Hexenjagd im schönen Bayern

Es gibt ja so Themen, da fragt man sich ernsthaft über was wird hier eigentlich diskutiert.
Wer derzeit die aktuelle Presse - insbesondere in Bayern, aber auch sonst in der Republik - verfolgt, kommt um das Thema "Beschäftigung von Verwandten der bayrischen Landespolitiker" nicht herum.
Ohne groß nachzudenken, empfehle ich allen meinen Lesern einfach mal mit einzustimmen:
Pfui!
Aber worum geht es eigentlich? Nun, da haben ein paar Landesabgeordnete aus ihrem Abgeordnetenbudget ihre Ehefrauen, Kinder, Mütter und sonstigen Verwandten beschäftigt. Das klingt schon ziemlich verwerflich und ist auch laut des bayrischen Abgeordnetengesetzes nicht zulässig.
Als Entschuldigung kann man nun anbringen, daß diese Regelung nicht so wirklich bekannt war, weil auch der Ältesten(!)rat im Jahre 2009 die Beschäftigung von Ehepartnern oder Verwandten oder Verschwägerten ersten Grades ausdrücklich als zulässig bezeichnet hat (siehe hier letzter Absatz). Er unterlag offensichtlich einem Irrtum.
Was mich aber viel mehr anko%t ist, wie nun wieder die öffentliche Diskussion zu diesem Thema geführt wird.
Hier mal ein paar kurze Auszüge verschiedenster Kommentatoren im Internet:
  • Blankes Entsetzen ob der Gier-und Raffsucht unserer Politiker im Landtag
  • Ich finde diese Sache nur als Bestätigung, dass sich die Politiker die Taschen
    voll stopfen, egal wie es dem gemeinen Volk geht und welche Schulden der Staat auch hat,  [...]
  • Hier zeigt sich einmal mehr, dass die Plünderung des Steuertopfes grenzenlos ist.
  • Die Raffzähne bekommen den Hals nicht voll. Da stellen sie sich hin und diskutieren über Mindestlöhne und selbst schaufeln sie unsere Kohle in die eigenen Taschen.
Ich werde an dieser Stelle mit der Zitierung einfach mal enden, weil der Post sonst unendlich lang wird. Aber einige hundert weitere könnte ich in den nächsten Minuten problemlos hinzufügen...
Haben diese Kommentatoren überhaupt nur ein paar Sekundenbruchteile nachgedacht? Nur ganz ganz kurz? Ich glaube es nicht!
Das Abgeordnete Angestellte haben dürfen, sollen und vielleicht auch müssen, ist ganz legal. Das man als Abgeordneter vielleicht einen Angestellten auswählt zu dem man besonderes Vertrauen hat, dürfte auch nachvollziehbar sein, oder? Das ein Angestellter ein leistungsbezogenes Gehalt beziehen sollte, wird die Mehrheit meiner Leser auch sicher nicht hinterfragen wollen.
Schauen wir mal in die 'freie' Wirtschaft: Ich kann auf Anhieb dutzende Unternehmen benennen, in denen der Inhaber seine Familienangehörigen beschäftigt. Ist das verwerflich? Ich meine nein.
Stellen wir aber mal de Gegenfrage: Was könnte denn im Verhalten der angeprangerten Abgeordneten sein?
Sie haben gegen ein Gesetz verstoßen. Stimmt! Auch wenn es offnsichtlich keiner wirklich kannte.
Haben sie unerlaubt Angestellte beschäftigt? Nein, sie bekommen dafür sogar ein entsprechendes Budget zugewiesen.
Haben sie damit Steuergelder verschwendet? Nein, siehe letzte Frage.
Gibt es vielleicht eine andere Frage die man stellen müsste? JA!
Haben die angestellten Verwandten ein Gehalt bezogen, daß nicht ihren Fähigkeiten und der ausgeübten Position entsprochen hat? Das wäre eine richtige Frage! Aber die stellt man nicht, weil man sich dann ja viel eingehender mit dem Thema beschäftigen müsste. Und Politiker-Bashing macht doch viel mehr Spaß, wenn nicht allzu lange darüber nachdenken muss oder kann.
Wer mit mir jetzt noch mal einen kleinen Augenblick über das große "Pfui" von ober nachdenken möchte, kommt vielleicht auch zu dem Schluss, daß das
Pfui Pfui Pfui Pfui Pfui ...
immer kleiner wird und letztendlich nur etwas für diejenigen ist, die nicht bereit sind bis über ihre Fußspitzen hinaus zu denken.
Danke lieber Leser für Eure geschätze Aufmerksamkeit.


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