Der Ingenieurs-Nachwuchs von der Westböhmischen Universität Pilsen zieht Unternehmen in die Region – immer mehr Firmen forschen und entwickeln im Nachbarland
Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – Von der verlängerten Werkbank zum High-Tech- und Entwicklungsstandort – die Pilsener Region hat sich zu einem Top-Wirtschaftsstandort mit Unternehmen aus der ganzen Welt entwickelt. Firmen aus Ostbayern sind längst nicht mehr nur wegen günstigerer Produktionskosten im Nachbarland vertreten. Zentrum des Booms: die westböhmische Metropole Pilsen. Dort haben sich im größten Industriepark der Region Borska Pole mehr als 50 internationale Unternehmen mit insgesamt rund 11.000 Arbeitsplätzen angesiedelt. Was die Firmen neben modernen Labor- und Büroräumen in einem innovativen Umfeld anzieht: Die hohe Zahl an gut ausgebildeten Absolventen der Westböhmischen Universität Pilsen. Der „Technische Nachwuchs vor der Haustür“ hat auch den weltweit aktiven Automobilzuliefer-Konzern ZF Friedrichshafen AG vor knapp fünf Jahren nach Pilsen gelockt – mit einem Hauptentwicklungsstandort.
„Der Pilsener Standort bietet hochqualifizierte Ingenieure und ist außerdem nicht weit von unseren deutschen Entwicklungsstandorten entfernt“, sagt ZF-Industrietechnikvorstand Dr. Michael Paul. Weltweit beschäftigt der Konzern rund 70.000 Mitarbeiter in 27 Ländern. ZF Engineering Pilsen ist neben Shanghai in China und Northville in den USA eines von drei ausländischen Hauptentwicklungszentren. Einige der Aufgaben: Das Testen von Konstruktionen wie Automobil-Getrieben sowie die Entwicklung von Prototypen und Prüfmaschinen. Entwickelt wird sowohl für den Konzern-Verbund wie auch für externe Auftraggeber.
Gestartet ist ZF in Pilsen 2007 mit der Übernahme des tschechischen Ingenieur-Dienstleisters Value Engineering Services und seinen 60 hochqualifizierten Mitarbeitern. Mittlerweile arbeiten rund 150 Techniker am böhmischen Standort, die meisten Absolventen der nur einen Steinwurf entfernten Westböhmische Universität Pilsen, die als eine der besten Technischen Hochschulen in Tschechien gilt. Jährlich verlassen aus jeder der drei technischen Fakultäten Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik rund 2.000 Akademiker die Universität.
Und genau die will ZF erreichen. Deshalb hat das Unternehmen schon früh eine enge Kooperation mit der Universität gesucht: Gemeinsame Forschungsprojekte, regelmäßige Exkursionen von Studenten zu ZF-Standorten sowie die praxisnahe Betreuung von Bachelor- oder Diplomarbeiten bei ZF Engineering gehören dazu. Außerdem halten ZF-Spezialisten regelmäßig Gastvorlesungen an der Westböhmischen Universität und bieten Studenten die Möglichkeit im Rahmen von Ferienjobs und Praktika Erfahrungen in einem Industrieunternehmen zu sammeln.
Im Buhlen um die hochqualifizierten tschechischen Fachkräfte ist ZF Engineering jedoch nicht allein. „Fast jeder unserer Studenten bekommt bereits bis zu einem Jahr vor Ablauf seines Studiums Jobangebote von mehreren Firmen“, sagt Professor Zdenek Peroutka von der Elektrotechnischen Fakultät an der Westböhmischen Universität in Pilsen. Rund 2.500 Unternehmen aus aller Welt sind heute in der Region in den Industriezweigen Maschinenbau, elektrische und optische Industrie sowie im Automobilzuliefer-Bereich tätig.
Und die Attraktivität des Standorts wächst weiter: Aktuell wird der Wissenschaftlich-Technische Park Pilsen für rund 9,5 Millionen Euro um etwa 6.500 Quadratmeter günstige Mietfläche für innovative Unternehmen erweitert. Mit dem neuen Cluster Mechatronik schreitet auch die Vernetzung der High-Tech-Unternehmen in Westböhmen mit den Forschungs- und Bildungseinrichtungen weiter voran. Gute Aussichten für den hochqualifizierten Nachwuchs aus dem Nachbarland.