Alles was an das siebte Weltwunder erinnert ist eine Grube
Wann immer du Ferien in Bodrum machst: Gönne dir einen Ausflug in der Festung der St. Petersburg im Hafen Bodrums. Hier stand das berühmte Mausoleum – das «siebte Weltwunder». Es ist ein fantastisches Gefühl, so viel Geschichte über viele Jahrhunderte hinweg verspüren zu dürfen. Dein Aufenthalt wird dir vielleicht bewusst machen, wie vergänglich alles auf unserer Welt ist.
Der grosse Mausolos, der im Jahre 353 v. Chr. verstarb, glaubte daran, dass seine Grabstätte für die Ewigkeit geschaffen würde. Tatsächlich stand das Mausoleum mehr als 1500 Jahre, ehe es am 8. August 1304 durch ein grosses Erbeben zerstört wurde, das ganz West-Anatolien verwüstete.
Im damaligen Land namens Karien herrschte der persische Satrab Mausolos, der Sohn von Hekatomnos. Mausolos liess sich viel einfallen, um seinen Traum einer überdimensional grossen Grabstätte bauen zu lassen. Heute regen wir uns über Zigaretten- oder Alkoholsteuer auf. Mausolos war noch einfallsreicher. Wer zu lange Haare trug, der wurde zur Kasse gebeten. Mit dieser Steuer füllte er seine Kassen um seine gigantische Vision seiner Grabstätte Wirklichkeit werden zu lassen. Mausolos begann mit den Bauarbeiten während seiner Herrschaft, vermutlich um 355 v. Chr. Nach seinem Tod wurde der Bau unter der Leitung von Artemisia, seiner Ehefrau und Schwester zugleich, fortgeführt.
Augen auf…
Der ehemalige Standort des Mausoleums ist heute in ein Freilichtmuseum umgestaltet worden. In dem langen Gebäude links siehst du Reliefs, ein Modell des Mausoleums und einige architektonische Zeichnungen. Das kleine Museum, das sich heute an der Stelle der Fundament-Reste des Grabmals befindet, kann die Bedeutung dieser um 350 v. Chr. errichteten Grabkammer bedauerlicherweise in keiner Weise widerspiegeln. Bei der Besichtigung der Burg St. Peter übersieht man die Überreste des einstigen Mausoleum sehr leicht. Es ist lediglich eine Grube zu sehen. Also Augen auf und aufgepasst. Lass dir beim Eintritt ein Abspielgerät in deiner Sprache mitgeben (als Pfand dient dein Personalausweis), damit du nicht schnur stracks am «siebten Weltwunder» vorbei marschieren wirst, so wie es mir bei meinem ersten Besuch passierte.
Maussolos war in Mylasa,
dem heutigen Milas geboren
Nach Mausolos Antritt als Statthalter wählte er Halikarnassos zu seiner neuen Residenzstadt. Er war in Mylasa, dem heutigen Milas, geboren. Allerdings lag diese Stadt strategisch ungünstig, da ohne Meer und Hafen. An der Stelle des antiken Halikarnassos befindet sich heute die Touristenmetropole Bodrum. Ihr moderner Name, der im Türkischen so viel wie „unterirdisches Gewölbe” heisst – auch gern mit Keller übersetzt wird, deutet noch heute auf die verschütteten Reste des Mausoleum hin. Einige der Skulpturen und Reliefs des Mausoleum fanden in das Britische Museum nach London. Aus Schriften der Antike wird geschlossen, dass das Monument aus vier Hauptteilen bestand. Der erste Teil war der «Podium» genannte Unterbau. Darüber erhob sich ein zweiter Teil, der ionische Ringtempeln ähnlich, mit 36 Säulen umgeben (neun Säulen auf den Schmal- und elf Säulen auf den Längsseiten. Der dritte Teil war das 24 Stufen zählende pyramidenförmige Dach, das auf dem obersten Teil ein Viergespann mit den Statuen von Mausolos und Artemisea trug.
Kreuzritter errichteten mit den Mausoleum-Ruinen die St. Petersburg
Nach der Zerstörung durch Alexander den Grossen erlangte Halikarnassos nie mehr seine frühere wichtige Bedeutung als pulsierende Handelsstadt. Die Burg St. Peter wurde 1420 von Kreuzrittern grösstenteils durch die Ruinen des Mausoleum errichtet. Sie steht auf einer felsigen Halbinsel, die sich zwischen zwei Häfen befindet. Die nördliche Seite ist mit dem Festland verbunden. Die Burg zählt fünf Türme: den Französischen, Englischen, Italienischen, Deutschen und den Schlangenturm. Es gibt insgesamt 249 Wappen an den Mauern des Kastells, das 1523 den Osmanen kampflos in die Hände fiel als die Johanniter die Insel Rhodos aufgaben. Unter den Osmanen wurde die Burg St. Peter bis in das 20. Jahrhundert hinein als Verbannungsort genutzt.
Bodrum verkümmerte zu einem Fischerdorf
Cevat Şakir Kabaagaçlı – der Fischer von Harlikarnassos,
Das berühmte Halikarnassos der Antike siech dahin. Bodrum sank auf den Status eines unbekannten und fern abgelegenen Fischerdorfes zurück. Den Anstoß zu seiner heutigen Entwicklung als Ferienparadies, der Touristenmetropole an der türkischen Ägäis und der Künstlerkolonie gab der Dichter und Maler Cevat Şakir Kabaagaçlı (1887 bis 13.10.1973). Seine Lebensgeschichte ist spanned und aufregend, denn es spiegelt nur wieder, dass sich ein vermeintliches Unglück jederzeit zum Glück wandeln kann.
Das Istanbuler Militärtribunals verurteilte den Künstler wegen antimilitärischer Gesinnung. Ein Zeitungsbericht wurde ihm zum Verhängnis. In einem Artikel setzte sich Cevat Şakir Kabaagaçlı für Armee-Deserteure ein. Er wurde zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Zunächst sass der Künstler in Istanbul im Gefängnis, doch nach einigen Jahren verbannte man Cevat Şakir Kabaagaçlı nach Bodrum in den Kerker der St. Petersburg. Er stellte sich mit dem Wachpersonal gut und schon bald durfte der Schriftsteller tagsüber die Festung verlassen. So verliebte sich Cevat Şakir Kabaagaçlı in die Schönheiten der Landschaft, die er systematisch zu erforschen begann. Als die Behörden in Istanbul Wind davon bekamen, dass der Häftling in seinem Exil ein glückliches Leben führte, verbannten sie Cevat Şakir Kabaagaçlı in ein Gefängnis im Landesinneren.
So holte der «Fischer von Halikarnassos»
Bodrum aus dem Dornröschen-Schlaf
Nach drei Jahren Haftstrafe kehrte Cevat Şakir Kabaagaçlı als freier Mann in sein «glückliches Exil» nach Bodrum zurück. Augenblicklich widmete er sich ausgiebigen Erkunden. In mehreren Büchern schrieb der ehemalige Dissident unter dem Pseudonym «Halikarnas Balikçısı» – Fischer von Halikarnassos, seine Eindrücke vom südwestlichen Küstenstrich Kleinasiens, sein Staunen über die Schönheiten der Landschaften um seine neue Heimat nieder. Das Pseudonym wählte er bewusst, um seinen Lesern die Kontinuität zwischen der antiken Stadt Halikarnassos und dem heutigen Bodrum ins Gedächtnis zu rufen.
Als «Fischer von Halikarnassos» wurde Cevat Şakir Kabaagaçlı in den 1950er-Jahren zum Mittelpunkt eines Intellektuellenzirkels. Seine Mitglieder lud er ab 1957 zu Ausflügen in die Buchten rund um Bodrum ein – Kulturreisen im eigenen Land. In sehr einfachen Schwammtaucherbooten ohne Kajüte und ohne Komfort schipperten Literaten, Künstler, Historiker und Altphilologen die Küste entlang. Wasser, Reis und Rakı dienten zur Verpflegung. Den Rest holten sie sich aus dem Meer. Sie schliefen unter freiem Himmel und unterhielten sich zuweilen aus reinem Spass auf Altgriechisch. Bei diesen Fahrten, die Şakir als «Blaue Reise» bezeichnete, entdeckten die Expeditionsteilnehmer nicht nur pittoreske Meeresbuchten und kleine hübsche Fischerdörfer, sondern auch vergessene Kulturschätze. Im Laufe der Zeit sorgten Cevat Şakirs Veröffentlichungen dafür, dass immer mehr Intellektuelle und später Touristen mit dem Ziel nach Bodrum kamen, ebenfalls an der Küste entlang zu schippern.
Bis in die 1980er-Jahre hinein galt die «Blaue Reise» als Geheimtipp, und das Fahren auf den «Gulets», kleine traditionelle Segelschiffe aus Pinien-Holz, wurden fast ausschliesslich von einheimischen Reisenden gebucht. Dennoch war der Begriff «Blaue Reise» auch vorher schon ins Ausland vorgedrungen.
Britische Archäologen hatten um die Mitte des 19. Jh.s. Mausoleumteile in Bodrum entwendet und ins Londoner British Museum geschafft. Als der Schriftsteller um die Rückgabe dieser bat, begründete er seine Bitte damit, dass solche Kunstwerke nicht dazu gedacht seien, unter einem grauen und regenverhangenen Londoner Himmel ausgestellt zu werden. Die Antwort aus der Hauptstadt Großbritanniens liess nicht lange auf sich warten: «Danke, dass Sie uns daran erinnert haben. Wir haben die Räume, die dem Mausoleum gewidmet sind, jetzt blau gestrichen.»
Info: Öffnungszeiten: Von Mai bis September ab 9 Uhr bis 17 Uhr. Eintritt: 20 TL
Tourist Office
Die Tourismus Information findest du in Iskele Meydani, direkt im Zentrum Bodrums. Ganz in der Nähe der St. Petersburg und dem Fährhafen. Das kleine Büro ist von Mai bis September von morgens 8 Uhr bis nachmittags um 17.30 Uhr geöffnet. Hier bekommst du kostenlos viele Broschüren für deine Aktivitäten in und Bodrum herum. Oder frag mich.