Quelle: Innere Mission Bremen
Erzähle mir und ich vergesse.
Zeige mir und ich erinnere mich.
Lass mich tun und ich verstehe.
Konfuzius
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
Die Geschichte von der Schüchternheit
Es entschloss sich ein Mann, ein großes und prächtiges Haus zu bauen.
So eines, wie es alle Anderen auch schon besaßen.
Er suchte sich ein Fundament, auf dem er es wagen konnte, dieses Haus zu bauen.
Nach langer Suche fand er einen Ort, der ihm wirklich sicher schien. Also begann er zu bauen. Doch er hatte kaum einen Stein auf den anderen gesetzt, da kamen schon die ersten Menschen vorbei und erklärten ihm, dass sein Haus noch nicht fertig sei.
Obwohl er dies schon längst wusste, bedankte er sich trotzdem und wünschte ihnen viel Segen für ihr eigenes Haus. Doch das hörten die Menschen schon gar nicht mehr.
Als er etwa die 1. Etage erreichte, kamen wiederum Menschen vorbei und erklärten erneut, dass sein Haus noch nicht fertig sei. Doch diesmal nahmen sie heimlich und ungefragt einen Stein mit als Dankeschön für ihre Aufmerksamkeit. So kam es, dass der Mann immer mehr Rückschritte in seinem Hausbau erlitt, denn es wurden immer mehr Menschen, die ihn immer häufiger auf sein unvollständiges Haus hinwiesen.
Aus Furcht, Menschen könnten seine Steine stehlen, baute er einen hohen Zaun um sein Fundament, sodass niemand mehr in seine Nähe kam. Er verkroch sich mehrere Monate hinter ihm und arbeitete an seinem Haus.
Als er eines Tages sein Dach erreichte, brauchte er allerdings Hilfe. Er litt unter Höhenangst und hatte nicht mehr genügend Kraft, die schweren Dachziegel zu tragen. Doch er fand keinen Ausweg, kein Weg führte mehr hinaus. Egal, wo er hinlief, überall stoppte der Zaun seine Versuche.
Als er sah, dass der Himmel sich zusammenzog und bald Regen nahte, beschloss er, seinen Zaun zu erniedrigen (der aber immer noch hoch genug war, um ihn zu schützen).
So wartet er bis heute, dass eines Tages ein Mensch vorbeikommt, der nicht auf das unvollständige Haus achtet, sondern hilft, diese Dachziegel zu tragen und der diesem armen Mann ein Stück dieses Zaunes nehmen könnte.
Ihr Lieben,
diese kleine Geschichte zeigt auf sehr eindrückliche Weise das, was ein junger Mensch erlebt, der an seinem Lebenshaus baut.
Ständig begegnet er Menschen, die ihm erklären, was er falsch mache, was er anders machen sollte, dass die Richtung, die er eingeschlagen habe, die falsche sei, die ihn entmutigen und ihm erklären, dass er seine Ziele nicht erreichen werde, weil er dafür nicht geeignet sei oder weil es die falschen Ziele seien.
Die Entscheidung darüber, ob dieser junge Mensch mit Erfolg sein Lebenshaus bauen kann oder nicht, wird aber nicht durch die Zahl der Nörgler und der Entmutiger gefällt, denen der junge Mensch begegnet.
Darüber, ob das Lebenshaus dieses jungen Menschen eines wird, das ihm Schutz bietet, indem er glücklich und zufrieden leben kann, entscheidet die Zahl der Menschen, die diesen jungen Menschen ermutigen, die ihm helfen, statt ihn zu kritisieren, die ihm zuhören, statt gleich alles besser zu wissen, die Vertrauen in seine Fähigkeiten setzen, statt schon vorher zu wissen, dass aus dem, was der junge Mensch vorhat, nichts werden kann.
Die Ermutigung, das Vertrauen und die Liebe sind die Schlüssel zu dem Herzen eines solchen jungen Menschen.
Wenn ein junger Mensch niemanden findet, der ihm vertraut, der ihn liebt und ihn ermutigt, dann wird sein Lebenshaus unfertig bleiben und den Stürmen des Lebens nicht trotzen können und er wird einen hohen Zaun um sich errichten, sodass ihn keiner mehr erreichen kann.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch heute einen fröhlichen Tag trotz des schlechten Wetters und ich grüße Euch alle ganz herzlich aus dem verregneten Bremen
Euer fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt