Hexenjagd im 21. Jahrhundert

Von Mark Petersen @der_aufschrei

Vor einer Woche hatte die griechische Polizei ein blondes Mädchen namens Maria in einem Roma-Lager entdeckt. Beim DNA-Test stellte sich heraus, dass die beiden Eltern nicht die leiblichen sind. Nun reagieren die Behörden in einigen europäischen Ländern, indem sie starke Vorurteile gegen blonde Kinder in Roma-Familien entwickeln.

Letzte Woche ging bei der irischen Polizei ein Hinweis ein, zwei Roma-Familien in Athlone und Dublin haben ein blondes Kind mit blauen Augen bei sich. Nach dem Fall der blonden Maria in Griechenland war die Sache für die Behörden klar. Es kann sich nicht um ein leibliches Kind handeln. So verzichtete man zunächst auf den klärenden DNA-Test, sondern nahm nach kurzen Ermittlungen die Kinder an sich und brachte sie in ein Heim. Letzten Donnerstag gab es dann die peinliche Erklärung der Behörden, das man sich geirrt habe. Die späteren Tests ergaben, dass es sich doch um die eigenen Kinder handelte. Eine Menschenrechtsorganisation spricht von einer Hexenjagd und die Eltern wirken noch immer sehr verstört.

Ausgangspunkt war das Auffinden eines blonden Mädchens in einem Roma-Lager in der griechischen Stadt Farala. Dort war Beamten aufgefallen, dass das Mädchen den Eltern optisch nicht ähnlich sieht. Bis heute ist die Identität nicht geklärt. Die europäische Berichterstattung hatte bei den Behörden in Irland wohl zu einer klaren Überreaktion geführt. Ein Fernsehjournalist hatte bei einer kritischen Reportage über die Roma einen anonymen Tipp erhalten. Er verständigte die Polizei und so nahm die Sache seinen Lauf. Die Behörden gaben an, in beiden Fällen in gutem Glauben gehandelt zu haben.

Viele Vertreter von Menschenrechtsorganisationen sind besorgt. Sie hoffen, dass diese Jagd nicht der Anfang eines Prozesses ist, in dem sämtliche Roma-Kinder, die nicht dunkle Haare haben, einen DNA-Test machen müssen. Ich kann diese Sorge gut verstehen! Es ist eine Vorverurteilung in der Gesellschaft, die schon sehr an die Grenzen der Menschenrechte stößt. Diese darf, trotz der derzeitigen Berichterstattung, nicht weitergehen. Die Erlebnisse in Irland zeigen, wohin dies führen kann. Es ist nicht nur eine dramatische Situation für die Eltern, besonders die Kinder haben noch lange Zeit danach darunter zu leiden!

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Joern Petersen