Sonst kommen sie nicht über die Runden. Und mir imponiert das, dass man nicht nur bettelt, sondern auch dafür in Anführungszeichen arbeitet. Was der Garten halt so hergibt.

Ich kaufe dann diesen Frauen ihre Blümchen und ihr Obst ab und schenke es meiner Oma, die um die Ecke wohnt, weil ich teilweise so großzügig einkaufe, dass es nicht möglich wäre, großartig damit rum zu reisen. Meine Oma freut sich, ich habe das Gefühl was Gutes getan zu haben und jemand anderer hat sich was zur Rente dazu verdienen können. Auch wenn es nur der Tropfen auf dem heißen Stein ist. Ich traue mich da nicht zu fragen, wieso es so ist, und ob man nicht bettelt, weil man dann doch zu stolz ist, oder bei der Mentalität doch nur großzügig zu sich selbst ist und es bei den Leuten nicht ankommen würde. Teilweise weiß ich gar nicht, ob die merken, dass ich regelmäßig in Anführungszeichen einkaufe. Und es wird auch nicht gern gesehen. Klar, das Ordnungsamt haben wir hier auch, das wäre hier nicht anders. Aber dann auch die Reaktion von meiner Oma zu beobachten, von der ich mich nicht erwischen lassen darf, ist schon faszinierend und gruselig zugleich. Vor der Frau hat sie mich, wie sagt man, bedrängt nichts zu kaufen, sie bräuchte keine Blümchen und ich auch nicht. Und außerdem wäre das viel zu teuer, man könnte doch in den Supermarkt gehen.

Wie ich erfahren musste, kann auch meine Art der Hilfestellung peinlich werden für mich. So saß ich mal in einer Bar und draußen auf der Terrasse, es war an dem Tag nicht besonders warm, saß ein Mann. Der kam zwischendurch mal rein. Guckte sich um, als ob es irgendetwas suchen würde, sagte mir sogar „Guten Tag“. Es war alles seltsam und als man nach draußen geguckt hat, hatte man den Eindruck, er hätte seien halben Hausstand dabei. Er wirkte verloren, so ganz alleine auf der Terrasse, wo sonst keiner war. Natürlich fragte ich mich, was er da wohl macht und wieso er nicht reinkommt. Ob er jetzt besonders gepflegt war, kann ich im Nachhinein nicht mehr sagen. Ich beobachtete ihn weiter. Die Kellner kamen nicht zu ihm raus, er kam nicht mehr rein. Als ob er ignoriert werden würde, während alle anderen penetrant versorgt wurden. Ich hatte mir Sandwisches bestellt. Die waren nicht besonders gut und vor allem es war mir viel zu viel. Und jetzt weiche ich vielleicht vom Thema leicht ab, aber ich dachte, ich folge meinem Vorsatz nur zu essen, wenn ich Hunger habe und wenn es dann nicht mal schmeckt, wäre es doppelt blöd sich das auf die Taille zu schmieren.

Und ich beobachtete weiter. Wenn ich es also nicht essen will, dann wird es weggeschmissen. Warum nicht es dem Mann geben? Ich war mir nicht sicher, ob ich zu ihm rüber gehen sollte und es ihm anbieten sollte. Wie würde er darauf reagieren? Ich wartete noch eine Weile ab, aber weder mein Appetit kehrte zurück, noch kümmerte sich jemand anderer um den Mann. Ich ging also zu ihm. Bot ihm mein Sandwich an und was war? Er wusste nicht, was er sagen sollte. Weniger vor Rührung als aus der Überraschung heraus. Er bräuchte es nicht, weil er sich gerade eben drin was bestellt hätte. Man, war mir das peinlich. Im ersten Moment, als ich dann wieder weg fuhr, dachte ich, vielleicht habe ich was falsch gemacht und es war ihm deswegen unangenehm. Ich hätte im Boden versinken können. Nach einer Weile kam dann auch sein Essen. Und das mit allem Pi Pa Po. Ich wünschte er hätte mir was abgegeben.


(Foto: Paul-Georg Meister  / pixelio.de)

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